Das Saarland ist mit knapp einer Million Einwohner das kleinste Flächenland der Bundesrepublik. Seine Wahlergebnisse haben gewöhnlich keine große Aussagekraft für die übrige Republik, doch als Stimmungsbarometer taugt es als erstes der Wahlländer am 26. März auf jeden Fall. Das hängt vor allem mit einem Sonderfaktor zusammen, der seit 30 Jahren die Politik an der Saar beeinflusst – und der heißt Oskar Lafontaine. Erst holte er als Ministerpräsident bis 1998 grandiose SPD-Wahlerfolge. Nach seinem Bruch mit der Partei und dem Wechsel zur Linken sorgte er mit seiner Popularität dafür, dass die SPD dort nie wieder auf einen grünen Zweig gekommen ist.
Das soll in diesem Jahr anders werden. Lafontaine, derzeit Fraktionschef der Linken im Landtag, führt die Partei noch einmal in den Wahlkampf und strebt nun ein rot-rot-grünes Bündnis an. Er wolle damit den Schaden, den er den Sozialdemokraten in seiner Heimat zugefügt habe, am Ende seiner politischen Karriere wieder gut machen, heißt es aus seiner Umgebung. Im Bündnis mit der Linken und den Grünen könnte es für die SPD reichen, die Rolle als Juniorpartner in der Koalition mit der CDU und ihrer Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer abzustreifen und nach 20 Jahren wieder die Führung zu übernehmen. Die Linke mit Lafontaine hat im Saarland eine Hochburg im Westen, die letzten Umfragen sahen sie bei 15 Prozent. Die SPD käme danach auf 26, die Grünen auf sechs Prozent. Die CDU liegt mit 37 Prozent weit vorn, hat aber keinen Koalitionspartner, weil die FDP unter fünf Prozent rangiert, die AfD bei neun Prozent. Sollte es der SPD gelingen, der CDU gleich zu Beginn des Wahljahres eines der letzten von ihr regierten Länder abzunehmen, wäre das ein fulminanter Start.