Starkregen-Ereignisse und lang anhaltende Regenfälle zwingen dazu, neu über den Schutz der Wesermarsch nachzudenken. Gefahr droht nicht mehr nur vor Sturmfluten der Nordsee, sondern ebenso aus dem Binnenland. Der Hochwasserschutztag in Brake informierte am Wochenende rund 1000 Gäste. Mehr als 200 Helferinnen und Helfer, zahlreiche Einsatzfahrzeuge, ein Polizeiboot, Informationsstände, Mitmachaktionen und eine moderierte Großübung gaben Einblicke.
Brakes Bürgermeister Michael Kurz wies ausdrücklich darauf hin, dass die Bevölkerung auch im privaten Bereich Vorsorge treffen müsse – etwa durch Bevorratung zu Hause oder regelmäßige Aufreinigung ihrer Grabenabschnitte.
Einen Hochwasserschutztag mit innovativem Ansatz und wissenschaftlicher Begleitung wie in Brake habe es bisher in Niedersachsens noch nicht gegeben, lobte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Sie betonte, es sei besonders wichtig, dass in einem Netzwerk gut zusammengearbeitet wird. Und ergänzte: „Ohne ehrenamtliches Engagement sind wir aufgeschmissen.“
Ministerin: Digitale Kommunikation wichtig
Laut Ministerin muss als Lehre aus der ernsten Lage zwischen Weihnachten und Neujahr, als fast ganz Niedersachsen unter Wasser gestanden habe, gezogen werden: Kommunikation müsse digital verbessert, Ausrüstung gemeinschaftlich verstärkt und das Engagement von Hilfsorganisationen gut unterstützt werden. Helfen solle dabei eine vom Land eingeführte einheitliche Stabssoftware. Zudem könne jetzt jeder Landkreis vom Land 288.000 Euro als Pauschalzuweisung erhalten, um seine Ausrüstung zu verbessern.
Ganz wichtig ist laut Behrens auch, Bürger gut über die jeweils aktuelle Lage zu informieren. Die Gemeinde Lilienthal im Landkreis Osterholz könne als Vorbild dienen. Der dortige Bürgermeister habe es geschafft, für 12.000 betroffene Einwohner eine Whatsapp-Gruppe einzurichten.

Studenten der Jade-Hochschule haben einen für Transporte in Gefahrenbereichen programmierten Laufroboter entwickelt.
Der Hochwasserschutztag in Brake war Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft geförderten Projektes Lifegrid im Landkreis Wesermarsch. Zu den Partnern gehört unter anderem die Jade-Hochschule. Das Ziel: Konzepte zur Rettung besonders hilfsbedürftiger Personen entwickeln – zum Beispiel in Kranken- und Pflegeeinrichtungen.
Plädoyer für Notstromaggregate
Karsten Specht, Geschäftsführer des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV), stellte die Bedeutung einer auch bei Überschwemmungen funktionierenden Wasserversorgung heraus. Das habe jüngst ein Rohrbruch in Wilhelmshaven gezeigt. Daher müsse mehr getan werden in Sachen Notstrom.
Pascal Drewes, Dezernent im Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz, pflichtete Specht bei: Notstromaggregate aber auch Satellitenkommunikation und geländegängige Fahrzeuge seien wichtig. Eine neue einheitliche Stabssoftware bezeichnete er als „tolle Sache“.
Freude an ehrenamtlichem Engagement zeigte auch die Feuerwehr. Die Kreisbereitschaft rückte mit 55 Kräften an. Gemeinsam mit Aktiven des THW, Mitarbeitenden des 2. Oldenburgischen Deichbandes und der DLRG-Wasserretter zeigten sie, wie an einer modernen Sandsack-Füllmaschine gearbeitet wird. Ein THW-Ladekran mit bis zu 23 Meter langer Ausladung kam zum Einsatz. Gezeigt wurde auch, wie ein Wasserdurchbruch mit Sandsäcken abgedichtet wird.