Herr Jun, bei den 18- bis 24-Jährigen hat die FDP 23 Prozent der Stimmen geholt. Hat Sie das überrascht?
Uwe Jun: Schon 2017 war die Partei bei Jungwählern erfolgreich, das hat sich jetzt noch einmal bestätigt. Wir sehen diese Entwicklung bei Jungwählern schon seit einigen Monaten, von daher kann von Überraschung keine Rede sein.
Wie erklären Sie sich dieses Ergebnis?
Ich würde dafür vier Gründe nennen. Der erste: Freiheitsrechte. Während die anderen Parteien außer der AfD in der Coronakrise den Lockdown präferierten, war die FDP demgegenüber immer kritischer. Das fand viel Anklang bei jungen Leuten, die durch den Lockdown viele Nachteile für sich und ihr Leben sahen. Auch mit anderen Freiheitsrechten, etwa zur Freigabe von Cannabis, hat die FDP bei jungen Leuten gepunktet. Dann macht sie – und da hat sie große Glaubwürdigkeit – den jungen Leuten Angebote im Bereich Digitalisierung. Da war sie schon 2017 stark. Der dritte Punkt sind Bildungsangebote. Bildungsgerechtigkeit hat die Partei zuletzt höher geschrieben als in der Vergangenheit. Vierter Punkt: Sie ist in sozialen Netzwerken sehr präsent, ihr Parteivorsitzender ist einer der Polit-Stars in den sozialen Netzwerken. Da werden die jungen Leute abgeholt und beziehen dort ihre politischen Informationen.
Setzt die FDP ganz gezielt darauf, junge Menschen zu gewinnen?
Ja, das kann man sagen, das ist eine der Ideen der FDP. Weil sie sieht, dass in dieser Altersgruppe viele ungebundene Wähler sind, die sie gut erreichen kann. Das hat die FDP in den letzten Jahren erfolgreich betrieben. Bei den Älteren spielen Parteibindungen eine größere Rolle.
Gehört dazu, junge Kandidaten aufzustellen?
Das ist aus meiner Sicht kein entscheidender Punkt. Die FDP hat während ihrer Zeit in der außerparlamentarischen Opposition einen Neuanfang gemacht. Da kamen dann neue, jüngere Leute schneller in vordere Positionen und das hat sich entsprechend ausgewirkt.
22 Prozent der Jungen haben die Grünen gewählt. Spaltet sich diese Generation in Ökos und (Wirtschafts-)Liberale?
Das ist sehr zugespitzt formuliert. Während die einen die Klimaschutz- und Umweltfrage in den Vordergrund rücken und ihre Wahl zugunsten der Grünen treffen, ist das ein Faktor, der für die anderen auch nicht unwichtig ist, die aber auch andere Inhalte noch als wichtig erachten. Bei denen spielen dann etwa Freiheitsrechte eine zentrale Rolle. Auch die FDP bietet ja Klimaschutzgesichtspunkte an, aber diese Wähler wollen eine Politik haben, die nicht zentral darauf fokussiert.