Sie hat sich stets als Verkörperung politischer Rechtschaffenheit inszeniert. Nun aber ist die selbst ernannte Alternative zum angeblich so korrupten Establishment tief in den Spendensumpf eingetaucht. Anonyme Großspenden aus der Schweiz und den Niederlanden landeten bei AfD-Fraktionschefin Alice Weidel und Parteifreunden vom Bodensee. LobbyControl, eine Initiative, die sich gegen verdeckte Einflussnahme auf die Politik einsetzt, wirft der AfD zudem vor, „seit Jahren von millionenschweren Wahlkampagnen durch anonyme Kräfte, hinter denen ein Briefkastenverein und eine Schweizer PR-Agentur stehen", zu profitieren. Dazu kommt der Verdacht eines von der AfD bestellten Wirtschaftsprüfers, dass es sich beim Umgang mit Fraktionsgeldern um Vetternwirtschaft handele.
Wenn es um ihre Interessen geht, nehmen sie es in der AfD mit dem Gesetz anscheinend nicht so genau. Dabei hatte Alice Weidel immer gegen „verdeckte Parteienfinanzierung“ gewettert. Nun ermitteln Konstanzer Staatsanwälte. Schließlich wurden aus der Spende, bevor erst nach mehr als einem halben Jahr zurücküberwiesen wurde, Anwaltsrechnungen bezahlt und Wahlwerbung für Weidel gekauft. Für die Rechtspopulisten werden die Zeiten ungemütlicher.
Und auch aus einem anderen Grund dürfte die AfD für konservativ-bürgerliche Wähler nicht länger eine Alternative sein. Denn seit in Chemnitz AfD-Leute zusammen mit Nazis auf die Straße gingen, wollen selbst die Sicherheitsbehörden in Sachsen, die lange Zeit Neonazi-Umtriebe skandalös verharmlosten, nun das braune Gebaren im Umfeld und in der AfD unter die Lupe nehmen.
Man darf gespannt sein, ob sich die Furcht der AfD-Spitze bewahrheitet, dass der Verfassungsschutz die Partei künftig beobachten wird. Das geschieht inzwischen beim Parteinachwuchs – nach Bremen und Niedersachsen nun auch in Baden-Württemberg – weil die Bestrebungen einiger Mitglieder der Jungen Alternative (JA) „nicht mit wesentlichen Verfassungsgrundsätzen vereinbar“ seien, so die Begründung. Außerdem bestünden „Bezüge zu Rechtsextremisten“. In der JA-Bundesspitze spricht man von „rechtsradikalen Umtrieben“ auch in anderen Landesverbänden.
Weil die AfD-Spitze fürchtet, dass eine Beobachtung viele Staatsdiener, Polizisten, Juristen oder Verwaltungsbeamter in ihren Reihen Wählerstimmen kosten könnte, hat man „Handreichungen“ formuliert. Darin steht, was sie im Rahmen der Verfassung sagen dürfen und was nicht. Auf „Umvolkung“ oder „Umerziehung“ möge man doch verzichten. Rechtsaußen Björn Höcke nennt das „politische Bettnässerei“. Aus Angst vor einer sich zunehmend radikalisierenden Basis sollen denn auch „Zuspitzungen“ weiter möglich sein. Das Unsägliche bleibt also AfD-Programm.