Berlin. Für jede Regierung auf der Welt ist es ein besonderer Kraftakt, einen Staatsbürger ihres Landes auf den Chefsessel einer internationalen Organisation zu hieven. Ohne Unterstützung aus der Hauptstadt geht so etwas in der Regel nicht. Die Konkurrenz ist meistens nicht nur groß, sondern auch gut. Es gilt, rechtzeitig die richtigen Leute zu bezirzen und die richtigen Allianzen zu schmieden.
So gesehen haben die Deutschen gerade vieles richtig gemacht: Der Diplomat Achim Steiner ist neuer Chef des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) mit Sitz in New York. Die Vollversammlung hat ihn jetzt auf Vorschlag von UN-Generalsekretär Antonio Guterres berufen. Der Deutsche bringe „umfangreiche Erfahrungen aus höchsten Führungspositionen“ bei Fragen zur Nachhaltigkeit der Umwelt, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung mit, sagte Guterres.
Steiner sei mit seiner Erfahrung und seiner Leidenschaft „genau der Richtige“ für den Posten, jubelt Außenminister Sigmar Gabriel (SPD). Und Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) spricht von einem „ermutigen Signal für Nachhaltigkeit und Klimaschutz“.
Achim Steiner ist 55 Jahre alt und künftig der ranghöchste Deutsche bei den Vereinten Nationen. Wieder, muss man sagen. Denn bis zum vergangenen Jahr war er Chef des UN-Umweltprogramms in Nairobi, dessen Leitung er 2006 von Klaus Töpfer übernommen hatte. Nach einem Intermezzo an der Universität Oxford tritt Steiner jetzt wieder in den Dienst der Weltorganisation. Er folgt an der UNDP-Spitze auf die ehemalige neuseeländische Regierungschefin Helen Clark. Um den Job hatte sich auch die scheidende französische Umweltministerin Ségolène Royal beworben, die in der Endauswahl aber Steiner unterlag.
Der Mann ist ein echter Weltbürger: Er kam in Brasilien als Sohn deutscher Einwanderer zu Welt und besitzt auch beide Staatsbürgerschaften. Seine Arbeit in der internationalen Umweltpolitik führte ihn im Laufe der Jahrzehnte rund um den Globus. Das UN-Entwicklungsprogramm ist weltweit aktiv und hat die Aufgabe, die Armut zu bekämpfen, Ungleichheiten zu vermindern und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Besonders im Fokus stehen die ärmsten Staaten der Welt.
Dabei geht es um viel Geld – und dieses Thema wird Achim Steiner in den kommenden vier Jahren besonders beschäftigen. Das UNDP finanziert sich aus freiwilligen Zuwendungen seiner Mitgliedstaaten. Zuletzt kam auf diese Weise ein Budget von 4,5 Milliarden Dollar zusammen.
Allerdings muss das UNDP – so wie viele andere internationale Akteure auch – damit rechnen, dass einer der größten Geldgeber sein Engagement deutlich zurückfahren wird. Der neue US-Präsident Donald Trump hält nicht viel vom Multilateralismus und will die Aufwendungen für die diversen Organisationen und für die amerikanische Außenpolitik insgesamt kräftig kürzen.
Wie genau sich das darstellen wird, ist bisher noch nicht abzusehen. Sollte Trump aber seiner Ankündigung Taten folgen lassen und auch das UNDP betroffen sein, dürfte Steiner in Zukunft viel Zeit damit verbringen, durch die Welt zu reisen und bei anderen Finanziers um einen Nachschlag zu bitten.