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Hochwasser in Verden Pegel der Flüsse sind massiv gefallen

Im Landkreis Verden gilt nur noch für die Aller bei Eitze die Meldestufe zwei. Die Straße zwischen Eissel und Langwedel ist für den Verkehr wieder geöffnet.
16.01.2024, 17:18 Uhr
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Pegel der Flüsse sind massiv gefallen
Von Andreas Becker

Die Lage in den Hochwassergebieten an Aller und Weser hat sich in den vergangenen Tagen weiter entspannt. Auch die jüngsten Niederschläge hätten nicht zu einem erneuten Anstieg der Pegel geführt, sagt Dennis Köhler, Sprecher der Kreisfeuerwehr Verden. "Auch die Pegel der Aller sind massiv zurückgegangen", so Köhler. Aktuell meldet der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) für die Aller in Verden-Eitze die Meldestufe zwei (von drei). Für die Weser gibt es keine Meldestufe mehr.

Wie ist die Lage in den Verdener Hochwassergebieten?

Das Fischerviertel, das während des Hochwassers fast komplett überflutet war, ist wieder trocken. In den Straßen und Hauseingängen liegen allerdings noch viele Sandsäcke. In den vergangenen Tagen haben die meisten Hausbewohner sich bemüht, ihre Keller und andere mit Wasser vollgelaufene Räume auszupumpen und zu trocknen. "Die Anwohner helfen sich gegenseitig", sagt Köhler, der betont, dass weder Feuerwehren noch Technisches Hilfswerk (THW) Pumpen und anderes technisches Gerät für private Zwecke ausleihen können. "Keller auszupumpen ist nicht unsere Aufgabe." Auch vom Allerpark hat sich das Wasser wieder völlig zurückgezogen.

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Wie umfangreich sind die Schäden?

Das ist zum momentanen Zeitpunkt schwer zu sagen. "Da sich das Wasser erst langsam zurückzieht, werden die Schäden erst allmählich sichtbar", sagt Dennis Köhler. Außerdem sind viele verschiedene Bereiche betroffen. Neben den Schäden an Privathäusern können auch Straßen, Brücken, Deiche, Grünanlagen, öffentliche Spielplätze und landwirtschaftliche Flächen gelitten haben. Die Zerstörungen zu erfassen und die Schadenhöhe zu beziffern ist die Aufgabe von Bausachverständigen und anderen Experten.

Wie viele Einsätze haben die Helfer geleistet?

Da nicht alle Einsätze gezählt wurden, geht Dennis Köhler von einer hohen Dunkelziffer aus, wie er sagt. Er schätzt, dass Feuerwehren, THW und freiwillige Helfer kreisweit zwischen 250 und 300 größere Einsätze gestemmt haben. In der Hochphase des Hochwassers zwischen Weihnachten und Neujahr seien zwischen 300 und 350 Mitglieder der Wehren und anderer Organisationen an der Bekämpfung des Hochwassers beteiligt gewesen. In der ersten Januarwoche habe sich die Situation bereits wieder etwas entspannt, sodass es nur noch zu vereinzelten Einsätzen gekommen sei. Schwerpunkte während der Hochphase seien die Stadt Verden und der Flecken Langwedel (Hagen-Grinden) gewesen. Dort habe es auch Unterstützung von anderen Kommunen gegeben, so der Feuerwehrsprecher.

Was passiert mit den zahllosen Sandsäcken?

Im Landkreis Verden wurden nach Schätzungen mehrere Zehntausend Sandsäcke verbaut. Was jetzt damit geschehen soll, ist aktuell noch offen. "Wir prüfen gerade, wie wir die Sandsäcke am besten beseitigen können", erklärt Köhler. Fest steht aber, dass die Hüllen nicht wiederverwendet werden können. "Das ist ausgeschlossen. Die Jutesäcke sind alle nass geworden und gammeln weg. Und die Kunststoffsäcke lösen sich im Sonnenlicht mit der Zeit auf."

Welche Schlüsse ziehen die Einsatzleitungen?

"Wir sind zunächst froh, dass es vorbei ist. Aber wir werten die Hochwasserphase gründlich aus und werden Schlüsse für die Zukunft ziehen", erzählt Köhler. Dabei gehe es beispielsweise um einen effektiveren Einsatz der Ausrüstungen. Dieser Prozess stehe aber noch am Anfang. Greifbare Ergebnissen gibt es noch nicht.

Wie ist die Lage in der Ortschaft Eissel, die das Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten hatte?

Ortsbrandmeister Jürgen Henke gibt sich entspannt, denn auch rund um Eissel haben sich die Wassermassen zurückgezogen. "Die Straße in Richtung Langwedel ist wieder offen, gereinigt und gestreut", schildert Henke die aktuelle Situation. Noch nicht wieder freigegeben ist die Kreisstraße 27 zwischen Verden und Eissel, das betrifft auch den Radweg. "Die Straße ist noch vereist und muss gereinigt werden. Wann das passiert, wissen wir noch nicht", sagt Henke. Jedenfalls wird das THW-Boot, mit dem die Feuerwehr Passagiere zwischen Eissel und Verden befördert hat, an diesem Dienstag wieder abgeholt.

Wie viele Menschen wurden per Boot befördert?

Wann das Boot zum letzten Mal zwischen Ortschaft und Domstadt verkehrte, weiß der Ortsbrandmeister ganz genau: "Das war am 10. Januar um 16 Uhr." Weil nicht mehr genug Wasser unterm Kiel war, musste die Feuerwehr danach die Fähre einstellen. Insgesamt beförderte Kapitän André Schröder mehr als 1800 Menschen. Rund 593 Stunden war das Boot unterwegs. Es verkehrte stündlich und täglich zwischen 8 und 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr.

Welche Einsätze gab es sonst für die Eisseler Wehr?

Die Einsatzkräfte der Ortschaft waren trotz des Hochwassers nur zwei Mal gefordert: beim Ausfall der Klärpumpe sowie zur Unterstützung des Rettungsdienstes. "Wir brauchten keine Sandsäcke, wir haben nur die Gullydeckel abgedichtet", erzählt Henke. Rückblickend sei es ein besonderes Hochwasser gewesen. "Es stieg sehr langsam, sodass wir die Entwicklung schlecht abschätzen konnten. Außerdem war es etwas höher als früher." Davor habe es 2007 oder 2008 das letzte größere Hochwasser gegeben.

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