Frau Deckers, finden Sie bei Ihren vielen TV-Verpflichtungen, Tourneen, Vorträgen, Coachings und so weiter überhaupt noch Zeit zum Praktizieren?
Ich habe nie als Therapeutin praktiziert. Ich bin zwar Diplom-Psychologin, habe mich nach dem Studium aber relativ schnell auf die Bühne gestellt.
Also ganz so, wie es die meisten Künstlereltern raten: Erst ein sicheres Standbein schaffen und dann der Kunst widmen?
Nein, das war es nicht. Ich wollte Psychologie studieren, weil es mich brennend interessiert hat – und ich finde es immer noch sehr spannend. Aber ich wurde nicht ermuntert, einen seriösen Beruf zu ergreifen und es war nicht so, dass ich mich erst mal absichern wollte. Comedy ist eine Leidenschaft von mir und Psychologie ist es auch.
Ihr akademisches Interesse scheint Ihnen auf jeden Fall genug Bühnenstoff zu liefern, zudem wirken sie ziemlich up-to-date, was das aktuelle Geschehen in sozialen Netzwerken betrifft. Können Sie mit Ihren Ausführungen darüber alle Teile Ihres Publikums gleichermaßen mitnehmen oder registrieren Sie in dieser Hinsicht manchmal ein gewisses Altersgefälle?
Ich habe das Gefühl, dass sich mit meinen Themen sehr viele, sowohl Jüngere als auch Ältere identifizieren können. Wenn ich beispielsweise über meine Mutter spreche, die sich keine Namen merken kann, mache ich mit meinen Zuschauern ein Mütterquiz, was oder wen meine Mutter mit gewissen Aussagen wohl meinen könnte. Dafür habe ich dann andere Nummern, wo es um Trends wie Social Media geht, die sich dann wahrscheinlich eher an Jüngere richten. Ich glaube, ich decke ein breites Themenspektrum ab, in dem für jeden was dabei ist, zumal ich auch eine Alltagsbeobachterin bin. Auch damit können sich viele identifizieren.
In der Beschreibung ihres aktuellen Programms „Probleme sind auch keine Lösung“ befinden sie, dass wir gesellschaftlich wieder mehr aufeinander zugehen müssen. Inwiefern hat sich die Kommunikationskultur in den vergangenen Jahren geändert?
Es hat sich wahnsinnig viel verändert. Kommunikation ist anstrengend geworden. Im Grunde kann man sagen, dass sich die meisten Leute mit Informationen überflutet fühlen, weil es auch mittlerweile viele unterschiedliche Kommunikationskanäle gibt. Wir sind nachweislich ängstlicher als noch vor 50 Jahren, unter anderem, weil es heute ja ständig irgendwelche „Breaking News“ gibt und wir ständig schlechte Nachrichten angezeigt bekommen. Wir müssen zudem bewusst entscheiden, wie erreichbar wir sein wollen.Diesbezüglich gibt es auch Unterschiede zwischen den Generationen. Ein Perspektivwechsel bringt hier oft Abstand und neue Einsichten.
In meinem Programm erzähle ich aber auch persönliche Geschichten, zum Beispiel über die Kommunikation mit meinem Freund oder meiner Mutter, gehe dann aber immer auch noch auf eine weitere allgemeine Ebene, wo es um Fragen geht wie: Ist 'Multitasking' überhaupt möglich? Wie gehen wir mit dieser Informationsüberflutung um? Wie entstehen die kommunikativen Unterschiede zwischen Männern und Frauen?Ich nehme mich bei allem aber nicht so ernst und versuche, diese Leichtigkeit auch zu vermitteln. Das heißt, es gibt einen Infotainment Anteil, aber es ist nicht so, dass ich mit erhobenem Zeigefinger da stehe.
Das Interview führte Christian Pfeiff.