Für den Direktor des Bürgerparks ist das Wassermanagement in der Prioritätenliste deutlich nach oben gerückt. "Wir haben unsere Lektion aus 2018 und den Folgejahren gelernt", sagt Tim Großmann. Anders als früher achte man jetzt sehr darauf, das Wasser im Park zu halten. Soll heißen: Regenwasser wird nicht mehr ohne Weiteres in den Torfkanal abgeleitet. Zu einem vernünftigen Umgang mit der Ressource Wasser rät auch der Landesverband der Gartenfreunde Bremen. "Auf keinen Fall sollte man den Rasen um die Mittagszeit wässern und danach den Mähroboter laufen lassen", sagt Chefgärtner Hartmut Clemen.
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Die ersten warmen Frühlingstage liegen hinter uns, der Sommer naht – da stellt sich die Frage, wie Bremen es mit der Bewässerung hält. Die Region Hannover hat schon eine Antwort gefunden: Ab dem 1. Juni dürfen öffentliche und private Grünflächen bei Temperaturen über 27 Grad nicht mehr gegossen werden. Damit werden die Grenzwerte im Vergleich zum Vorjahr zwar gelockert, es bleibt aber bei vorgeschriebenen Einschränkungen. Zur Begründung führt Umweltdezernent Jens Palandt die unverändert kritische Situation des Grundwassers an. "Die Grundwasserkörper sind durch vielfältige Nutzungen überlastet und teilweise erschöpft."
In Bremen gibt es bislang keine Überlegungen, den Wasserverbrauch an besonders heißen Tagen zu reglementieren. "Aktuell haben wir noch keine Maßnahmen zum Wassersparen geplant", sagt Ramona Schlee, Sprecherin der Umweltbehörde. Allem Anschein nach ist ein solcher Schritt in Bremen auch in Zukunft nicht zu erwarten. Eine behördliche Anordnung zum Wassersparen hat es selbst in vergangenen Hitzejahren nicht gegeben. Stattdessen haben die Umweltbehörde und der Energieversorger swb auf einen gemeinsamen Appell an die Bevölkerung zum Maßhalten gesetzt. "Wir haben festgestellt, dass das bei den Bremerinnen und Bremern gut ankommt und der Wasserverbrauch tatsächlich sinkt", sagt Schlee.
Das Grundwasser bereitet der Bremer Umweltbehörde derzeit kein Kopfzerbrechen. Ungewöhnlich niedrige Wasserstände sind laut Schlee noch nicht zu vermelden. Das ist auch der Kenntnisstand der Gartenfreunde. Nach dem regenreichen Herbst und dem Hochwasser habe sich der Grundwasserpegel erholt, sagt Clemen. Entwarnung will er deshalb aber noch lange nicht geben. "Beim Wässern ist man trotzdem angehalten zu sparen." Denn: "Es kann ganz schnell passieren, dass wochenlang kein Niederschlag kommt." Darauf stellt sich auch Bürgerparkleiter Großmann ein. "Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass die Sommer trocken werden", sagt er. Für dieses Szenario will Großmann gewappnet sein – daher das Bestreben, so viel Wasser wie möglich im Park zu belassen. Im Umgang mit Wasser sei man "weitaus sensibler" geworden.
Schon allein aus Sicherheitsgründen relevant sind abbrechende Äste infolge anhaltender Trockenheit. Von aktuellen Vorkommnissen weiß Großmann allerdings nichts. "Davon sind wir noch weit entfernt", sagt er. Grünastabbrüche drohten erst bei Temperaturen deutlich über 30 Grad über einen längeren Zeitraum. Anders bei alten Bäumen: "Da kann schon mal ein Ast runterkommen, insbesondere bei mehr Wind." Clemen hat einen anderen Eindruck, er beobachtet vermehrt Astabbrüche. Seine Erklärung: "Die Vitalität der Bäume hat nach einer Aneinanderreihung mehrerer Extremjahre stark gelitten, sie stehen im Dauerstress."
Wie Bremen vorbeugen will
Mit dem vor zwei Jahren entwickelten Handlungskonzept Stadtbäume wollen Umweltbehörde und Umweltbetrieb Bremen (UBB) potenziellen Dürreschäden vorbeugen. Das Konzept sehe für jeden neu gepflanzten Baum größere Baumgruben vor, in denen sich die Wurzeln gut entwickeln könnten, sagt UBB-Sprecherin Kerstin Doty. "Neupflanzungen und Jungbäume werden auch außerhalb der Hitze- oder Trockenphasen kontinuierlich gewässert, was sich in den Trockenphasen positiv auswirkt." Schon vor einiger Zeit sei die kontinuierliche Bewässerung neu gepflanzter Bäume von drei auf fünf Jahre verlängert worden.
Für überflüssig hält Clemen das exzessive Sprengen von Rasen. "Der erholt sich sowieso wieder, sogar nach den größten Strapazen." Auch Großgehölze müssten ohne Wässern auskommen. Beim Anbau von Gemüse empfiehlt er, die Beete zu begrünen. "So entsteht ein Verdunstungsschutz und man muss nicht ständig wässern." Dass Kleingärtner sich mit solchen Dingen befassen müssen, wird sich aus Sicht von Clemen nicht mehr ändern. Sein Blick in die Zukunft fällt pessimistisch aus. Konsequent spricht er von "Klimakatastrophe", den Begriff "Klimakrise" hält er für eine Untertreibung.