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Handball-Coach im Interview SG Achim/Baden: Florian Schacht spricht über den Titel in der Oberliga

Trainer Florian Schacht von der SG Achim/Baden reflektiert die Meistersaison und blickt in die Zukunft. Er spricht im Interview über die Herausforderungen in der Regionalliga und die Erfolge des Teams.
05.06.2025, 16:30 Uhr
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SG Achim/Baden: Florian Schacht spricht über den Titel in der Oberliga
Von Florian Cordes

Herr Schacht, direkt nach dem Gewinn der Meisterschaft haben Sie gesagt, noch gar nicht zu realisieren, was die SG Achim/Baden mit dem Gewinn der Oberliga-Meisterschaft erreicht hat. Wie schaut es jetzt aus, welchen Stellenwert hat dieser Titelgewinn?

Florian Schacht: Die Mannschaft hat etwas sehr Besonderes erreicht. Ich habe zuletzt viel darüber nachgedacht. Da ist mir unter anderem eingefallen, dass ich damals als Spieler in Oyten mit Florian Block-Osmers (später langjähriger Spieler der SG Achim/Baden, Anm. d. Red.) Verbandsliga-Meister geworden bin.

Das ist aber einige Tage her...

Ja, das ist tatsächlich schon ein paar Jahre her (lacht). Aber im Endeffekt sind diese Freundschaften von damals größtenteils geblieben. Wenn wir uns sehen, denken wir immer noch an diese alte Zeit zurück. Ich glaube, dass das mit dieser Mannschaft der SG in vielen Jahren auch so sein wird. Für alle, die dann noch mit dem Handball verbunden sind und sich mal treffen, wird es immer besonders bleiben.

Sie sind trotz der Tabellenführung stets zurückhaltend geblieben. Aber insgeheim war es schon das klare Ziel, Meister zu werden?

Die Mannschaft hatte sich vor der Saison zusammengesetzt und sich interne sowie externe Ziele gesteckt. Das externe Ziel war Platz eins bis drei. Intern hieß es, es soll so weit nach oben wie möglich gehen. Und nun ging es halt ganz nach oben.

Die Meisterschaft wurde im spannenden Heimspiel gegen die HSG Delmenhorst perfekt gemacht. Das 24:24 reichte für den Titel. Wie haben Sie die dramatische Schlussphase auf der Bank erlebt?

Das war schon ein bisschen komisch. Ich trage während der Spiele durchaus mal eine Uhr, die den Puls misst. Auf die schaue ich nach den Spielen. Nach dem gemessenen Puls auf der Uhr war es das entspannteste Spiel, das ich in der ganzen Saison hatte.

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Wie erklären Sie sich das?

Ich weiß es nicht. Es lag wahrscheinlich daran, dass ich mir die ganze Zeit relativ sicher war, dass wir es mit dem Gewinn der Meisterschaft an diesem Tag schaffen – obwohl der Spielverlauf dann ja sehr knapp war.

Zu diesem sicheren Gefühl hat sicherlich die Heimstärke der SG beigetragen. Vor dem Delmenhorst-Spiel hatte ihre Mannschaft zu Hause alle Spiele gewonnen. Was hat das Team in den Heimspielen so stark gemacht?

Dazu beigetragen haben auch die Emotionen, die von der Tribüne rüberkommen. Das ist mit den Erfolgen gewachsen. Spätestens nachdem wir gegen Neerstedt zu Hause gewonnen haben – das war ohnehin eines unserer stärksten Spiele – und nach dem Heimsieg gegen die Hunte-Aue Löwen hatte die Mannschaft unheimlich viel Selbstvertrauen gesammelt.

Der TV Neerstedt kam als Tabellenführer nach Achim. Durch den Sieg hatte Ihr Team den TVN im Klassement überholt. War das auch der Moment, in dem Ihnen klar wurde, es könnte mit der Meisterschaft klappen?

Nein, dafür war die Saison zu dem damaligen Zeitpunkt noch zu lang. Wir hatten zudem auch immer wieder Verletzungen. Aber wir hatten zum Glück auch diesen sehr breiten Kader. Das war am Ende wohl auch der Grund für die Meisterschaft. Ich habe schon einmal gesagt: Der Star ist die Mannschaft. Das würde ich weiterhin so unterschreiben.

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Die vielen Ausfälle hat die Mannschaft wirklich gut kompensiert. Zum Beispiel endete die Saison für Max Borchert und Torhüter Mirco Thalmann verletzungsbedingt frühzeitig. Kamen da bei Ihnen doch Zweifel auf, und dass es im Titelrennen deutlich schwieriger werden kann?

Ja, definitiv. Bei jedem Spieler, der weggebrochen ist, war das ein Schlag ins Kontor. Aber das hat die Mannschaft über andere Qualitäten ausgeglichen, nämlich über gemeinschaftliche Geschlossenheit. Sie haben die Ausfälle aufgefangen und hatten immer die richtigen Antworten parat. Und dann waren da ja auch noch unsere jungen Flügelspieler Felix Kaiser und Julius Kopmann. Die haben in dieser Saison viel Erfahrung gesammelt und haben viel richtig gemacht. Sie haben viel dazugelernt.

Würden sie sagen, dass die beiden die Gewinner der Saison sind?

Ich glaube eher, alle sind Gewinner. Wenn man jetzt einen Spieler explizit herausheben sollte, würde es mir schwerfallen. Genauso könnte man die Kapitäne nennen, die ich vor zwei Jahren benannt habe, nämlich Marvin Pfeiffer und Malte Meyer. Die beiden haben sehr viel Verantwortung übernommen. Sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Da waren sie tragende Säulen. Und die jungen Spieler haben extrem viel Spielpraxis gesammelt. Dieses Vertrauen haben sie mit ihren Leistungen zurückgezahlt. Daher fällt es mir tatsächlich schwer, einzelne Spieler so richtig herauszuheben.

Mit Björn Fechner wurde Ihnen vor der Saison ein neuer Co-Trainer an die Seite gestellt. Ihn nach Achim zu holen, war sicher auch ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Saison.

Wir ergänzen uns sehr gut. Am Anfang mussten wir uns noch ein bisschen finden, aber das ist ja auch normal. Fichte (Spitzname von Fechner, Anm. d. Red.) setzt mit seinem individuellen Training neue Maßstäbe. Darüber freuen sich die Jungs auch. Denn wenn du mit 15 Spielern allein im Training bist, ist es manchmal auch schwer, dass alle ordentlich ins Schwitzen kommen.

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Die Spieler sind während der Saison gereift. Wie aber haben Sie sich in den vergangenen Monaten als Trainer weiterentwickelt?

Das ist eine gute Frage. Natürlich wächst man – genauso wie die Mannschaft – von Spieltag zu Spieltag und von Saison zu Saison. Im ersten Jahr, in dem ich die erste Herren der SG von Tobias Naumann übernommen und trainiert habe, war das eine gewachsene Mannschaft. Da musste ich als Trainer gar nicht viel machen und nicht viel ändern. Ich musste die Jungs nur bei Laune halten. Das mündete dann in einem sehr guten vierten Platz in der Oberliga. Im zweiten Jahr hatten wir einen ersten größeren Umbruch. Da war der Kader nicht so breit und so gut wie er im Endeffekt in diesem Jahr war. Mit den Verstärkungen, die wir geholt haben – auch die jungen Leute –, haben wir uns natürlich weiterentwickelt. Durch uns Trainer wurden neue Impulse gegeben, allein durch Fichte. Aber auch durch mich selbst wurden neue Dinge reingenommen, seien es verschiedene Deckungsvarianten oder andere Spielweisen im Angriff. Ich finde schon, dass wir jetzt einen anderen Handball spielen als vor drei Jahren. Es ist jung und sehr erfrischend, was wir auf die Platte bringen.

Wird sich für die neue Saison noch viel am Kader verändern?

Wir schauen uns um und sind noch auf der Suche nach punktuellen Verstärkungen. Die müssten aber auch mannschaftlich passen. Einen Spieler, der zehn Tore pro Spiel wirft, werden wir wahrscheinlich nicht holen. Gut, wenn es menschlich passt, würden wir auch so einen Spielertypen nehmen. Wir sind da noch am Machen, aber ist alles noch nicht spruchreif.

Die Regionalliga wird eine Herausforderung für die SG Achim/Baden. Welche Ziele werden Sie verfolgen? Vornehmlich wird es wohl der Klassenerhalt sein?

Ja. Das steht außer Frage, wenn man als Aufsteiger in so eine Liga kommt. Ich habe mir schon mal die Fahrtstrecken angeguckt, die so auf uns warten. Kommende Saison müssen wir bald über 1000 Kilometer mehr zu den Auswärtsspielen fahren. Da sind richtig lange Strecken dabei. Da kommt auf die Mannschaft ebenso eine große Herausforderung zu. Und es sind nicht nur die weiten Fahrten, sondern auch neue Hallen. Ich erwarte deutlich vollere Hallen, in denen es andere Emotionen geben wird. Und dass die Regionalliga eine größere Spielstärke hat, das kann man jetzt schon sicher sagen. Beckdorf ist in diesem Jahr als Drittletzter mit 17 Punkten in der Liga geblieben. Ich denke, dass du nächstes Jahr sogar ein paar Punkte mehr benötigst, um die Klasse zu halten.

Gibt es Spiele, auf die Sie sich schon jetzt freuen? Ich denke da an die HSG Nienburg. Immerhin wird das Team vom Ex-SG-Coach und zugleich Ihrem Vorgänger Tobias Naumann trainiert und zudem läuft künftig ihr früherer Spieler Jakob Naumann für Nienburg auf.

Ja, das wird schon was Besonderes gegen Nienburg. Und zudem ist es für uns nicht die weiteste Distanz, die wir fahren müssen.

Das Gespräch führte Florian Cordes.

Zur Person

Florian Schacht (47)

ist Handball-Trainer der SG Achim/Baden. Er hat die Mannschaft vor der Saison 2022/2023 übernommen. Zuvor war er Coach der SG-Reserve. In diesem Jahr gewann Schacht mit der SG Achim/Baden die Meisterschaft in der Oberliga Nord und tritt mit seinem Team künftig in der Regionalliga an.

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