Das Ökologische Zentrum an der Artilleriestraße wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Das soll gefeiert werden, und zwar an diesem Sonnabend, 6. September, ab 15 Uhr mit einem Tag der offenen Tür. Das Organisationsteam hat dafür ein buntes Programm auf die Beine gestellt und hofft, dass auch Menschen, die bisher noch keine Berührungspunkte mit dem Zentrum hatten, ihren Weg dorthin finden. Denn der Bau mit Geschichte hat einiges zu bieten.
In den 1990er-Jahren hat sich eine Gruppe überwiegend junger Menschen auf die Suche nach einem Gebäude gemacht, in dem ein ökologisches Zentrum entstehen könnte. Mit dabei war auch Jutta Sundermann. Das Thema Nachhaltigkeit – insbesondere beim Bauen – sollte im Ökozentrum eine große Rolle spielen und tut das auch bis heute, erzählt sie.
Gebäude mit Charme
Eigentlich hatten die Initiatoren damals das Schinkel-Gebäude auf dem Holzmarktgelände im Blick, erinnert sie sich. Doch ein finanzstarker Investor wollte "alles oder nichts", erwarb das gesamte Gelände und so war die Chance auf den Hauserwerb für die Öko-Pioniere vorerst passé. Der Vorschlag der Stadt, sich auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Lindhooper Straße nach einem geeigneten Gebäude für das gemeinsame Ziel umzuschauen, führte schließlich zum heutigen Backsteinbau. Der habe sofort allen sehr gut gefallen, hatte – anders als viele der umliegenden Gebäude – einen besonderen Charme. Nur einen Haken gab es: Die Grundstücke, auf denen heute Autohandel, Supermarkt, Ökozentrum und Co zu Hause sind, wurden ohne Rücksicht auf die vorhandenen Gebäude, zurechtgeschnitten. Die Grundstücksgrenze verlief durch einen Teil des heutigen Ökozentrums und so musste ein Stück des Gebäudes "abgeschnitten" werden. Zu erahnen ist das noch heute anhand der Holzvertäfelung auf eben jener Seite, in der Anfang 2025 die Frischeschmiede geöffnet hat.
Auch innerhalb der roten Backsteinmauern hat sich seitdem einiges getan. Das Gebäude wurde saniert, aufgestockt und auch im Inneren immer wieder umgebaut – zuletzt nach dem Auszug der Firma Biber. Dem Baustoffhandel war es mit der Zeit zu eng in seinen Räumen geworden. Er zog in einen Eigenbau an der Berta-Bentz-Straße. Am Aktionstag kehrt das Team allerdings mit einem Kurzvortrag zurück. Und auch bei Veranstaltungen der Kreisvolkshochschule (KVHS), die im vergangenen Jahr mehrere Räume im Ökozentrum bezogen hat, sind die Fachleute in Sachen ökologisches Bauen regelmäßig zu Gast.
Sportangebote und ungewohnte Einblicke
Für die KVHS sei es ein Glücksfall gewesen, dass durch den Umzug von Biber Platz im Ökozentrum frei wurde, erzählt Gitta Stahl, die für den Programmbereich Umwelt zuständig ist. Ein Sport- und ein Seminarraum sind in einem Teil des ehemaligen Baustoffhandels entstanden. Die direkte Nachbarschaft zum KVHS-Gebäude sei sehr praktisch. Allerdings wüssten viele Menschen noch nichts von der kleinen Außenstelle im Ökozentrum. Das soll sich, so wünscht es sich Stahl, auch durch den Tag der offenen Tür ändern. An dem bietet die Kreisvolkshochschule mehrere kurze Sporteinheiten an. Pilates, ganzheitliche Körperarbeit, Core-Stabilität und die heilenden Kräfte im Tanz stehen unter anderem zur Auswahl. "Wer nicht grad eine knallenge Jeans an hat, kann sich die Schuhe ausziehen und mitmachen", lädt sie ein. Während in dem Sportraum der Puls in die Höhe geht, entstehen nebenan Patchworkkunst und ein Insektenhotel. Mithilfe der VR-Brillen der KVHS können Interessierte zudem einen Bienenstock aus Insektenperspektive erkunden.

Das NZBN ist europaweit ein einzigartiger Bau.
Neben dem Ökozentrum gibt es auf dem Gelände auch noch ein weiteres, deutlich neueres Gebäude, das gewissermaßen seinen Jahrestag begeht. Denn fast 15 Jahre nach der Gründung des Ökozentrums eröffnete das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen (NZNB). Von außen ist es nicht zu sehen, aber das fünf Stockwerke hohe Gebäude ist ein Strohballenbau. Kalk und Lehm statt Beton und Stahl kamen bei dem Bau zum Einsatz – und natürlich Stroh. Europaweit sei der Strohballenbau über fünf Etagen einzigartig, sagt Sundermann. Zahlreiche Besonderheiten des Gebäudes können Interessierte bei einer Besichtigung kennenlernen. Eine von ihnen ist der Eisspeicher, der die Räume im Winter mit Wärme versorgt. Was absurd klingt, sei ein cleveres physikalisches System, erklärt Sundermann.
Infostände und Kreativangebote
Die dreistündigen Feierlichkeiten beginnen um 15 Uhr. Stärken können sich die Gäste in der Frischeschmiede, wo Kaffee und Kuchen, aber auch Bratwurst und Brötchen serviert werden. Im Gegensatz zu Getränken und Speisen sind alle anderen Angebote an diesem Tag kostenlos. Die Klimaschutz- und Energieagentur des Landkreises Verden (Klever), jüngst vom NZNB aus Platzgründen ins Ökozentrum umgezogen, bietet Wasserspiele und Wasserwissen. Um das klare Nass geht es auch bei der Ernährungsberatung Prull, die zu den Themen Trinkwasserqualität und Gesundheit informiert. Die Kita Grashüpfer lockt mit Seifenblasen, Basteltisch und Sandspielen. Verschiedene Vereine und Initiativen nutzen das Fest, um an Ständen ihre Arbeit vorzustellen. Für Musik sorgt die Dörverdener Band Störfunk.