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Künstliche Intelligenz ChatGPT: Wie funktioniert die neue Hightech-Schreibmaschine?

Das Sprachmodell ChatGPT ist der neue Held des Internets. Es schreibt Texte und beantwortet Fragen. Aber wie funktioniert das Modell in der Praxis?
25.01.2023, 14:37 Uhr
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ChatGPT: Wie funktioniert die neue Hightech-Schreibmaschine?
Von Hannah Krug
Inhaltsverzeichnis

Ein neues automatisiertes Computerprogramm ist der aktuelle Held des Internets. Hinter ChatGPT verbirgt sich eine künstliche Intelligenz (KI), die Ende vergangenen Jahres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Seitdem testen zahlreiche Menschen, was sie kann.

Vor allem bei Textarbeit und Wissensabfrage kann das System eine Unterstützung sein. Die Optimierung des Programms basiert jedoch auch auf der Ausbeutung von Arbeitskräften auf der Südhalbkugel. Für einen geringen Stundenlohn lesen und bewerten sie Tausende Textausschnitte, teils mit brutalen Gewalt- und Missbrauchsbeschreibungen.

Was bedeutet ChatGPT?

ChatGPT steht für "Generative Pre-training Transformer". Es handelt sich dabei um einen Chatbot, der auf künstlicher Intelligenz beruht, um sich mit Menschen in natürlicher Sprache zu unterhalten. Benutzer können Fragen stellen, auf die das System in natürlicher Sprache antwortet. Ein Teilbereich von KI ist die Technologie des Deep Learnings (Tiefes Lernen), das mittels künstlicher neuronaler Netze Daten verarbeitet. Dafür sind erstens eine hohe Rechenleistung und zweitens sehr viele Trainingsdaten erforderlich. Im Fall von ChatGPT gehören zu den Trainingsdaten extrem viele Beispiele menschlicher Sprache. Als zentrale Quelle wird der öffentliche Datensatz Common Crawl genutzt, der regelmäßig das ganze Internet durchforstet und fast eine Billion Wörter umfasst.

Wer steckt hinter dem Begründer OpenAI?

Das Forschungsunternehmen OpenAI hat ChatGPT sowie den Vorgänger GPT-3 entwickelt. Es wurde 2015 von Elon Musk, Sam Altman, Ilya Sutskever, Wojciech Zaremba und Greg Brockman gegründet. OpenAI hat sich zum Ziel gesetzt, künstliche Intelligenz für den menschlichen Fortschritt zu nutzen und die Auswirkungen dieser Technologie auf die Gesellschaft zu untersuchen.

Wie funktioniert ChatGPT?

ChatGPT wurde mit einer großen Menge an Texten trainiert, um natürliche Sprache zu verstehen und zu generieren. Fast die Hälfte dieser Wörter sind englisch, wodurch ein gewisser einseitiger Blick auf die Welt entsteht. Neben einer großen Menge an Trainingsdaten wurde der Bot auch so trainiert, dass er Kontexte versteht und zuordnen kann. ChatGPT kann auf Fragen und Antworten reagieren und dadurch eine Unterhaltung führen.

Kann ChatGPT wirklich alle Fragen beantworten?

Bei einem Selbstversuch des WESER-KURIER fragte die Autorin den Chatbot, wo in Bremen ChatGPT eingesetzt wird. Die Antwort lautete: "Ich habe leider keine aktuellen Informationen über spezifische Einsatzorte von ChatGPT in Bremen." Hier fehlen dem System lokale Informationen. 

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Kann ChatGPT das komplette Schreiben von Texten übernehmen?

Die Autorin hat ChatGPT den Befehl erteilt, den Anfang für einen Artikel in einer Lokalzeitung zu schreiben. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus. Die Sätze waren lang und mit Fremdwörtern gefüllt, die zum Teil nicht gut in den Kontext gepasst haben. Kurzum: Der Text war kompliziert und damit auch nicht besonders interessant. Dem Bot gelingt es nicht, originelle Ideen und kreative Konzepte, die ihm nicht vorher antrainiert wurden, hervorzubringen.

Wie kann ChatGPT das Bildungssystem verändern?

Wenn auch nicht immer alle Fakten stimmen, die die Maschine hervorspuckt, könnte sie dennoch die Arbeit von Professorinnen und Lehrern maßgeblich verändern. In einem Tweet gab ein Wissenschaftler bekannt, dass ChatGPT aus einer Literaturliste ein Literaturverzeichnis im Dateiformat BibTex erstellen kann. Für viele Forscher wäre das eine erhebliche Arbeitsersparnis.

Arvid Kappas, Dekan an der Constructor University in Bremen, beschäftigt sich damit, inwieweit Studierende GPT-3 zum Lernen nutzen. "Es gibt klare Anzeichen, dass dies bereits der Fall ist und einige Universitäten befassen sich bereits mit der Frage, wie man damit umgeht." Um einen komplizierten Text zu verstehen, müssen Menschen beispielsweise sehr viel üben. Dabei helfen Fragen über den Text. ChatGPT kann Fragen zum Inhalt eines Textes generieren und auch überprüfen, ob die Antworten der Benutzer richtig sind.

Können mit ChatGPT ganze Prüfungen absolviert werden?

An der renommierten Wharton Business School in den USA hat der deutsche Professor Christian Terwiesch ChatGPT ein wichtiges Matheexamen machen lassen. Das Resultat: Note B bis B-, im deutschen Bildungssystem wäre das die Note Zwei. Schlaue Schüler könnten die künstliche Intelligenz in Zukunft gewinnbringend einsetzen. Deswegen sollte vielmehr die Frage lauten: Nicht ob, sondern wie kann ChatGPT zukünftig im Bildungssystem eingesetzt werden? Der Wharton-Professor Ethan Mollick nutzt das Programm mittlerweile in seinen Kursen. Um zu bestehen, müssen die Studierenden die KI richtig einsetzen – machen sie Fehler, folgt ein Punktabzug.

Welche Schwierigkeiten verbergen sich hinter ChatGPT?

Eines der größten Probleme von ChatGPT ist der Grund, warum ChatGPT erstaunlich gut offenen Rassismus und sexuelle Gewalt im Griff hat. Der Vorgänger, das Sprachmodell GPT-3, brachte noch ungefiltert rassistische Aussagen, sexuelle Gewalt an Kindern und vieles mehr hervor. ChatGPT hingegen antwortet, dass Rassismus eine "unmoralische Einstellung" ist. Was Hass und Gewalt sind, hat die KI durch unzählige Arbeiter in Kenia gelernt, wie eine Recherche des Time Magazine zeigt. Sogenannte Clickworker in Schwellen- und Entwicklungsländern lesen für einen geringen Stundenlohn Trainingsdaten aus. Laut Time Magazine leiden viele an psychischen Folgen dieser traumatisierenden Arbeit. Ein Sprecher von OpenAI sagte der Zeitung: "Unsere Mission ist es, sicherzustellen, dass künstliche Intelligenz der gesamten Menschheit zugutekommt." Die Frage ist, ob sich die kenianischen Arbeiter hier angesprochen fühlen.

 

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