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MoreSpace Unterwegs zu Mond und Mars

Mond und Mars – die beiden Himmelskörper haben die Teilnehmer der Konferenz MoreSpace am Montag besonders beschäftigt.
23.10.2017, 22:45 Uhr
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Unterwegs zu Mond und Mars
Von Lisa Schröder

Wie weit ist die Menschheit entfernt, den Mars zu erreichen? Um diese Frage ging es gleich zu Beginn des ersten Panels, das Wirtschaftsredakteur Stefan Lakeband moderierte. „Ich hoffe, sehr bald“, sagte William Hartwell, bei der Nasa verantwortlich für die Raumkapsel Orion. Doch zum Mars zu gelangen? Das sei sehr schwer.

„Die Herausforderungen sind enorm. Wenn wir uns vorstellen, dass die Erde ein Fußball ist, dann ist der Mond zehn Meter entfernt, der Mars 1,5 Kilometer. Das ist ein ganz anderes Spiel.“ Schon in wenigen Jahren soll Orion zumindest weit hinter den Mond fliegen. Daran ist das Bremer Airbus-Werk mit einem Servicemodul beteiligt.

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Oliver Juckenhöfel, Standortleiter von Airbus Defence und Space in Bremen, betonte, wie wichtig es sei, dass die Nasa sich dabei auf Bremen verlasse. „Das ist eine historische Mission und eine Verantwortung.“ In der Diskussion mit Sebastian Bartsch vom Robotics Innovation Center des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Fritz Merkle, Vorstandsmitglied von OHB, ging es dabei um die Zukunft der Raumstation ISS.

Sie soll noch bis mindestens in das Jahr 2024 betrieben werden. Doch was dann? „Wenn sie nicht herunterkommt, wird sie noch dort sein“, scherzte Juckenhöfel. Er plädierte dafür, die ISS solange wie möglich zu nutzen – möglicherweise auch für den Tourismus oder für Start-ups. Gerade junge Gründer, Teil der New Space, seien heute die Pioniere für die Raumfahrt, sagte OHB-Vorstand Fritz Merkle.

Blick ging weit Richtung Zukunft

„Das ist eine neue Generation. In der Vergangenheit waren es noch vor allem technische Pioniere, die die Raumfahrt voranbrachten.“ Start-ups ergänzten dabei etablierte Unternehmen wie den Satellitenhersteller OHB. Den Wandel in der Branche zeige besonders Elon Musk mit SpaceX. Dessen Präsentation komme einem Popkonzert gleich.

Zum Schluss ging der Blick der Runde weit in richtig Zukunft: Wird es auf einem Planeten einmal eine Stadt wie Bremen geben? „Jein“, antwortet Hartwell auf diese Frage auf Deutsch. „Es gibt kein neues Bremen. Denn die Kultur und Geschichte Bremens sind einzigartig.“ Für dieses charmante Kompliment gab es Applaus.

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Doch vorstellen, dass es eine Art Leben dort draußen geben kann, können sich die Podiumsgäste. Ganz sicher ist sich Hartwell aber in einem Punkt: „Wir werden zurück zum Mond gehen.“ Eine Renaissance des Mondes – die prognostizierte auch Thomas Reiter. Deshalb habe die Esa bereits eine detaillierte Strategie für den nächsten Flug dorthin.

Der Astronaut ist heute bei der europäischen Raumfahrtagentur Esa Koordinator für Internationale Agenturen. Der Erdtrabant sei ein spannender Untersuchungsgegenstand. „Der Mond ist ein Geschichtsbuch unseres eigenen Planeten.“ Eine bemannte Marsmission hält er dagegen erst ab dem Jahr 2030 für möglich.

Alain Charmeau sprach in seiner Keynote sogar auf Deutsch. Der Vorstandsvorsitzende der Ariane-Group lobte Bremen als Stadt der Raumfahrt, in der seit 40 Jahren die Oberstufe der Rakete Ariane gebaut werde und betonte die Bedeutung des Engagements. „Wir sichern damit Europas Zugang zum Weltraum. Damit wir selbst entscheiden können, wann wir einen Satelliten starten.“

200 Teilnehmer

Zur Veranstaltung im Park-Hotel kamen am Montag 200 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Darunter waren auch Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) und Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Günthner gab dabei zwei jungen Gründern aus Bremen eine Bühne, um ihr Start-up vorzustellen: Marco Witzmann von Valispace und Lasse Rabenstein von Drift & Noise.

"Das könnte die Schifffahrt 4.0 sein", stellte Rabenstein sein Start-up vor. Es bietet Schiffen im Polarmeer Navigation durch die Daten von Satelliten. Eigentlich hätte Rabenstein mit dieser Idee gleich am zweiten Panel mit Moderator Peter Hanuschke teilnehmen können. Denn das widmete sich dem Thema Raumfahrt und Logistik.

„Raketen sind die Logistiker des Weltalls“, sagte Jürgen Ackermann, Generalsekretär der Ariane-Group, eingangs. Durch die Ariane 6 gebe es in Zukunft ganz neue Möglichkeiten. Die Rakete ermögliche eine Art Paketdienst. Die Branche unterliege dabei ganz neuen Voraussetzungen: „Sie können die Logistik ganz neu erfinden, weil es neue Daten gibt.“

Vorreiterrolle für kleinere Unternehmen

Wo sind die Waren? Wie schnell kommen sie voran? Zu solchen Fragen könne es Informationen geben. Die Verfolgung in Echtzeit sei ein ganz wichtiges Thema und ein Wunsch der Kunden, betonte auch Heike Wörner, Leiterin des DB Schenker Enterprise Labs. „Wir müssen daran arbeiten, dass es übergreifend für alle Verkehrsträger funktioniert.“

Für kleinere Unternehmen versuche DB Schenker, dabei eine Vorreiterrolle beim Thema Innovation einzunehmen. Dass kleinere und mittelständische Logistiker für die Themen der Zukunft oft im Alltag nur wenig Zeit haben, bestätigte Frank Arendt, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik und Professor an der Hochschule Bremerhaven.

Arendt bietet für sie mit seinen Kollegen Pilotprojekte an, um zu zeigen, was möglich ist. Doch die Resonanz der Unternehmen könnte größer sein. Götz Anspach von Broecker, Key-Account-Manager Research & Technology bei Airbus fordert dabei Versuchsfelder seitens der Politik. "Die kleinen Unternehmen können es sich nicht leisten, so etwas auszuprobieren."

Politische Voraussetzungen für die Raumfahrt

Doch der Wandel komme schnell: "In 20 Jahren wird die Raumfahrt die Logistik völlig revolutioniert haben." Geht es nach Heike Wörner, dauert es nur noch bis zum Jahre 2025, bis autonom fahrende Lkw auf der Straße sind – mit Hilfe aus dem All. Zum Abschluss diskutierten Evert Dudok, Chef der Kommunikationssparte bei Airbus, der OHB-Vorstandsvorsitzende Marco Fuchs und Brigitte Zypries (SPD), Bundeswirtschaftsministerin und Koordinatorin für die Luft- und Raumfahrt, und Pierre Godart, Geschäftsführer der Ariane-Group unter Moderation von WESER-KURIER-Chefredakteur Moritz Döbler vor allem über die politischen Voraussetzungen für die Raumfahrt. Dabei ging es besonders um faire Wettbewerbsbedingungen für die Branche. Godart mahnte: „Die Industrie ist strategisch. Wir müssen in Europa gucken, dass wir uns nicht von anderen Kontinenten überholen lassen.“

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