- Durchschnittseinkommen und Autopreise
- Unsicherheiten in Sachen Wiederverkauf
- Nutzlose Maßnahmen, drohender Herstellerschwund
- Die Zukunft von Homeoffice und Remote Work
Geht es nach den Grünen, ist das Ende der Verbrenner beschlossene Sache. Jüngst kritisierten BMW und Stellantis die Pläne, koste das doch vor allem eines: Jobs. Ist die E-Mobilität die einzige Chance? Und was wird aus der gelernten Tradition, dem Auto für alle? Eine Bestandsaufnahme.
Des Deutschen liebstes Kind ist das Auto – das gilt spätestens seit dem Käfer. Als Symbol des Wirtschaftswunders, des Wiederaufbaus und Neuanfangs steht der Volkswagen für eines der wesentlichen Dinge, die gesellschaftliche Teilhabe ausmachen: Mobilität für alle. Ebendiese stellt das derzeitige Geschehen in der automobilen Branche allerdings nachhaltig infrage. Die Grünen wollen neue Benziner und Diesel bis 2030 verbieten. Das Ende des Autos für jedermann, es zeichnet sich damit ab. Die Gründe? Vielfältig.
Durchschnittseinkommen und Autopreise
Was verdient eigentlich der durchschnittliche Bundesbürger, wie viel Geld gibt ein Haushalt allein fürs Wohnen aus – was kostet heutzutage ein neues Fahrzeug? 2084 Euro netto füllen die Lohntüte eines Arbeitnehmers, Steuern und Abgaben bereits abgezogen, allein fürs Wohnen samt Energie und Instandhaltung gibt ein Haushalt im Schnitt 923 Euro aus – bleiben für nahezu die Hälfte der Haushalte (42 Prozent der Menschen leben allein) 1161 Euro pro Monat.
Der durchschnittliche Preis für einen Neuwagen – aktuell rund 36.300 Euro, das ist maximal Kompaktklasse – lässt angesichts dessen gut und gern aufhorchen. Nach vier bis fünf Jahren ist ein Fahrzeug in der Regel noch 50 Prozent wert. Minimum 300 Euro kostet der Fahrspaß demnach im Monat. Für die meisten zu viel, um in die emsig besungene Elektromobilität einzusteigen. Schließlich leisten sich die Deutschen im Mittel erst nach 9,8 Jahren einen Neuen, oft wiederum gebraucht.
Unsicherheiten in Sachen Wiederverkauf
Auch aufgrund unsicherer Wiederverkaufswerte wenig verwunderlich, hat es 2021 noch kein reines E-Auto in die Top Ten der meistverkauften Modelle geschafft. Insbesondere mit ihren Abomodellen versuchen die Konzerne, den Hebel umzulegen. Die Umsätze der deutschen Automobilindustrie liegen nach stärkeren Jahren wieder auf dem Niveau der Eurokrise, die Marke von 400 Milliarden Euro ist nachhaltig in Gefahr, es besteht also Handlungsbedarf. Ein Beispiel: Das beliebteste Auto der Republik, nach wie vor der Golf (91.621 Neuzulassungen 2021), gibt es als E-Variante bereits für monatlich rund 250 Euro – Kosten für Zulassung, Versicherung, Kfz-Steuer, Service und Wartung sowie zur Jahreszeit passende Reifen inbegriffen.
Noch im Herbst vergangenen Jahres verkündete BMW, für das Verbrennerverbot ab 2030 bereit zu sein. Nun rudert man in München zurück. „Natürlich ist die Zukunft elektrisch“, lässt Entwicklungsvorstand Frank Weber verlauten. „Nur, wenn wir die Kunden jetzt in ein E-Auto zwingen, und die stehen dann alle auf dem Weg in den Urlaub an der Ladestation im Stau, dann ist nichts gewonnen.“ Und Carlos Tavares, Chef des Stellantis-Konzerns, zu dem etwa Fiat, Jeep, Opel, Citroën und Peugeot gehören, schüttet weiteres Öl ins Feuer: Elektroantriebe seien 50 Prozent teurer als die modernen Versionen der klassischen Verbrenner. Auf lange Sicht könne sich die neue Mittelschicht daher keine neuen Autos mehr leisten. „Das wird soziale Folgen haben.“
Nutzlose Maßnahmen, drohender Herstellerschwund
Es gebe weit billigere und schnellere Methoden, die Emissionen zu reduzieren – vor allem die bereits deutlich länger verfügbaren Hybriden, die erschwinglicher seien und so für einen schnelleren CO2-Vorteil sorgten, fügt er hinzu. Die im Sinne des Klimas erzwungenen Umwälzungen seien letztlich rein politisch motiviert – für die Umwelt nutzlos. Vielmehr schädigten sie die Autoindustrie irreparabel. In ein paar Jahren werde man sehen, welche Hersteller überlebten – und wie viele Angestellte man sich dann noch leisten könne.
Stichwort Arbeitslosigkeit. Empfänger von Hartz IV dürfen ihr Auto in der Regel zwar behalten, solange es weniger als 7500 Euro wert ist. Aber sei es, weil das alte kaputt ist oder es einen Job anzutreten gilt, für den es ein solches braucht: Bei einem Regelsatz von 449 Euro (plus Miete und Zuschläge) bleibt es weitgehend unmöglich, sich eines zu erlauben.
Die Zukunft von Homeoffice und Remote Work
Die entfernte Zukunft heißt Öffentlicher Nahverkehr. Das gilt für jenen, der zumindest in den größeren Städten auch heute schon prima funktioniert, aber auch für wegweisende Formen des Ridesharing. Apps wie Uber, die jedermann zum Chauffeur machen, oder die Taxibetriebe der Zukunft (Moia, Clevershuttle und Co.) machen es vor – die Shuttles, die autonom durch die Metropolen, aber vor allem die kleineren Städte und Dörfer fahren, wären rein technisch gesehen wohl bis 2030 bereit.
Heruntergebrochen ist die Zukunft des Automobils mit einer Grundsatzfrage verbunden: Wie reagiert die Arbeitswelt auf das, was die Pandemie angestoßen hat? In zwei Schlagworten sind das Homeoffice und Remote Work – der global vernetzte Arbeiter in seinen heimischen vier Wänden. Wenige müssen noch pendeln, nahezu jeder Job lässt sich von jedem Ort dieser Welt verrichten. Für die Wege des Alltags reichen Fahrrad und Scooter.