2040 sollen die Gebäude in der Verdener Innenstadt neu gestrichen, saniert und renoviert sein. Beleuchtungen und Beschilderungen sollen den schönen Charakter der Häuser unterstreichen, Neubauten sich architektonisch in das Umfeld einfügen. Der Rathausplatz soll begrünt sein und ein angenehmes Klima sowie zahlreiche Sitzgelegenheiten zum Verweilen bieten. So sehen aktuell die Zukunftsvisionen für die Verdener Innenstadt aus. Erreicht werden sollen sie unter anderem durch den Masterplan Innenstadt.
Nicht nur für Erwachsene soll die Innenstadt ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität werden. Auch Kinder und Jugendliche sollen sich in der Fußgängerzone, dem Allerpark und dem Fischerviertel wohlfühlen. Zwei Wünsche einen alle Altersgruppen, das haben nun Untersuchungen der Stadt Verden ergeben. Demnach haben Sicherheit und Sauberkeit für alle einen hohen Stellenwert.
Kinder und Jugendliche befragt
Erste Erkenntnisse aus der Befragung von Jugendlichen, die Verdener Gymnasien oder die Oberschule besuchen, und von einer Gruppe aus Grundschülern hatte die Stadt kürzlich bei einem Vertiefungsworkshop zum Masterplan Innenstadt präsentiert. Rund 35 Menschen hatten sich zu dem zweiten digitalen Treffen zugeschaltet, um gemeinsam an den Plänen für eine zukunftssichere Innenstadt zu feilen. Die Ergebnisse sollen in eine Bewerbung für das Förderprogramm "Resiliente Innenstädte" des Landes Niedersachsen einfließen. Mehr als 3,9 Millionen Euro winken den Kommunen, die von der Jury ausgewählt werden.
Während die Jugendlichen einen schriftlichen Fragebogen ausfüllten, gingen die Grundschulkinder in der Stadt auf Entdeckungstour. Vom Rathausplatz zum Allerpark, am Bollwerk und dem Fischerviertel entlang zum Lugenstein und durch die Große Straße zur Herrlichkeit führte die rund zweistündige Expedition die Kinder, erzählt Wirtschaftsförderer Fabian Fortmann. "Es war eine teilnehmende Beobachtung." Unterwegs schauten sich die Jungen und Mädchen genau um und vergaben grüne, gelbe und rote Smileys für Aspekte, die ihnen gut, durchschnittlich oder gar nicht gefielen.
Interesse an Kunst
"Wie nehmen die Kinder die Innenstadt wahr?", diese Frage stand beim Spaziergang mit den Grundschülern im Fokus. Dabei zeigte sich, dass die jungen Probanden nicht nur Spielgelegenheiten im Blick hatten. Obwohl historische Gebäude bei den jüngsten Befragten auf viel Zuspruch stießen, bewerteten sie verblasste Fassaden und Abnutzungsspuren negativ. In Sachen Sicherheit haben die Grundschülerinnen und Grundschüler insbesondere Zebrastreifen positiv bewertet. Kritik gab es hingegen für potenziell gefährliche Kreuzungen sowie fehlende Beleuchtung und Geländer. Erstaunt zeigte sich Fortmann davon, wie die Kinder auch auf Kunst im öffentlichen Raum reagierten. Besondere Aufmerksamkeit genossen beispielsweise die Bronze-Fohlen in der Großen Straße. Da Mädchen und Jungen bis zwölf Jahre meist mit Erwachsenen unterwegs seien, sei es wichtig, ihre Bedürfnisse mit in den Blick zu nehmen, um allen einen angenehmen Aufenthalt in der City zu ermöglichen.
"Die Verdener Innenstadt hat nicht schlecht abgeschnitten", bewertet Bürgermeister Lutz Brockmann die ersten Ergebnisse. Während die Kinder Smileys vergaben, verteilten die Jugendlichen in einer digitalen Befragung Schulnoten. Mit der Bestnote 1,9 bedachten sie die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad. Für die Anbindung der City an die Aller vergaben sie eine 2,2. Die schlechtesten Noten gab es für jene Aktivitäten, denen die Jugendlichen in der Innenstadt besonders häufig nachgehen: Freunde treffen (3,1) und Einkaufen (3,2). Das seien klare Hinweise, woran die Stadt künftig arbeiten müsse, findet Fortmann. Die Jugendlichen vermissen insbesondere Einkaufsmöglichkeiten für ein jüngeres Publikum, vielfältige Gastronomie und Orte zum Verweilen.
Ambivalente Ergebnisse
Die Auswertung fördert aber auch ambivalente Ergebnisse zutage. So erfreue sich beispielsweise der Rathausplatz mit seinen historischen Fassaden großer Beliebtheit, erklärt der Wirtschaftsförderer. Gleichzeitig beklagten die Befragten, dass das Areal keinen Platz für Grün lasse.
"Die Quintessenz ist: Der Innenstadtbereich muss lebendig bleiben", fasst Fortmann zusammen und ergänzt: "Die Innenstadt will lebendig sein und sich von Wohngebieten unterscheiden." Es sollen Treffpunkte für Menschen aller Generationen entstehen – und zwar ohne Konsumzwang. Das und kulturelle Angebote können zu mehr Betrieb im Herzen Verdens sorgen, von dem schließlich auch Geschäfte und Gastronomiebetriebe profitieren können.
Auf einem guten Weg
"Das Amt für regionale Landesentwicklung sagt, wir seien auf einem guten Weg", erzählt Brockmann. Es unterstützt die Stadt beim Bewerbungsprozess. Eine Steuerungsgruppe wird in dieser Woche die Leitprojekte auswählen. Am Mittwoch, 16. März, wird sich der Ausschuss für Stadtentwicklung mit dem Thema auseinandersetzen. Die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im historischen Rathaus.
Bevor der Stadtrat am 19. April über die Strategie und die Kofinanzierung beschließt, wird die Steuerungsgruppe die Bewerbungsunterlagen zusammenstellen. Einen Tag nach der Ratssitzung soll die Bewerbung eingereicht werden.