Der Name des Lokals ist eine Referenz an seine Eltern. „Mein Vater floh aus Hongkong nach Saigon und lernte dort meine Mutter im 5th District, der Chinatown der Stadt, kennen“, sagt Johnson Ly. Er selbst war 2018 zum ersten Mal in Vietnam und Hongkong. „Da hat es Klick gemacht“, sagt der 25-Jährige. „Wir besuchten die Familie meiner Mutter in Vietnam und trafen Verwandte meines Vaters in Hongkong. Für mich war das, obwohl ich in Deutschland geboren bin und mit den Traditionen beider Länder aufgewachsen bin, ein seltsames Gefühl von Ankommen“, erinnert er sich. Zu dem Zeitpunkt wusste der BWL-Student noch nicht, dass diese Reise sein Leben verändern würde.
The 5th District setzte auf die Kochkunst des Vaters
Als sich die Chance auftat, in der Markthalle Acht einen Stand zu betreiben, brach Johnson Ly sein Studium ab, stellte sich mit seinem Vater in die Küche und lernte von ihm die Gerichte seiner Kindheit. Es war die Geburtsstunde des „The 5th District“. Seit Mai 2019 bietet er Chinese Street Kitchen, somit hat er sich für die Kochkunst seines Vaters entschieden. „Meine Eltern haben etwa gleichviel gekocht, aber als ich mich mit dem Gedanken trug, mich hier selbstständig zu machen, fiel mir auf, dass mich die chinesische Küche mehr begeistert“, sagt Johnson Ly und macht sich auf den Weg an den Wok während ich dem Treiben in der Markthalle zuschaue.
Als er zurückkommt hat er drei Teller dabei: Chick'In Pyjama, Crying Chicken, Char Siu Bowl, Besteck und Stäbchen. Da Crying Chicken das schärfste Gericht ist, stelle ich es vorerst zurück und starte mit dem Chick'In Pyjama, laut Karte ein doppelt frittiertes Hähnchen, Hong Kong Style (8,50 Euro). Aha, das chinesische Wiener-Schnitzel, denke ich, angle mir ein Stück und werde mit dem ersten Bissen eines Besseren belehrt: Ich schmecke saftiges Fleisch und eine köstliche, leicht süßliche Sauce, deren Zutaten ein Geheimnis bleiben.
„Wir nehmen das Fleisch der Hähnchenkeule und machen eine dünne, trockene Panade aus Kartoffelmehl. Bei uns soll das Fleisch und nicht der Teig sättigen.“ Neben Reis und Schnittlauch-Öl gibt es noch hausgemachten Krautsalat, der mit seiner Säure das Gericht abrundet. „In Hongkong isst man das Fleisch einfach mit dem Schnittlauch-Öl, ohne Sauce und Salat.“
Die Char Siu Bowl kommt an im 5th District
Die Char Siu Bowl (8 Euro), ist durch die Social-Media-Kanäle der Chinese-Community über die Grenzen Bremens hinweg bekannt. Runtergebrochen ist es gegrillter Schweinenacken auf Pak Choi, aber: Der Schweinenacken wird mindestens zwölf Stunden mariniert und erhält dadurch eine rote Beize. Im Ofen gegrillt, erhält das dünn aufgeschnittene Fleisch einen ganz eigenen Geschmack und bleibt zart. „Das schmeckt am besten frisch, deswegen bieten wir es nur von 12 bis 15 Uhr an.“ Der Pak Choi ist heiß und knackig, passt perfekt.
Als letztes wage ich mich ans Crying Chicken (8,50 Euro), dem mit Szechuan-Pfeffer eingeheizt wurde. Dieser Pfeffer ist scharf und betäubt den gesamten Mundraum, wenn man ein Pfefferkorn zerbeißt. Für mich ist die Schärfe in Ordnung, zumal ich das begleitende Gemüse noch gut schmecken kann und nicht den Reis als Löschmittel nutzen muss. „Das kommt nicht bei allen gut an, deswegen haben wir uns angewöhnt, den Pfeffer nur auf Nachfrage zu benutzen. Aber für mich ist das ein irres Mundgefühl.“
In Szechuan würde kein Mensch dieses Gericht mit Sauce essen – sie ist eines der Zugeständnisse, die Johnson Ly an die Gaumen seiner Kunden macht. In Hongkong gibt es zwei Arten zu essen: entweder bei einem Meisterkoch im Restaurant oder wesentlich simpler an der Straße, erklärt Ly, da würde eher wie zuhause gekocht.
Fazit: Schnell, frisch, spicy – perfekt für die Mittagspause. Char Siu Bowl sollte man sich sichern und per Whatsapp vorbestellen – das Schweinefleisch geht weg wie warme Semmeln.
The 5th District
- Markthalle Acht, Domshof 8
- 28195 Bremen
- Öffnungszeiten: Di-Do 12-19 Uhr, Fr & Sa 12-21 Uhr
- Telefon: 0152/22833303
- https://thefifthdistrict.de