Katrin Mosels Herz schlägt für die Gastronomie. Das begann schon, als sie während der Schulzeit quasi nebenan in der „Pinte“ jobbte. „Ich bin jetzt wieder bei den Wurzeln gelandet“, sagt sie lachend. Das war nicht so geplant. Nachdem sie unter Tränen „ihr Baby“, das Tinto, verkauft hatte, war sie sich sicher, nicht mehr in die Vegesacker Gastroszene zurückzukehren. Aber dann lockte die Inhabergesellschaft von Loui & Jules mit dem Loretta. „Ich bin mir sicher, jeder Vegesacker hat seine Loretta-Geschichte. Das hat mich gereizt.“
Das Loui & Jules im Loretta sollte ein Zwilling des Loui & Jules in der Überseestadt (mittlerweile geschlossen) werden. Aber weil Karin Mosel der festen Meinung ist, dass auch Zwillinge Alleinstellungsmerkmale benötigen, hauchte sie dem Loretta schon vor der Eröffnung Individualität ein. Ende Mai vergangenen Jahres eröffnete dementsprechend Loui & Jules 2.0. Seitdem kann man im Himmel und in der Hölle essen und trinken und im Sommer sogar auf der Erde. Bis auf das Logo erinnert nichts an System-Gastronomie. Der Charme der Einrichtung ist erhalten geblieben, eine Discokugel ein dezenter Hinweis auf die Lebenslust und mit „Kette“, Katrin und Co. übernehmen Individualisten den Service.
„Mir ist es wichtig, dass sich keiner verstellt. Der Service soll freundlich sein, aber nicht gekünstelt.“ Für die Betriebsleiterin ist es ebenso wichtig, dass die Küche flexibel ist. Neben der Karte gibt es Specials, wie die Ente im Herbst, den Grünkohl im Winter oder den Krabbenburger als Lokalkolorit. „Wir haben hier echte Köche und können individuell auf Wünsche eingehen“, sagt Katrin Mosel.
Die Specials ignoriere ich, da die Karte Auswahl genug bietet: es gibt Steaks, Burger, Salat, Pasta und statt Pommes flavoured Fries – einiges davon ist veggie. Den Caesars Salad sehe ich am Nachbartisch, das Clubsandwich ebenfalls. Beides sieht sehr gut aus. Aber die Burger sind die Renner und so entscheide ich mich für Juicy Deluxe für 14,90 Euro, weil ich wissen möchte, ob er so saftig ist, wie es der Name verspricht.
Gereizt hätte mich Egg Benedict, weil ich das noch nie als Burger gegessen habe. Stattdessen greift Katrin Mosel zu Pasta Loretta (15,90 Euro) und Zapata (6,80 Euro). Letztere sind die Pommes, die in ihrer Optik allerdings nicht an Kartoffelstäbchen erinnern, sondern eine relativ breite, flache und gewürzte Alternative darstellen. Mit Guacamole, Sour Creme und einer an Bruschetta erinnernde Tomatensalsa getoppt, sind sie für mich ein vollständiges Gericht und keine Beilage.
Die Nudeln sind al dente gekocht, gut mit Thymian abgeschmeckt – wenn ich meckern müsste, hätte ich die Cherrytomaten geviertelt statt halbiert. Die Soße ist sahnig, die Kräuterseitlinge frisch – passt alles. Beim Burger gibt es auch nix zu motzen: das Patty ist, wie gewünscht, medium gebraten, Gurkenrelish und Karamellzwiebelchen sorgen für Geschmack und Saftigkeit.
Das sagen die Stammgäste: Ob abends oder am Mittwochmittag, das Restaurant bereichert Vegesack; beim ersten Mal war ich begeistert, beim zweiten Mal war mir zu viel Salat auf der Antipastiplatte, jetzt bin ich gespannt; ich freue mich, hier auf bekannte Gesichter zu treffen; was Katrin anpackt, ist einfach gut; die Burger kann ich nur empfehlen; endlich wieder ein Loretta.
Loui & Jules im Loretta, Alte Hafenstraße 29, 28757 Vegesack, Telefon 0421-89808448, www.loui-jules.com, Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 17.30 bis 24 Uhr, mittwochs Mittagstisch von 12.30 bis 15 Uhr, Montag Ruhetag, online Reservierung erwünscht, bedingt barrierefrei.