Der Vorstand des Kommunalverbunds Niedersachsen/Bremen tagt nicht mehr nur in der Geschäftsstelle in Delmenhorst, sondern wechselnd in den 28 Mitgliedsgemeinden und -städten. Die erste Sitzung in diesem Jahr fand am Donnerstag im Achimer Rathaus statt. Themen wie der soziale Wohnungsbau, der Bus- und Bahnverkehr oder Radfahrwege standen auf der Agenda des Vorstands, aber eben auch Wirtschaft und Gewerbe. Und da kam der Treffpunkt Achim aufgrund aktueller Entwicklungen gerade recht, sodass es im anschließenden Pressegespräch um das Großprojekt Achim-West und die geplante Ansiedlung von Amazon in Achim ging.
Bevor Gastgeber und Bürgermeister Rainer Ditzfeld (Vorstandsmitglied) und der Bremer Bürgermeister Carsten Sieling (stellvertretender Vorsitzender) ausführlich über beide Vorhaben sprachen, ordnete der Kommunalverbundvorsitzende Andreas Bovenschulte (Bürgermeister von Weyhe) die Rolle des Zusammenschlusses ein. „Wir sind kein machtvoller Verband, der irgendwen zu irgendwas zwingen könnte“, betonte er. Der Kommunalverbund aber ermögliche einen Austausch und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Ebene der Verwaltungen, woraus Empfehlungen und Ratschläge an die politischen Gremien entstehen.
„Wir werden uns nicht als Goldesel betätigen“
Carsten Sieling führte aus, dass es das Projekt Achim-West, dessen Realisierung noch immer ungeklärt ist, nicht gäbe, wenn der Kommunalverbund nicht wäre. „Bremen steht voll hinter dem Projekt“, sagte er und möchte, dass die Hansestadt auch Gesellschafter in der Projektgesellschaft wird. Aber Sieling sagte auch: „Wir werden uns nicht als Goldesel betätigen.“ Das heißt, dass die Bremer derzeit ganz genau prüfen, wie viel Ertrag (Gewerbesteuern) ihnen das Gewerbegebiet bringt, das sich komplett auf Achimer Grund befinden würde. „Ausgaben und Einnahmen müssen passen“, benannte er die einfache Formel. Er rechnet damit, dass im Sommer eine Entscheidung darüber fällt, in welcher finanziellen Höhe Bremen sich am 100-Millionen-Euro-Vorhaben beteiligt und in welcher Rolle. Sieling ist es egal, „auf welcher Seite der Autobahn Arbeitsplätze entstehen“.
Dazu merkte Ditzfeld an, dass vermutlich noch im März die Machbarkeitsstudie zu Achim-West öffentlich vorgestellt wird, die den Einsatz und Ertrag der Gesellschafter prognostiziert. Da Gewerbeflächen auch in den anderen Mitgliedskommunen des Verbunds Mangelware sind, findet Bovenschulte, dürfe es keine Denkverbote mehr geben. „Es ist doch rational darüber nachzudenken, ob sich auch andere Gemeinden an solch einem Projekt beteiligen“, erklärte er. Da seien aber dicke Bretter zu bohren und zunächst mal müssen sich ja Achim und Bremen arrangieren, merkte Ditzfeld an, der wie Sieling einem interkommunalen Gewebegebiet offen gegenüber steht.
Ebenso wie Sieling eine Amazon-Ansiedlung in Achim begrüßen würde. „Weil die Bremer eine Beschäftigungschance bekämen“, sagte er mit Blick auf die Arbeitslosenquote in der Hansestadt. Gespräche mit der Agentur für Arbeit habe es schon gegeben. „Wir haben großes Interesse, dass Amazon in die Region geht und wollen dabei helfen“, sagte Sieling. Auf die Frage „Wie?“ antwortete er: „Politisch.“ Sieling hofft etwa, dass die Niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft für die Züge von Bremen nach Achim eine Taktverbindung zu den Amazon-Schichtzeiten einrichten könne.
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