Nicht mehr wie gewohnt im Oktober und neuerdings deutlich nach Disziplinen unterschieden: Die Hengstkörung des Hannoveraner Verbandes kommt diesmal im Doppelpack daher und findet mit vierwöchigem Abstand an jeweils drei Tagen statt. Zum Auftakt werden vom 4. bis 6. November rund 60 junge Dressurhengste im Blickpunkt und auf dem Prüfstand stehen. Und egal, ob die Pferde des Jahrgangs 2019 das begehrte Urteil „gekört“ erhalten oder nicht – die meisten Kandidaten können auch am Schlusstag in der Niedersachsenhalle ersteigert werden.
Unter der Überschrift „Wieder herzlich willkommen in Verden“ weist Verbandszuchtleiter Ulrich Hahne in seinem Vorwort im Körkatalog darauf hin, dass das „besondere Hengstmarktflair zurückkehren“ könne. Soll heißen: Nachdem man die Hengste 2020 „fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ hat präsentieren müssen, ist nun wieder Publikum zugelassen. Auch wenn noch nicht jeder Platz besetzt werden könne, bestehe doch die Möglichkeit, „Züchter und Interessierte aus der ganzen Welt“ zu begrüßen.
Vor allem aber widmet sich Hahne den Neuerungen, die die traditionsreiche Veranstaltung erfahren hat. Die im vergangenen Jahr eingeleiteten Veränderungen seien weiterentwickelt worden, sodass es nun zwei getrennte Körungen gebe. Zur einen Monat später als sonst, in der ersten Oktoberwoche, vorgenommenen Hengstvorauswahl erklärt Hahne: "Dieses ist eine Maßnahme beim Versuch, Selektion, Vermarktung und Tierwohl in eine Balance zu bringen." Man werde weitere Schritte gehen müssen, „wenn wir auch in Zukunft unsere jungen Hengste zweijährig im Herbst auf der Dreiecksbahn, dem Herzstück unserer Körung, begrüßen wollen“.
Abwechslungsreiches Abstammungsbild
Wer sich vorab einen Eindruck von der aktuellen Kollektion machen möchte, findet auf der Homepage des Verbandes Videos, Fotos sowie Informationen zu den Mutterstämmen. Das Abstammungsbild der zugelassenen Dressurhengste sei „abwechslungsreich wie selten zuvor“, meint Zuchtleiter Hahne. Verschiedene Hengstlinien seien mit zahlreichen Nachkommen vertreten, „ohne, dass die Dominanz einer einzigen Blutlinie auszumachen wäre“. Die Hengste seien „nicht nur als zukünftige Vererber hochinteressant“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. "Nicht selten starteten bei der Körung internationale Karrieren im Sport." Als ein Paradebeispiel wird auch D’Avie FRH v. Don Juan de Hus angeführt, der auf der Verdener Körung 2014 als Prämienhengst für 620.000 Euro verkauft wurde und unter anderem zweimal bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde triumphierte.
Damals Rekord, haben die Preise mittlerweile noch eine ganz andere Dimension angenommen. Bestand hat bislang die noch die 2018 erzielte Bestmarke von gut zwei Millionen Euro. So viel berappte damals das Duo Paul Schockemöhle und Andreas Helgstrand für einen prämierten Vivaldi-Sohn. Vor zwölf Monaten betrug der Spitzenpreis 490.000 Euro, erlöst für einen Dunkelfuchs von Sezuan. Für die 25 gekörten Dressurhengste mussten im Durchschnitt genau 126.409 Euro gezahlt werden. Für den gesamten Hengstmarkt wurde eine Schnittsumme von 89.635 Euro errechnet.
Wie sich die Preise bei der ersten reinen Dressurhengst-Körung gestalten werden, bleibt abzuwarten. Zunächst werden die gut 60 Aspiranten dem üblichen Prüfprogramm unterzogen. Am ersten Tag erfolgt nach der Anlieferung ab 14 Uhr das Freispringen. Highlight ist am Donnerstag die Vorstellung der Hengste draußen auf der Dreiecksbahn. Das Longieren in der Halle beginnt um 14 Uhr. Der Zeitplan für den dritten und letzten Tag sieht ab 8 Uhr Freilaufen, Körung und Prämierung vor. Nach einem etwa einstündigen Schauprogramm soll es ab 16 Uhr ums Geld gehen: Die Zukunftshoffnungen für die Zucht werden, mit einigen Ausnahmen, meistbietend versteigert.
Am Donnerstag ist der Eintritt frei, Karten für Freitag kosten 15 Euro (lange Seite) beziehungsweise zehn Euro (kurze Seite). Für beide Tage ist hinsichtlich Tickets „limitierte Verfügbarkeit“ vermerkt. Es werden keine Stehplatzkarten angeboten. Für Sonnabend sind die Karten ausverkauft. Generell gilt für den Zutritt die 3G-Regel; es sind entsprechende Nachweise bereitzuhalten. Eine Besucherregistrierung ist ebenfalls erforderlich. Weitere Informationen zum Veranstaltungsablauf und den ausgewählten Pferden gibt es im Internet unter www.hannoveraner.com.