Die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen in Niedersachsen hat drastisch zugenommen. Seit Jahresbeginn hat die Polizei bereits 38 entsprechende Taten registriert. Dies sind nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) in Hannover rund 65 Prozent mehr als im gesamten Vorjahr. 2017 seien landesweit nur 23 Automaten-Sprengungen gezählt worden, sagte eine LKA-Sprecherin am Donnerstag. 2016 wurden 34 und im Jahr zuvor 28 Sprengungen registriert.
Jüngster Tatort war in der Nacht zu Donnerstag die Fußgängerzone von Hameln. Dort jagte ein Unbekannter gegen 3 Uhr im Vorraum einer Bank den Geldautomaten in die Luft. Anwohner hörten einen lauten Knall und sahen, wie anschließend ein Mann mit einer Umhängetasche aus der Bank rannte. Er lief zu einem Komplizen, der in der Nähe mit einem Motorrad wartete. Dann seien beide ohne Licht durch die Dunkelheit davongerast, sagte Polizeisprecher Jens Petersen. Eine Großfahndung mit Streifenwagen aus sechs Landkreisen blieb ohne Erfolg.
Mal mehr und mal weniger Erfolg
Die Masche der Automaten-Knacker sei immer gleich, sagte LKA-Sprecherin Nevin Ayyildiz. „Meistens schlagen sie in den frühen Morgenstunden zu. Sie brauchen nur wenige Minuten, um ein Gasgemisch in den Geldautomaten einzuleiten.“ Dieses brächten sie dann zur Explosion, schnappten sich die Beute und jagten dann mit hoch motorisierten Fahrzeugen davon.
Das LKA geht davon aus, dass die Täter vorwiegend aus den Niederlanden stammen. Es handele sich um eine Gruppe von schätzungsweise 200 Ganoven, die in wechselnder Zusammensetzung agiere, sagte die Sprecherin. Die Täter sind nicht nur in Niedersachsen, sondern auch in angrenzenden Bundesländern aktiv. Dabei haben sie mal mehr und mal weniger Erfolg. Bei den 38 Sprengungen in diesem Jahr in Niedersachsen waren sie 14-mal erfolgreich. In 24 Fällen sei es beim Versuch geblieben, sagte Ayyildiz.
Wie viel Geld die Täter erbeutet haben, will das Landeskriminalamt nicht sagen. Doch dass man beim Knacken von Geldautomaten durchaus Beute machen kann, wurde im April dieses Jahres bekannt, als Unbekannte in Göttingen einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag erbeuteten. Die Sprengungen richten darüber hinaus hohe Schäden an. Nach Attacken in Hannover und Barsinghausen vor einigen Wochen beispielsweise bezifferte die Polizei den Schaden auf jeweils rund 30.000 Euro.