Deutschland hat nicht genug getan, um die Nitratwerte im Grundwasser zu senken. Das unterstreicht das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Donnerstag. Die Richter gaben der Klage der EU-Kommission wegen des Verstoßes gegen die Nitratrichtlinie statt. Nun drohen Strafzahlungen in Millionenhöhe.
Schuld daran ist eine Landwirtschaft, die seit Jahrzehnten mehr Dünger auf die Felder kippt, als die Pflanzen aufnehmen können, und dabei in Kauf nimmt, dass überschüssiges Nitrat bis ins Grundwasser vordringt. An jeder vierten Messstelle hierzulande wird der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter bereits überschritten.
Massentierhaltung wird kein Einhalt geboten
Schuld daran ist aber auch eine Landwirtschaftspolitik, die der Massentierhaltung keinen Einhalt gebietet. Wenn der Bauernverband sich jetzt darauf ausruht, dass das Düngerecht erst im vergangenen Jahr verschärft worden ist und das Urteil die Novelle nicht berücksichtigt, dann verschließt die Branche die Augen vor dem eigentlichen Problem: Wasser vergisst nicht. Der sorglose Umgang mit dem Dünger von heute ist eine Hypothek auf das Trinkwasser von morgen.
Die Trinkwasserversorger warnen nicht erst seit gestern davor, dass Nitrat nur mit viel Aufwand aus dem Grundwasser gefiltert werden kann. Deshalb mischen sie schon heute belastetes mit unbelastetem Wasser, um den Grenzwert einzuhalten, und bohren immer tiefere Brunnen in Schichten, in die das Nitrat noch nicht durchgesickert ist. Damit aber wird das Problem nicht behoben, sondern nur verschoben.

Nitratbelastung im Grundwasser
Natürlich ist Nitrat gut für das Pflanzenwachstum, aber zu viel Nitrat ist am Ende nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch ein Risiko für die Gesundheit. Denn Nitrat wandelt sich im Körper zu Nitrit – und das steht im Verdacht krebserregend zu sein.
Seen und Meere stöhnen schon heute unter der Düngelast. Denn Nitrat begünstigt das Algenwachstum. Seen kippen und Meere blühen, leuchten grün anstatt blau. Algen nehmen uns nicht nur das Badevergnügen, sondern den Fischen die Luft zum Atmen.
Die neue Düngeverordnung ist nicht genug, um das Nitratproblem in Deutschland nachhaltig zu lösen. Am Ende geht es wohl nur über die Reduktion der Tierzahlen. Denn weniger Tiere bedeuten weniger Gülle. Noch bringt die Massentierhaltung günstige Produkte auf den Markt. Doch schon bald wird die Rechnung für eine verfehlte Landwirtschaftspolitik kommen. Wenn das Trinkwasser erst teuer und dann knapp wird, sind mögliche Millionenzahlungen an die EU das geringste Problem.