Dass der Schutz vor Hochwasser ein brandaktuelles Thema ist, sei seit der Gefahrenlage in der jüngeren Vergangenheit wohl allen Bürgern in der Region bewusst, begrüßte Thedinghausens Samtgemeindebürgermeisterin Anke Fahrenholz ihre Zuhörer im Renaissancesaal des Erbhofs. Sowohl Anwohner, Landwirte als auch interessierte Bürger waren ihrer Einladung gefolgt und ließen sich durch Christian Schönfelder, Dezernatsleiter im Amt für regionale Landesentwicklung in Lüneburg, und Susanne Ewert vomNiedersächsischen Landesbetrieb Wasser-, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Bezirksstelle Verden, über das Ausmaß der geplanten Arbeiten informieren.
Denn es soll einiges passieren. Der Mittelweserverband plant die Verbesserung der Deichsicherheit zwischen dem Eiterschöpfwerk in Thedinghausen-Eißel bis nach Ahausen (Weyhe). Der vorhandene Weserdeich soll auf einer Länge von etwa 9,2 Kilometern den heutigen Ansprüchen an Hochwasserschutz angepasst werden. Dazu gehören Böschungsabflachung (Verbreiterung) des Deichkörpers und die Anlage eines Deichverteidigungsweges mit Deichseitengraben, heißt es in der Einladung. Für die Deichbaumaßnahmen müssen private Flächen in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig ist auch das vorhandene Wege- und Gewässernetz beiderseits des Deiches berührt. Um Tauschflächen bereitzustellen und gegebenenfalls das Wege- und Gewässernetz neben der eigentlichen Deichbaumaßnahme anzupassen, wird erwogen, begleitend eine Flurbereinigung umzusetzen.

Im Bereich des Eiterschöpfwerks in Thedinghausen-Eißel waren die Flächen Ende 2023 überflutet.
„Es handelt sich heute ausdrücklich um eine Auftaktveranstaltung“, sagte Fahrenholz, man wolle sich auf den Weg machen zur grundlegenden Verbesserung der Situation. Dem umfangreichen Maßnahmenpaket, dessen Realisierung mehrere Jahre in Anspruch nehmen werde, liege eine Vielzahl von langfristigen Überlegungen zugrunde, so die Verwaltungschefin, „und schon vor Jahrzehnten haben meine Eltern von einem Deichverteidigungsweg gesprochen, der bis heute jedoch nicht vorhanden ist“.
Im Großen und Ganzen gehe es um die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse im ländlichen Raum, sowohl im Interesse der wirtschaftenden Betriebe als auch der Verpächter, verlieh Christian Schönfelder dem ehrgeizigen Vorhaben einen Titel. An allererster Stelle sehe er dabei die Landwirtschaft und hier die Lösung von Landnutzungskonflikten mit Projekten Dritter im Zusammenhang mit Fließgewässern, Hoch- und Trinkwasserschutz, Wassermanagement. Beim Schutz von Natur und Klima gelte es, die Eigenheiten von Mooren, Biotopen, Verkehr und Straße in den Fokus zu nehmen. Zum einen wolle man die Projekte Dritter ermöglichen und unterstützen, zum anderen jedoch, Schäden und Nachteile durch die Flurbereinigung vermeiden.
Verteidigungsweg fehlt
„Grund und Boden sind endlich; wir wollen diese effektiv und effizient nutzen“, formulierte der Experte seinen Anspruch. „Konkret geht es um die Herstellung eines normgerechten Deiches zwischen dem Schöpfwerk in Eißel und Ahausen“, fuhr er fort und nannte als bestehende Defizite eine zu steile Binnenböschung, eine zu schmale Deichkrone und das schon erwähnte Fehlen eines Deichverteidigungsweges. Zudem seien die vorhandenen Zufahrten für den Verteidigungsfall zu schmal, und die Deichscharte befände sich in einem schlechten baulichen Zustand. Als Planungsziel sei die Herstellung eines normgerechten Deiches mit allen erforderlichen Bestandteilen zu sehen.
Susanne Ewers, Bauingenieurin im Geschäftsbereich Planung und Bauen (NLWKN), übernahm den zweiten Teil der Veranstaltung. Sie beschrieb die Notwendigkeit einer Verlegung der Linienführung ins Vorland und die damit verbundene Inanspruchnahme von Überschwemmungsgebiet, für die ein hochwasserneutraler Ausgleich erforderlich sei. Zudem müsse eine eventuelle Rückverlegung des Deiches an anderer Stelle geprüft und ausgeschlossen werden, dass sich aus den geplanten Vorhaben Verschlechterungen ergeben. Bis zum Abschluss der Maßnahme müsse in Jahren gerechnet werden, schloss Susanne Ewers.