Der Dieselbus ist ein Auslaufmodell: Verkehrsunternehmen ersetzen den Verbrenner nach und nach durch Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten. Im Zwei-Städte-Staat bevorzugt Bremen dabei Elektrobusse, während Bremerhaven auf Wasserstoffbusse setzt. Für Irritationen sorgt nun eine Passage im Koalitionsvertrag der Landesregierung von SPD, Grünen und Linken. Die Koalitionäre wollen demnach neue E-Busse anschaffen und die Betriebshöfe entsprechend umbauen – in Bremen, aber auch in Bremerhaven. Von wasserstoffbetriebenen Bussen ist dort keine Rede. Eine unbedachte Formulierung? Oder eine Entscheidung für die Stromer im gesamten Bundesland?
Im Januar hatte Bremerhaven Bus, das kommunale Verkehrsunternehmen in der Seestadt, den ersten Wasserstoffbus in Betrieb genommen – die Anschaffung der Fahrzeuge hatte die Bremerhavener Regierungskoalition aus SPD, CDU und FDP 2020 beschlossen. Mittlerweile verkehren drei Busse mit dem alternativen Antrieb; vier weitere werden nach Angaben des Unternehmens derzeit noch abgenommen – voraussichtlich in einigen Wochen sollen dann insgesamt sieben Wasserstoffbusse fahrbereit sein. Eine öffentliche Wasserstoff-Tankstelle entsteht gerade in der Nähe des Betriebshofs von Bremerhaven Bus. Hier sollen neben den Bussen zukünftig auch Privat-Pkw Wasserstoff tanken können, der nach Unternehmensangaben mithilfe von Windenergie erzeugt wird.
Überhaupt spielt Wasserstoff an der Küste eine große Rolle: Gerade ist das Forschungsprojekt „Wasserstoff – grünes Gas für Bremerhaven“ abgeschlossen worden, an dem die Hochschule Bremerhaven maßgeblich beteiligt war. Im Bereich Mobilität gibt es ein klares politisches Bekenntnis. Bremerhaven-Bus-Vorstand Robert Haase verweist auf den neuen Koalitionsvertrag – den aus Bremerhaven, nicht den der Bremer Landesregierung. Darin heißt es: „Die Stadt Bremerhaven setzt uneingeschränkt auf den Ausbau mit wasserstoffangetriebenen Bussen.“
Was nun? Strom oder Wasserstoff? Haase betont, dass Bremerhaven Bus die Wasserstoffstrategie nach derzeitigem Stand fortführen werde. „Mit uns ist darüber nicht gesprochen worden“, sagt er zur im Landeskoalitionsvertrag verankerten E-Bus-Strategie. Laut Haase haben die Busse des portugiesischen Herstellers Caetano zwar einige „Kinderkrankheiten“, die aber nichts mit der Antriebsart zu tun hätten – er nennt Probleme mit der Heizung. Zudem habe der Hersteller bereits nachgebessert. Haase spricht aber auch davon, dass der Einsatz der Wasserstoffbusse immer noch eine Testphase sei. Natürlich schaue man, was die BSAG in Bremen mache.
Die BSAG hat derzeit 20 E-Busse im Einsatz und weitere 50 bestellt, die laut Unternehmenssprecher Andreas Holling voraussichtlich Anfang 2025 zur Verfügung stehen sollen. Bis dahin soll auch der fast 100 Millionen Euro teure und auf E-Busse ausgerichtete Umbau des Betriebshofs in Blumenthal abgeschlossen sein. Für E-Busse habe man sich unter anderem deshalb entschieden, weil sie günstiger als Wasserstoffbusse seien, so Holling. Zudem sei der Aufbau der Infrastruktur für Wasserstoffbusse schwieriger. Die Bremer Verkehrsbehörde ließ eine Anfrage zur E-Bus-Strategie für Bremen und Bremerhaven zunächst unbeantwortet.
Bundesweit setzen deutlich mehr Verkehrsunternehmen auf die E-Variante. Wasserstoffbusse sind zum Beispiel in Oldenburg unterwegs: Die Verkehr und Wasser GmbH hatte die Ausschreibung gemeinsam mit Bremerhaven Bus vorgenommen. Ebenfalls beim portugiesischen Hersteller hat die Deutsche Bahn beziehungsweise ihre Bussparte DB Regio Bus eingekauft. Bis zum Jahr 2026 soll Caetano 60 E-Busse mit einem Gesamtwert von 40 Millionen Euro liefern.