Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Gastro-Kritik "Gabelprobe" Bei diesem Mixx fällt die Auswahl schwer

Lilienthaler Restaurant überzeugt mit Pizza, Burritos, Aufläufen und spanischen Vorspeisen - und einem Wirt, der seine Gäste immer wieder überraschen will.
05.01.2022, 16:43 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von mbr Antje Noah-Scheinert

Zwei Monate war Amir Salari damit beschäftigt, sich den perfekten Namen für sein Restaurant zu überlegen, bis ihm endlich das Wort einfiel, das all’ seine Gedankenspiele umfasst: Mixx. „Ich bin Perser, der spanisch, mexikanisch und italienisch kocht und auch vor der deutschen Küche nicht zurückschreckt. Mein Restaurant lebt von diesem Mix.“ Nun gibt es das Mixx schon seit fast zehn Jahren in der Lilienthaler Klosterstraße, seit 2012 mit der Hausnummer 6 und vier Jahre später genau gegenüber in der Nummer 5. „Als mir die Räumlichkeiten des ehemaligen Feinkostgeschäfts angeboten wurden, habe ich zugegriffen – drüben war es immer zu eng.“ Erinnerte das Interieur des Fachwerkhauses bis zum vergangenen Jahr noch ein bisschen an ein American Diner mit rot-schwarzen Sitzbänken, brachte das Corona-Jahr flexible Tische und helle Stühle mit sich. „So kann man die Hygiene-Regeln besser umsetzen.“

Als Amir Salari kurz nach der Jahrtausendwende in Deutschland ankam, landete er eher zufällig in der Küche. Ein Freund, bei dem er damals wohnte, nahm ihn mit den Worten „irgendwie kannst du helfen, und wenn es beim Abwasch ist“ mit in sein Restaurant. „Da hat es Klick gemacht und ich wusste, dass ich als Koch arbeiten wollte. Meiner Mutter hatte ich als Jugendlicher sowieso immer geholfen, so war mir das Metier nicht fremd.“ Es folgten Jahre in den unterschiedlichsten Küchen. Das Ergebnis spiegelt seine umfangreiche Speisekarte wider. Auf den ersten Blick überwiegen Pizza und Pasta, dicht gefolgt von Burritos, Fajitas und Tacos, dazwischen verbergen sich Aufläufe und spanische Vorspeisen wie Pimientos del Padrón oder Albondigas en salsa picanta. Da fällt die Auswahl schwer. Bei frisch gebackenen Sesam-Brötchen mit Chiliaioli und einem Dipp aus frischen Kräutern, Öl und Schafskäse kann man entspannt aussuchen.

Lesen Sie auch

Meine Wahl fällt auf das Hähnchenbrustfilet Mixx, gefüllt mit Spinat und Schafskäse in Weißwein-Sahnesauce (17,90 Euro). Amir Salari brät die Involtini scharf in der Pfanne an und lässt sie dann im Steinofen garen. So erhalten sie neben Pizza und Brötchen dort den letzten Schliff und bleiben überraschend zart. Auf dem Teller landen sie dann aufgeschnitten, hübsch angerichtet mit der reichlichen, aber fein abgeschmeckten Sauce und Rosmarinkartoffeln. Amir Salari zeigt bei seinem Lieblingsgericht, dass er gut würzen kann – ein Hauch Knoblauch am Spinat bleibt in der Kombination mit dem salzigen Käse eine leichte Unterstützung, ohne dabei Überhand zu nehmen. „Knoblauch gehört für mich an jedes Essen, aber immer nur ein bisschen“, sagt er und zeigt sich zufrieden. Dazu gibt es einen gemischten Beilagen-Salat. Gemischter Pflücksalat, Oliven, Gurke, Tomate, Paprika, Mais, Rote Bete werden von einer schmackhaften Vinaigrette aus Balsamico-Essig, Olivenöl, Estragon-Senf, Salz und Pfeffer begleitet, ohne darin zu ertrinken.

Als Dessert wartet ein hausgemachtes Tiramisu (5,50 Euro), das genau im richtigen Maße schlonzig ist und sich so vom oftmals angebotenen gekauften Tiramisu lecker abhebt.

Was Stammgäste lieben: Amirs Extra-Aktionen und seine herzliche Art. Derzeit steht auf der Terrasse neben Feuerschale, geschmückten Olivenbäumen und Stehtischen eine Glühweinbude, kurz zuvor lud er zur persischen Wochen ein. Im vergangenen Jahr bat er um die Lieblingsgerichte seiner Gäste, um sie auf einer Sonderkarte ins Angebot aufzunehmen.

  • Restaurant Mixx, Klosterstraße 5, 28865 Lilienthal, Telefon: 04298/5775, Öffnungszeiten: täglich 17-22 Uhr, www.restaurant-mixx.de.

Zur Sache

Die neue Gastro-Kritikerin

Eine lebendige Stadt zeichnet sich auch durch ihre Restaurants aus. Für die, die ihre Besuche in ihren Stammrestaurants gelegentlich mit neuen kulinarischen Erlebnissen ergänzen wollen, gibt diese Zeitung seit vielen Jahren Gastro-Tipps. In den vergangenen Jahren hat Temi Tesfay in der Kolumne "Tischgespräch" über seine Erfahrungen in den Restaurants berichtet. Er wird sich neuen Aufgaben widmen, deshalb ist Antje Noah-Scheinert unsere neue Gastro-Kritikerin. Sie schaut in die Töpfe, spricht mit Köchinnen, Köchen und Inhabern und - vor allem - probiert die Gerichte. Und sie schreibt darüber immer am Donnerstag in der Kolumne "Gabelprobe".

"Ich bin schon immer gerne essen gegangen, selbst als kleines Kind schon", sagt die 55-Jährige, die mit ihrer Familie in Oberneuland lebt. Ihr Lieblingsessen findet sie allerdings nicht im Restaurant, es ist das "Hühnerfrikassee meiner Freundin Gaby". Während Antje Noah-Scheinert früher grundsätzlich an ihrem Lieblingsgericht in jedem Restaurant festgehalten hat, hat sich dies inzwischen geändert: "Berührungsängste habe ich beim Essen nicht. Man darf mir alles vorsetzen." Ein guter Koch übernimmt dabei ihrer Ansicht nach die Verantwortung für einen gelungenen Abend. "Er denkt sich immer etwas dabei, was da auf dem Tisch kommt, er muss die Gesamtkomposition im Blick behalten."

Antje Noah-Scheinert kommt aus dem Bergischen Land, genauer aus Hückeswagen, und ist wegen ihres Mannes nach Bremen gekommen. Sie hat in Passau ein Volontariat bei Tageszeitung und Radio absolviert, hat für Fernsehen und Radio gearbeitet, für eine Zeitschrift über Immobilien in Spanien geschrieben. Sie hat bereits Gastro-Kritiken verfasst, für andere Medien. " Ich freue mich darauf, mich in die Gastrolandschaft in Bremen und der Region aufzumachen, neue Orte und Personen kennenzulernen."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)