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Natur Wie Achimer Angler den Speiseplan der Störche bereichern

Schwarzmundgrundeln breiten sich seit etwa zehn Jahren in der Weser aus. Achimer Angler haben der invasiven Fischart den Kampf angesagt. Die sardinengroßen Tiere gelten als Leckerbissen für Störche.
05.09.2025, 17:46 Uhr
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Von Gisela Enders

Sie sind invasiv, gefräßig und vermehren sich rasant: Schwarzmundgrundeln, die seit etwa zehn Jahren als blinde Passagiere in den Ballasttanks von Frachtschiffen aus den südosteuropäischen Brackwassergebieten bis in die Weser gelangen. An jedem zweiten Donnerstag im Monat versammeln sich etwa 15 Mitglieder des Anglervereins Achim unterhalb des Deiches in Hagen-Grinden, um die kleinen Süßwasserfische an den Haken zu bekommen. "Mit dem Kescher lassen die sich nicht fangen", erklärt Uwe Roll, der seit 1993 dabei ist und inzwischen als Vorsitzender des Zusammenschlusses etwa 2000 Mitglieder betreut.

Die etwa zehn bis zwölf Zentimeter langen Tiere sind graubraun gemustert, für den menschlichen Verzehr geeignet und in Russland und in der Ukraine als Delikatesse ausgewiesen. Das Treffen der Seniorengruppe aber gilt einem anderen Zweck, nämlich der Unterstützung des Storchenbeauftragten im Landkreis Verden, der Abwechslung in den Speiseplan der schwarz-weißen Vögel bringen möchte. Auf 544 "Fänge" können die Hobby-Fischer an diesem Tag zurückblicken, "ein nicht allzu großer Erfolg", wie sie sagen. Die schmale Beute sei "der Witterung und dem starken Wind geschuldet“, heißt es. Auf 100 Meter gebe es im Übrigen derart viele der sardinengroßen Grundeln, dass man "die niemals weggeangelt bekommt". Voraussetzung für gutes Gelingen sind geeignete Köder, die vom Fachmarkt "Fishermans Partner" in Weyhe kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

„Störche, die aufgrund von Verletzungen nicht flugfähig sind und hier überwintern, werden von uns mit Futter, das überwiegend aus Eintagsküken besteht, versorgt“, beschreibt Hans-Joachim Winter die Pflege der Adebare, die auch eine medizinische Versorgung umfasst. Die von Klaus und Petra Müller betriebene Station auf dem kreiseigenen Grundstück unweit des Sachsenhains in Verden ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und bestrebt, die aktuell flugunfähigen Tiere so schnell wie möglich auszuwildern und damit ihrem natürlichen Lebensraum wieder zuzuführen. Sieben Dauergäste werden der Einrichtung voraussichtlich über diesen Winter hinweg erhalten bleiben; bei ihnen sei, zumindest im Moment, mit einer vollständigen Genesung nicht mehr zu rechnen, sagt Winter. Auch sogenannte Nestlinge, aus dem Horst gefallene oder gestoßene Jungtiere, erhalten Futter bis zur Flugfähigkeit. Wildstörche zu füttern, sei indes tabu, informiert Winter. "Die müssen alleine klarkommen."

"Mit dem Verfüttern der Grundeln, die vorab natürlich getötet, aber nicht zerkleinert werden müssen, servieren wir den Störchen besondere Leckerbissen, bieten Abwechslung vom herkömmlichen Futter und tragen, wenn leider auch nur in geringem Maße dazu bei, den Bestand der Schädlinge zu verringern", sagt Winter. Gelegentlich fielen die Grundeln auch mal Hecht oder Zander zum Opfer, verrät Uwe Roll, in den meisten Fällen versteckten sich die flinken Flitzer aber in den Ritzen und Höhlen der Buhnen am Ufer der Flüsse und blieben so ihren Feinden verborgen. Von dort aus machen sie sich über den Laich der heimischen Fische her und sorgen zudem etwa fünf- bis sechsmal pro Jahr für hungrigen Nachwuchs.

Der Fang, der mal größer und mal kleiner ausfällt, wird im Anglerverein tiefgekühlt und zweimal pro Monat von Achim aus nach Verden in die Gefriertruhe der Station gebracht. Das Treffen der älteren Herrschaften erfülle über das Fischen der Grundeln hinaus noch einen weiteren Zweck, beschreibt der "Storchenvater" das Prozedere. Im Anschluss an die fast ganzjährige Arbeit werde in den meisten Fällen gemeinsam gegessen und auch das eine oder andere Bierchen getrunken. So gesehen habe das Ganze auch noch eine soziale Komponente.

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