Die Saatmischung Verdener Frühjahrsblüte stellt für Bienen und andere Insekten nach der Winterpause eine wichtige Nahrungsquelle dar. Doch wie viel Nektar die fleißigen Insekten tatsächlich in ihren Stock eintragen, konnten Imker bisher kaum überprüfen. Der Initiator der Frühjahrsblüte, Imker Heinrich Kersten aus Eissel, hat jetzt Abhilfe geschaffen und eine elektronische Bienenstockwaage installiert. Das Gerät ist mit dem Internet vernetzt und dokumentiert rund um die Uhr das Sammelverhalten der Honigbienen und die Entwicklung des Volks.
"Das Gerät steht in Kirchlinteln direkt an einem Feld, auf dem die Verdener Frühjahrsblüte wächst", erklärt Kersten den Einsatz des Geräts. Über die Internetadresse www.wetter.rlp.de/Bienenkunde/Trachtnet/Waagenstandorte-Karte können Imker und andere Interessierte die Waage mit der Nummer 1466 aufrufen und die Daten für einen bestimmten Tag oder eine Stunde ablesen. Die Daten werden laufend aktualisiert. "Die Natur explodiert im Frühling, die Bienen beginnen zu schwärmen. Durch die Daten der Waage können wir dokumentieren, wie stark die Verdener Frühjahrsblüte von den Insekten frequentiert wird und wie sich das Volk entwickelt", erklärt Kersten den Sinn der Waage. Das sei ein Service für alle Imker, die sich auch auf dem Smartphone über die Daten informieren könnten.
Digitale Anbindung
In Deutschland sind zahlreiche Bienenwaagen in Betrieb, die meisten allerdings in der Rhein-Main-Gegend und in Süddeutschland. "Das ist die einzige Waage im Landkreis Verden. Wir schließen damit eine Informationslücke in der Region zwischen Celle und Bremen", sagt Heinrich Kersten. Die Kosten für die Waage, vor allem wegen der digitalen Anbindung, betragen nach Angaben des Imkers etwa 1000 Euro. Das Geld musste Kersten allerdings nicht selbst aufbringen, er bekam das Gerät "wegen seiner Verdienste um die Imkerei in Niedersachsen" vom Vorsitzenden des Landesverbandes Hannoverscher Imker, Jürgen Frühling, anlässlich des Rapsfeldtages in Eissel geschenkt.
Laut Kersten sind die Daten nicht nur wichtig, um die Anziehung der Frühjahrsblüte auf die Bienen dokumentieren zu können. "Sie helfen dem Imker auch zu entscheiden, ob und wann Eingriffe in das Bienenvolk notwendig sind, etwa um das Volk umzusiedeln oder das Schwärmen zu verhindern", erklärt der Bienenenxperte. Außerdem lassen die Daten Prognosen zu, wie gut die Honigernte ausfallen könnte. Laut Kersten hätten die Bienen beispielsweise alleine an einem sonnigen Tag, dem 9. Mai, mehr als vier Kilo Nektar und Pollen gesammelt und in den Stock eingetragen. Betreut wird das "Mustervolk" übrigens nicht von Kersten selbst, sondern von dem Imker Cord-Hinrich Blanke aus Sehlingen.
Etwa 40.000 Bienen
Ein Bienenvolk besteht im Schnitt aus etwa 40.000 Bienen. Der Nektar, den die Biene aus der Blüte saugt, landet in ihrem Honigmagen (Honigblase). Dort wird der Nektar auf dem Rückweg zum Bienenstock durch Enzyme in Fruchtzucker und Traubenzucker aufgespalten. Zudem wird der Nektar im Honigmagen der Bienen mit Fermenten angereichert. Im Bienenstock geben sich die Arbeiterinnen den Nektar von Rüssel zu Rüssel weiter. Dabei wandeln sie ihn jedes Mal etwas mehr um, bis er zu Honig wird.

Bienen spielen beim Bestäuben von Blüten eine entscheidende Rolle.
Da die Honigbienen nicht nur unter Pestiziden und anderen Agrargiften leiden, sondern auch durch die Monokultur auf Feldern und in Gärten immer weniger Blühpflanzen als Nahrungsspender vorfinden, hat Kersten bereits 2016 die Imkermischung Verden entwickelt. Durch die Zusammenarbeit der Imker mit Landwirten wird die Saatmischung aktuell auf mehr als 300 Hektar Flächen im Landkreis Verden ausgebracht. Die Verdener Frühjahrsblüte kommt zusätzlich auf 22 Hektar im Jahr und wird nach Angaben des Eisselers von 14 Landwirten verwendet. Inklusive Blühstreifen wurden damit laut Kersten im vergangenen Jahr auf etwa 634 Hektar im Landkreis Verden spezielle Saatmischungen für Bienen genutzt. "Das sind immerhin 1,9 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Damit liegen wir deutlich über dem Landesdurchschnitt in Niedersachsen", so der Imker erfreut.
Hintergrund der Saatmischung Frühjahrsblüte sei, dass landesweit die Anbaufläche von Raps von 132.000 Hektar (2013) auf 79.000 Hektar im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen sei. Das sei für Bienen fatal, denn Raps sei eine „perfekte Frühjahrs-Startertracht“ für Insekten. Der Ersatz-Raps wird Ende August ausgesät und soll etwa zur Rapsblüte den Insekten Nahrung bieten. Die Felder bleiben dann bis Ende Juli/August unangetastet und bieten neben Nektar und Pollen für Insekten auch dem Wild Nahrung und Deckung.
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