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Grundstückseigentümer verliert die Geduld Zoff um den ZOB

Seit sieben Jahren wird in Bremen über den Bau eines neuen ZOB beraten und das ohne Ergebnis. Ein Grundstückseigentümer wirft der Stadt nun schleppende Verhandlungen vor und wendet sich an die Öffentlichkeit.
29.08.2017, 22:00 Uhr
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Zoff um den ZOB
Von Jürgen Hinrichs

Seit mehr als zwei Jahren verhandelt Hanno Buhlmann mit der Stadt über ein Grundstück, das ihm gehört. Jetzt hat er die Geduld verloren und sich an die Öffentlichkeit gewandt, weil trotz der langen Zeit nichts vorangegangen sei. „Ein Missstand“, sagt der Immobilienunternehmer. Das Grundstück ist nicht irgendeines. Es ist die Fläche am Bahnhof, auf der der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) entstehen soll.

Buhlmann wirft der Stadt vor, sich bis heute nicht entschieden zu haben, das rund 10.000 Quadratmeter große Areal hinter dem Überseemuseum entweder zu kaufen oder zu pachten. Für beide Varianten haben er Preise ins Spiel gebracht, auch darauf sei nicht reagiert worden. „Stattdessen gibt es Gutachten über Gutachten“, so der Unternehmer, „ich möchte von der Stadt endlich erfahren, wohin die Reise gehen soll.“

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Der ZOB ist für Fernbusse gedacht. Seit der Freigabe des Marktes vor drei Jahren erlebt die Branche einen Boom. Um die vielen Busse aufnehmen zu können, sind vielerorts, zum Beispiel in Hannover, neue Terminals entstanden, die den Fahrgästen Komfort bieten, während sie auf ihre Verbindungen warten. In Bremen sind die Zustände dagegen unverändert geblieben. In einem bundesweiten Test des ADAC bekam der Bremer ZOB die Note „sehr mangelhaft“.

Buhlmann, der sich in der Angelegenheit bisher bedeckt gehalten hatte, erzählt, wie er davon erfuhr, dass sein Grundstück für den ZOB in Frage kommt: „Ich las es in der Zeitung.“ Wochen später habe ihn die städtische Wirtschaftsförderung Bremen angesprochen. Er habe daraufhin Expertisen eingeholt, mit welchem Wert man bei der Fläche rechnen könne. Vor gut zwei Jahren sei es dann zu einem entsprechenden Angebot gekommen – für Kauf oder Pacht. „Ich fand es sehr freundlich von mir, für beide Optionen offen zu sein.“ Doch verhandelt worden sei darüber nie. „Wir haben mit der Bau- und Verkehrsbehörde immer nur über die Planung sprechen können.“

Eine unendliche Geschichte

Die ZOB-Pläne sind eine unendliche Geschichte, die vor sieben Jahren ihren Anfang nahm. Damals hatte sich die zuständige Deputation der Bürgerschaft das erste Mal mit dem Thema beschäftigt. Vor drei Jahren gab es ein Gutachten, auf dessen Grundlage Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) die Fläche am Bahnhof favorisierte. Die Alternative am Flughafen wurde nicht weiterverfolgt. Parteiübergreifend bestand über den Standort Einigkeit, konkrete Schritte, ihn zu verwirklichen, sind aber nicht gemacht worden. Dazu müsste das Gelände, auf dem die Fernbusse starten und ankommen sollen, erst den Besitzer wechseln.

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Auch darüber, wie dringlich der Bau eines ZOB ist, gibt es keine zwei Meinungen. Ob die Regierungsparteien SPD und Grüne oder die CDU aus der Opposition – alle beklagen seit Jahren die Zustände an den bisherigen Haltestellen am Breitenweg. Es gibt dort für die Fahrgäste nicht genügend Schutz vor Wind und Wetter. Es ist sehr beengt, sodass sich auf dem Bürgersteig die Reisenden mit Passanten in die Quere kommen. Und es fehlt an adäquaten Sanitäranlagen. „Der ZOB am Breitenweg ist selbst als Übergangslösung nicht mehr akzeptabel“, hatte Grünen-Chef Ralph Saxe vor einem halben Jahr drastisch formuliert. Die SPD forderte eine „gute und schnelle Lösung“. Worte, denen bisher keine Taten gefolgt sind. Die zuständige Verkehrsbehörde hatte das damals schon sehr bedauert: „Die lange Dauer des Verfahrens ist unbefriedigend.“

Wer trägt die Schuld?

Doch wer ist schuld daran? Nach Lesart des Eigentümers eindeutig die Stadt. „In meiner Hand liegt es nicht“, sagt Buhlmann. Das mit dem ZOB sei nicht seine Idee gewesen. Er hätte mit der Situation auf seinem Grundstück die nächsten Jahre gut weiterleben können. So aber seien seine Mieter in den Gebäuden verunsichert. Investitionen, die längst fällig wären, packe unter solchen Umständen natürlich niemand an.

Die Verkehrsbehörde bestätigt, dass zwei Jahre vergangen sind, seit Buhlmann sein Angebot gemacht hat. „Damals gab es im Zusammenhang mit dem ZOB aber weder ein Verkehrskonzept noch einen städtebaulichen Plan“, erklärt Behördensprecher Jens Tittmann. Die Bahnhofsvorstadt dürfe nicht am Verkehr ersticken, sie solle im Gegenteil eine Aufwertung bekommen und müsse dafür als Ganzes betrachtet werden.

Nachdem die Vorarbeiten erledigt seien, darunter auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für den ZOB, werde mit Buhlmann konkret darüber verhandelt, zu welchem Preis er verkauft oder verpachtet. Der Termin sei noch in dieser Woche. Tittmann: „Vor diesem Hintergrund ist es einigermaßen durchsichtig, warum sich Herr Buhlmann gerade jetzt an den WESER-KURIER wendet.“

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