„Es gab einen echten Run auf das Neun-Euro-Ticket“, zog Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer, die derzeit auch Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz (VMK) der Länder ist, am Montag Bilanz. Bislang wurden 52 Millionen der bundesweit geltenden Billigfahrscheine verkauft. Dazu kommen noch zehn Millionen Zeitkarten, deren Preis für den Zeitraum von drei Monaten ebenfalls abgesenkt worden ist. Zum Start rechnete der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit insgesamt 30 Millionen verkauften Tickets. Nun sind es mehr als doppelt so viel. Genau dieser Erfolg bereitet den Verkehrsministern Sorgen. Denn eine Nachfolgeregelung für die Rabattaktion ist weiterhin nicht in Sicht. „Hier ist der Bund in einer Verantwortung“, sagte Schaefer.
Schaefer sieht Bund am Zug
An Vorschlägen für eine Nachfolge des Billigtickets mangelt es nicht. Die Verkehrsunternehmen könnten sich ein bundesweit geltendes Ticket für 69 Euro vorstellen, die SPD geht mit einem 49-Euro-Ticket in die Gespräche über ein neues Entlastungspaket. Der VDV betonte aber, dass ein billiger Einheitstarif nicht die richtige Lösung sei. Wer reich sei, brauche kein Neun-Euro-Ticket, sagte VDV-Sprecher Lars Wagner. Einig sind sich Bund und Länder in einem Punkt. Das Angebot im Nahverkehr muss besser werden, vor allem in ländlichen Gebieten. Denn außerhalb der Städte kam der Aktionsfahrschein oft nicht gut an, weil es gar kein Angebot gab, das die Menschen dort hätten nutzen können.
Für eine echte Mobilitätswende forderte Schaefer massive Investitionen in die Qualität. „Wir brauchen Gelder für den Streckenausbau im ländlichen Raum und am Rande der Großstädte.“ Ohne zusätzliche Regionalisierungsmittel vom Bund drohten Tariferhöhungen oder schlechtere Taktungen. Schaefer betonte, die Länder seien gewillt, die Hälfte eines neuen ÖPNV-Rettungsschirms zu übernehmen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist bisher nicht bereit, weitere Milliarden für den Nahverkehr bereitzustellen. Und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat Forderungen nach einer Fortführung des Neun-Euro-Tickets kürzlich als „Gratismentalität“ abgekanzelt. So mutmaßen die Länder, dass die Liberalen eine Weiterführung blockieren wollen.
Für den 19. September ist eine weitere Sonderkonferenz der Verkehrsminister angesetzt. Die nächste reguläre Verkehrsministerkonferenz soll am 12. und 13. Oktober stattfinden.