In Bremen müssen junge Eltern wochenlang auf die Ausstellung einer Geburtsurkunde warten. Ist das im Umland auch so? Die WESER-KURIER-Regionalredaktionen haben vor Ort nachgefragt. Hier ihre Ergebnisse.
Während in Bremen junge Eltern wochenlang auf die Ausstellung einer Geburtsurkunde warten müssen, sieht dies im Umland völlig anders aus. Hier spricht man von wenigen Minuten, allenfalls von ein paar Tagen. Und auch der Umstand, dass das Standesamt während der Urlaubszeit wegen der Häufung von Krankheitsfällen in der Mitarbeiterschaft geschlossen werden musste, kennt hier niemand. Die WESER-KURIER-Regionalredaktionen haben vor Ort nachgefragt und die Situation erkundet. Hier ihre Ergebnisse.
Verden: Vom personellen Notstand in Bremen hat auch die Verdener Standesbeamtin Silke Pehling gehört. Manche Eltern würden es inzwischen deshalb sogar in Erwägung ziehen, für eine Geburt nach Verden zu kommen und nicht wie geplant in Bremen zu entbinden, um nicht wochenlang auf die Unterlagen warten zu müssen. Beim Verdener Standesamt dauere die Bearbeitung für deutsche Staatsbürger in der Regel insgesamt nur bis zu zwei Wochen. Anders sehe der Fall bei Babys von Geflüchteten oder Ausländern aus, die zum Teil erst Urkunden aus dem Heimatland besorgen müssten. In diesen Fällen dauere es auch schon einmal Monate, bis eine Geburtsurkunde ausgestellt werden könne. Die Zahl der Geburten unter den Geflüchteten steige, aus diesem Grund seien künftige Engpässe nicht völlig auszuschließen. Es sei aber noch nicht vorgekommen, dass das Standesamt aus personellen Gründen hätte geschlossen werden müssen.
Achim: In Achim gibt es nach Angaben der Stadt kaum Wartezeiten beim Standesamt. Geburtsurkunden würden hier ohnehin wenig beantragt, da es keine Geburtsstation mehr im Achimer Krankenhaus gibt. Dennoch würden sich viele Achimer Eltern, deren Kind in Bremen zur Welt gekommen ist, wünschen, auch in Achim ihre Formalitäten klären zu können, sagt eine Verwaltungsmitarbeiterin.
Lemwerder: Der Lemwerderaner Standesbeamte Erk Wolfgramm kann sich bislang nur an eine Geburtsbeurkundung erinnern. „Wir haben hier ja kein Krankenhaus. Einmal hatte es aber eine Hausgeburt gegeben. Die haben wir beurkundet.“ Aufgrund von Urlauben und Krankheiten habe das Standesamt in der südlichsten Wesermarschgemeinde auch noch nicht geschlossen werden müssen. „Wir sind vier ausgebildete Standesbeamte. Da ist immer jemand im Dienst, denn wir vermeiden, dass alle vier zur gleichen Zeit Urlaub nehmen.“
Berne: Das Standesamt in Berne war am Donnerstag nicht zu erreichen. Der Grund dafür lag laut einer Mitarbeiterin des Rathauses indes an einem internen Umzug. Krankheits- oder urlaubsbegründete Schließungen habe es bislang nicht gegeben.
Osterholz-Scharmbeck: Volker Pfeil vom Fachbereich Ordnungswesen teilt mit, dass unter normalen Umständen die Beurkundung und Aushändigung am selben Tag erfolgt. Und hat das Amt schon mal schließen müssen wegen Urlaub und Krankheit? Pfeils schlichte Antwort: „Nein.“
Schwanewede: Im Standesamt Schwanewede werden Geburtsurkunden „umgehend“ ausgestellt. Bürgermeister Harald Stehnken betont: „Solche furchtbaren Zustände, wie man sie aus Bremen hört, haben wir hier noch nie gehabt, und die wird es in Schwanewede auch nie geben.“
Delmenhorst: Rund anderthalb Wochen müssen frisch gebackene Eltern in Delmenhorst im Schnitt auf die Post mit der Geburtsurkunde aus dem Standesamt warten. Die neun Mitarbeiter, die sechs Vollzeitstellen bekleiden, seien bislang auch noch nie in die Bredouille gekommen, ihr Amt schließen zu müssen, teilt die Stadt mit.
Lilienthal, Worpswede und Grasberg: Das Standesamt für alle drei Gemeinden befindet sich seit 2015 in Worpswede. Dort gibt es laut Fachbereichsleiter Dietmar Höhn bei Geburtsurkunden überhaupt keine Wartezeiten. Bürger könnten diese direkt nach Antragsstellung sofort mitnehmen. Der Zeitaufwand betrage etwa 30 Minuten. Allerdings komme das relativ selten vor, da es im Einzugsgebiet kein Krankenhaus mit Kreißsaal gebe, also man nur bei Hausgeburten gefragt sei. Schließungen wegen Krankheit und Urlaub habe es auch noch nie gegeben. Laut Höhn war das Standesamt mal ein Tag wegen einer Schulung geschlossen, jedoch war ein Notdienst vor Ort eingerichtet.
Stuhr: Wie Philipp Rohlfing von der Gemeinde Stuhr mitteilt, dauert die Bearbeitung von Geburtsurkunden zwei bis drei Tage. Da es in der Gemeinde Stuhr kein Krankenhaus gibt, seien es auch nur rund fünf Geburten pro Jahr. „Und dann kommt es immer darauf an, was die Eltern mitbringen.“ Rohlfing weiter: „An eine Schließung können sich auch die älteren Kollegen nicht erinnern.“