Oberneuland sei ein schwieriges Pflaster, wurde Abbas Kashi gewarnt, als er die Tür im „September“ in der Innenstadt zu- und die des „Ave“ in Oberneuland aufschloss. Diese Warnung im Hinterkopf, hat Abbas Kashi nicht damit gerechnet, dass sein Restaurant unter dem Namen „Eva“ Ausgangspunkt für Winfried Hammelmanns Roman „Zeit für Wolke 7“ sein würde. Auch war nicht abzusehen, dass ihm die Stammgäste seit mittlerweile 18 Jahren die Treue halten. Anfangs setzte der Gastronom auf eine breit gefächerte Speisekarte, die genauso deutsche wie mediterrane Gerichte enthielt. Diese wurde im Laufe der Jahre abgespeckt, aber immer durch aktuelle Monatskarten ergänzt.
Besonders der Mittagstisch hat seine Klientel gefunden. Und so hat der 64-Jährige sein "Ave" im vergangenen Jahr mit gutem Gewissen an seine Tochter Katharina weitergegeben. „Ich habe nur ein paar Kleinigkeiten geändert“, sagt die junge Chefin. So heißt es jetzt offiziell Ave by Mercédeh: „Das ist mein zweiter, persischer Name“, erklärt sie.
Das Gastro-Gen scheint Katharina Mercédeh Kashi vom Vater geerbt zu haben. Ihre Aufmerksamkeit ist auch während unseres Gesprächs auf jedem Tisch und sie beäugt jeden Teller, der die Küche verlässt.
Wir haben es uns auf der Terrasse bequem gemacht. „Ich habe den Garten und die Terrasse selbst angelegt und gebaut“, sagt der Senior stolz. Geschickt zur Straße abgeschirmt, sitzt man hier fast wie in einem privaten Garten.
Von Bekannten wurde mir gesagt, dass die Pizza hier wirklich gut sei – das glaube ich und bestelle mir das Steinbeißerfilet auf frischem Blattspinat mit Reis, Dillsauce und Beilagensalat für 22 Euro. „Das Lammfilet ist ein Renner bei uns“, sagt Abbas Kashi und entschließt sich für die Variante vom Grill mit Gemüse und Kartoffeltaler für 27 Euro.
Als Gruß des Hauses werden selbst gebackene Brötchen mit einem Mayonnaise-Dipp gereicht. Ich habe kaum Zeit, diese zu probieren, als schon die Hauptspeise kommt – wir hatten uns ein bisschen verquatscht. Der Fisch überzeugt mich, Blattspinat und Dillsauce weniger. Im Spinat hätte ich mir leicht angerösteten Knoblauch gewünscht und die Dillsauce in ihrer Struktur leichter. „Wir machen sie aus Hollandaise, Sahne und Milch …“ Für mich zu schwer für den feinen Fisch, ein bisschen Butter mit frischem Dill hätte gereicht. Was mir gefällt, sind die Tomatenwürfel mit Kräutern auf dem Fischfilet und die Melone auf dem Teller – da könnte man sich glatt den Nachtisch sparen. „Frisches Obst ist für mich wichtig“, sagt Katharina Kashi. Das Lammfilet ist sehr zart und zergeht auf der Zunge.
Das sagen die Stammgäste: "Hier ist es einfach easy: Wir können ohne Reservierung kommen, wenn wir Hunger haben, entspannt und freundlich; Mein Wohlfühlessen sind Spaghetti Gambas; Wir kommen nicht aus Bremen und Google hat uns hierhergeführt, die Pizza war super und man sitzt hier wirklich gemütlich; das Ave hat ein sehr eigenes Flair: viele Stammgäste, die man schnell kennenlernt. Dank des Chefs kommt es immer wieder zu tischübergreifenden Gesprächen und unerwarteten Ausgängen des Abends; Im Ave trifft man sich zum Essen, Schnacken und Fußball gucken."
Ave by Mercédeh, Rockwinkeler Heerstraße 164, 28355 Bremen, Telefon 0421/33 65 47 9, www.restaurant-ave.de, Öffnungszeiten: täglich von 12 bis 22 Uhr, Mittagstisch bis 15 Uhr, barrierefrei (keine barrierefreie Toilette)