Noch ist nicht entschieden, wer bei der Bundestagswahl an diesem Sonntag als Sieger hervorgehen wird. Einen Einblick in die politischen Interessen junger Menschen gibt es aber jetzt schon: Die Jahrgänge acht bis 13 des Verdener Gymnasiums am Wall (GaW) haben bei der Juniorwahl ihre Stimmen abgegeben und eine klare Präferenz gezeigt.
Mitglieder des Weser-Aller-Bündnisses (Wabe) organisieren die Juniorwahlen am GaW bereits seit Jahren. "Die Wahlhelferinnen unterstützen uns unheimlich", sagt Christian von Weyhe, Fachobmann Politik-Wirtschaft an der Schule. Zum vierten Mal fanden die Juniorwahlen nun an dem Verdener Gymnasium statt, zuvor parallel zu den Bundestagswahlen 2013, zur Wahl des Europaparlaments 2014 und zur Kommunalwahl 2016. "Der Jahrgang 13 nimmt heute an einer Exkursion teil und wählt deshalb per Briefwahl", sagt von Weyhe – auch das sei eine gute Übung für die Zukunft.
CDU auf viertem Platz
Ein deutlicher Trend zeichnet sich bei den Ergebnissen ab: Bei der Wahl eines Wahlkreisabgeordneten gingen 27,8 Prozent der Stimmen an Lena Gumnior (Grüne), 24 Prozent an Andreas Mattfeldt (CDU) und 23,6 Prozent an Michael Harjes (SPD). Auch bei den Zweitstimmen holten die Grünen mit 25 Prozent den Sieg, dicht gefolgt von der SPD mit 23,6 Prozent. Die FDP erhielt 23,4 Prozent und die CDU 9,2 Prozent. "Die Grünen sind am GaW immer sehr stark, aber auch die CDU und SPD sind stets gut dabei", sagt Christian von Weyhe.
Jede Juniorwahl wird im Unterricht vorbereitet. Thematisiert werden unter anderem Ablauf, Wahlsystem, Kandidaten und Parteien. "Unser Ziel ist es, Hemmschwellen abzubauen", sagt von Weyhe. Während einige Schüler dem Lehrer zufolge gar nicht an der Wahl teilnehmen, gibt es bei anderen eine starke politische Prägung aus dem Elternhaus. Viele Jugendliche bekämen ihre Informationen außerdem aus den sozialen Medien, wobei die Quellenprüfung aber besonders wichtig sei.
Schüler sind politisch interessiert
Die zwei achten Klassen, die Christian von Weyhe unterrichtet, seien sowohl an politischen als auch gesellschaftlichen Themen sehr interessiert. Laut Politiklehrerin Dörte Seidel ist das Engagement der Jugendlichen in den vergangenen Jahren nur stärker geworden. Schüler des GaW haben zum Beispiel auch die Grüne Jugend in Verden gegründet.
Die 14-jährige Leni war eine der Schülerinnen, die an der Juniorwahl teilgenommen hat. "Als wir im vergangenen Jahr zu Hause unterrichtet worden sind, habe ich mich viel mit dem Thema beschäftigt und bin auch im Debattierclub der Schule", sagt die Jugendliche. Es gebe zwar keine Partei, die ihren Meinungen zu 100 Prozent entspreche, aber einige seien dennoch interessant. "Ich finde, wir sollten ab 16 Jahren wählen dürfen, denn es wird über unsere Zukunft entschieden", betont sie.
Der gleichaltrige Jona sieht die Herabsetzung des Wahlalters kritisch: "Manchen geht es darum, etwas zu verändern, aber andere würden dann wählen gehen, ohne sich vorher informiert zu haben." Laut der 17-jährigen Neele sollte mehr politische Bildung eine Voraussetzung für Wahlen ab 16 Jahren sein. "Es ist gut, wenn junge Menschen wählen können, solange sie sich eine umfassende Meinung gebildet haben", findet die Zwölftklässlerin. Auf zukünftige Wahlen fühlt sich die Schülerin dank der Juniorwahl besser vorbereitet, wie sie sagt.