Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Reiten Verden International Drei herausragende Weltmeister

Die Stimmung war am Wochenende beim Reitturnier Verden International bestens. Kein Wunder: Schließlich wurde in der Reiterstadt gleich drei Weltmeisterschaftstitel vergeben – und zwar für junge Dressurpferde.
29.08.2021, 19:29 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Sina Stahlsmeier

Hesselhoej Down Town, Kjento und Jovian heißen die frisch gekürten Weltmeister der fünf-, sechs- und siebenjährigen Dressurpferde. In der Gut Wettlkam-Arena, dem Dressurstadion auf dem Turniergelände Verden, haben die Zuschauer Dressursport der Extraklasse erlebt. Den Jubelrufen und Aufschreien bei Fehlern zu urteilen, war es für sie aber auch ein Wechselbad der Gefühle. Die Stimmung ließ erahnen, wie sehr die pferdebegeisterten Anwesenden es vermisst hatten, live internationalen Spitzensport zu sehen.

Den Auftakt bei der Medaillenjagd machten die Sechsjährigen am Sonnabendnachmittag. An der Spitze gab es keine großen Überraschungen: Vizetitel für den Escolar-Nachkommen Escamillo und seinen Reiter Manuel Dominguez Bernal, den Weltmeistertitel sicherte sich Charlotte Fry mit Kjento souverän. Als Fry auf dem lackschwarzen Hengst von Negro mal Zoriana mal Jazz ins Viereck ritt, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Frisch aus Tokio von den Olympischen Spielen zurückgekehrt, wo Fry Silber mit der Britischen Dressurmannschaft erritt, lastete ein spürbarer Druck auf den Schultern der 25-Jährigen. Sie stellte den KWPN Hengst nicht für ihre Heimat Großbritannien, sondern für die Niederlande vor. Nach dem Ritt ein kurzes aufatmen, dann donnernder Applaus, Pfiffe, Jubelrufe. Ein magischer Moment, nicht nur für die spätere Medaillengewinnerin. „Für mich war die Umstellung von meinem Olympiapferd Everdale auf Kjento nicht so groß. Beide haben unheimlich viel Energie und sind toll zu reiten.“ Die Endnote von 96,000 Prozent ist nahezu unwirklich hoch für eine Dressurvorstellung, außer für den Schritt erhielt der von A.J. Van Os gezogene und im Besitz des Gestütes Van Olst Horses stehende Hengst in jeder Einzelwertung die Höchstnote 10,0. Der Schritt, der in der Atmosphäre der voll besetzten Arena etwas angespannt war, war den Richtern eine 8,0 wert.

Drei Buchstaben, die alles aussagen

„Wow“, lautete der erste Kommentar, den Kommentator Peter Storr über die Lautsprecher brachte. Nicht weniger beeindruckend war der zweite Auftritt des Spaniers Bernal und seinem Sportpartner Escamillo. „Das Pferd ist gut, aber vor allem passt ihr als Paar perfekt zusammen“, resümierte Storr nach dem Ritt. Und die Gesamtnote von 93,400 Prozent spiegelt die liebevolle Beziehung der beiden wieder, die der spanische Dressurreiter später in der Pressekonferenz auch selbst anspricht. Für Schritt, Durchlässigkeit und Gesamteindruck erhielt der von Gestüt Tenterhof gezogene und im Besitz von Kimberley Davis-Slous stehende Hengst jeweils eine 9,5. Damit ging auch die erste Silbermedaille der Weltmeisterschaften an Deutschland.

Einige Überraschungen gab es auf den Plätzen drei und vier. Die erste Überraschung war der Auftritt von Andrina Suter. Die 29-jährige Schweizerin ritt als fünfte Starterin auf dem Rücken des Belissimo M mal Dark Sugar gezogenen Briatore ins Viereck. Mit 85,600 Prozent setzte sie sich von diesem Zeitpunkt an an die Spitze des Feldes, womit im Vorfeld niemand gerechnet hatte. Den von Adolf-Theo Schurf gezogenen und im Besitz von Robert Lualdi stehenden Westfalen-Wallach entließen die Zuschauer nach dieser fantastischen Runde mit donnernden Applaus aus der Arena.

Lesen Sie auch

Eine weitere Überraschung folgte gegen Ende der Prüfung. Die Polin Beata Stremler, die in der Qualifikation noch auf Platz fünf zu finden war, überraschte auf For Magic Equesta mit einer überragenden Finalprüfung. Den Hannoveraner aus der Zucht von Friedhelm Kühnen und im Besitz von Sylwia Ruter bewerteten die Richter gleich drei Mal mit der 9,0 für Schritt, Trab und Perspektive. „Ganz ehrlich, mein Ziel war es hier, keine allzu schlechte Prüfung zu reiten“, gab die Polin bei der Pressekonferenz lachend zu. „Mit diesem Endergebnis hätte ich niemals gerechnet.“ Auch in Zukunft wird Stremler die Möglichkeit haben, das Pferd weiter auszubilden.

Wieder Silber für Deutschland

Die fünfjährigen Pferde kämpften am Sonntagmorgen um die Medaillen. Auf das deutsche Züchterkonto ging dabei erneut eine Silbermedaille – und zwar für den Dancier – Floris – Fuechtels Floriscount-Sohn Danciero, der im Besitz der Hengsthaltung Helgstrand/Schockemöhle steht und von der Züchtergemeinschaft Broers & Weber gezogen worden ist. Nach der Prüfung fielen sich Eva Möller und die Schwedin Jeanna Hogberg, die die Goldmedaille auf Hesselhoej Down Town entgegennehmen durfte, in die Arme. „Ich hab so hart gekämpft“, sagte Möller lachend zu ihrer Mitstreiterin.

Das Endergebnis war denkbar knapp. Der Siegerhengst, ebenfalls aus dem Besitz der Hengsthaltung Helgstrand/Schockemöhle legte mit unfassbaren 97,000 Prozent vor. In den Einzelnoten stand zwei Mal die zehn für Trab und Perpektive und jeweils die 9,5 für Schritt, Galopp und Durchlässigkeit. Für die Dressurreiterin aus Syke und Danciero lautete das Endergebnis 96,600 Prozent. Der lackschwarze Hannoveraner-Hengst, stand nach seiner Prüfung wie eine Statue auf der Mittellinie und schien den Jubel sichtlich zu genießen. Den Bronzerang erreichte die KWPN-Stute Lightning Star mit ihrer niederländischen Reiterin Kirsten Brouwer. Von Ferguson – Daily Daily Enjoy – De Nico stammt die Stute aus dem Besitz von R&R Sporthorses BV, Stal Brouwer ab und kommt aus der Zucht von T. Wilaras. 92,800 Prozent lautete das Endrgebnis, dass die Reiterin vor Freude in Tränen ausbrechen lies.

Den letzten Weltmeistertitel machten die siebenjährigen Dressurpferde unter sich aus. In dieser Prüfung konnte man durchaus von einer Dominanz der dänischen Reiter sprechen, denn sowohl Gold, Silber als auch Bronze gingen an Starter unter der dänischen Flagge. Zwei der Siegerhengste gehören darüber hinaus der Helgstrand Dressage GmbH. Das beste Ergebnis holte dabei, wie auch schon in der Qualifikation, der Apache – Zinith – Tango-Nachkomme Jovian mit 89,136 Prozent. Im Sattel saß der Inhaber von Helgstrand Dressage, Andreas Helgstrand. „Natürlich ist es ein langer Weg, bis wir die ganzen Pferde für die Weltmeisterschaften ausgebildet und vorbereitet haben. Als Reiter und Besitzer sehe ich das von zwei unterschiedlichen Seiten, und ich danke meinem Team für den Einsatz“, sagte er, als er gefragt wurde, wie es sich anfühle, so viele Pferde bei den Weltmeisterschaften qualifiziert und auf dem Podium zu haben. Jovian sei ein Aushängeschild für Helgstrand und unterscheide sich dadurch auch von den anderen Verkaufspferden. Auf dem Silberrang platzierte sich Nanna Skodborg Merald auf Blue Hors Touch of Olympic L. Besitzer des Dänischen Warmblutes ist, wie der Name schon vermuten lässt, die Blue Hors GmbH. Die Züchter, die die Anpaarung Don Olymbrio – Finelli Landlyst – Fidermark wählten, sind Anja und Jan Petersen. 83,965 Prozent brachten den Wallach auf das Podium, für Schritt, Durchlässigkeit und Perspektive gab es eine 9,6. Die Dänin reitet ihn, seit er vier Jahre alt ist. Aufgrund dieser langen Zeit seien beide zusammengewachsen und auch das Vertrauen sei gestiegen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)