Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Für Ausflüge und Kleingärtner Das bietet das Naherholungsgebiet Grüner Bremer Westen

4.000 Kleingärten auf 480 Hektar, dazu idyllische Radwege und artenreiche Streuobstwiesen: Der Grüne Bremer Westen ist einen Ausflug wert. Was sich genau hinter dem Naherholungsgebiet verbirgt.
29.07.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Das bietet das Naherholungsgebiet Grüner Bremer Westen
Von Manuela Kanies

Bremens grüne Lunge liegt im Westen: Auf Rad- und Wanderwegen geht es am Waller Feldmarksee entlang, am Maschinenfleet oder der Metalhenge auf der Mülldeponie, vorbei an artenreichen Streuobstwiesen und wer kurz anhalten will, kann einen Blick in einen der über 4.000 Kleingärten werfen. Der Grüne Bremer Westen will entdeckt werden. Das Naherholungsgebiet, das von den Stadtteilen Findorff, Walle, Gröpelingen, Oslebshausen und dem Blockland umrahmt ist, wird seit 2017 aus seinem Dornröschenschlaf geholt, wie Lisa Hübotter vom Umweltamt erklärt. Dornröschenschlaf, weil das 480 Hektar große Gebiet an einigen Stellen brach lag. Hübotter arbeitet im Fachbereich Umwelt der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft und betreut das Projekt von Beginn an.

„Der Grüne Bremer Westen ist extrem grün und umfasst verschiedene Strukturen wie 14 Kleingartenvereine, Seen, Gartenprojekte, Fleete und Entwässerungsgräben“, führt Hübotter die enormen Dimensionen des Gebietes aus. Der Auslöser dafür, diesem Gebiet neues Leben einzuhauchen, es zu revitalisieren, ist in der Vergangenheit zu finden: Herzstück des Westens ist das Leben in den Kleingärten. Doch es gibt nach wie vor ein Problem: die Kaisenhäuser. Diese kleinen Häuser, deren Name auf den damaligen Bürgermeister Wilhelm Kaisen zurückgeht, wurden in der frühen Nachkriegszeit gebaut, um den Wohnungsmangel zu entschärfen. Doch seit Längerem sieht das Baurecht vor, dass auf Parzellengebieten nicht mehr gewohnt werden darf.

Einige Kaisenhäuser wurden mittlerweile abgerissen, andere dürfen als Kleingartenhäuschen benutzt oder mit Sonderwohnrecht bewohnt werden, aber es gibt auch Häuser, die abbruchreif sind. Wer die Kosten für den Abbruch bezahlen muss, war lange Streitthema und führte dazu, dass die Kleingärten mit Kaisenhäusern schwer vermittelbar waren. Viele Parzellen verwilderten. Die Entwicklung des Naherholungsgebietes Grüner Bremer Westen knüpft daran an, die Kleingartenareale wieder attraktiver zu machen.

„Wie können wir neuen Schwung reinbringen?“ Das sei die Frage zu Projektbeginn gewesen, sagt Lisa Hübotter. Um diese Frage zu beantworten, seien alle Akteure, wie Kleingarten- und Reitvereine, DLRG und Beiräte an einen Tisch geholt worden, um Ideen zu sammeln. Um eine Identifikation mit dem Gebiet zu schaffen, sei der Name Grüner Bremer Westen festgelegt und ein Logo entworfen worden. Hübotter betont, dass nicht alle brach gefallenen Flächen in Kleingärten umgewandelt werden, denn obwohl die Nachfrage seit der Corona-Pandemie nach Kleingärten hoch ist, gibt es im Westen noch freie Parzellen. „Wir haben hier ein leichtes Überangebot“, so Hübotter. Wer also in anderen Bremer Gebieten bisher nicht zum Zuge gekommen ist, einen Kleingarten zu pachten, hat im Westen eher eine Chance. Einen Überblick über die freien Gärten gibt die Parzellenbörse. Die Kleingärten sind in Kategorien eingeteilt: von 1 (sehr guter Zustand) bis 4 (Laube nicht intakt, Fläche verwildert).

Lesen Sie auch

Die Kategorien sagen auch aus, mit welchen Kosten der neue Pächter rechnen muss. Pachtet man einen Kleingarten in einem sehr guten Zustand, ist die Ablösesumme höher als bei einer Parzelle mit Kategorie 3 oder 4. Doch wer eine Parzelle nimmt, die pflegebedürftiger ist, muss mit Folgekosten bei der Instandsetzung rechnen. Hübotter ist aber regelmäßig erstaunt darüber, welchen Einfallsreichtum neue Pächter entwickeln, um Materialien zum Beispiel für Lauben zu recyclen. Wichtig ist für Hübotter das Gemeinschaftsgefühl dabei: „Man kann sich jederzeit Rat holen, man bekommt bei Bedarf Hilfe von Fachberatern, das finde ich total toll.“

Wer bei dem Gedanken an die Gartenordnung an ein starres Regelwerk denkt, den möchte Hübotter beruhigen: Die Drittel-Regelung zum Obst- und Gemüseanbau werde beispielsweise nicht auf den Quadratmeter genau berechnet, sondern sie diene dazu, ein gutes Mittelmaß zu finden. Generell sollte man sich zwar mit der Gartenordnung der jeweiligen Vereine identifizieren, aber sie regeln vor allem das gute Miteinander und seien dazu da, Streitigkeiten vorwegzunehmen. Wer mit dem Gedanken spielt, einen Kleingarten zu pachten, sollte einen Blick in die kleine Checkliste werfen, die Lisa Hübotter initiiert hat. „Man sollte sich schon fragen, ob man Lust zum Gärtnern hat und auch mehrmals die Woche Zeit haben, den Garten zu pflegen“, erklärt Hübotter. Aber wer sich ein kleines grünes Paradies selbst erschafft, habe dort auch einen schönen Platz, um mit Freunden zu grillen oder die ruhigen Abendstunden fernab des Stadttrubels zu genießen.

Ein großes grünes Paradies hingegen soll der Grüne Bremer Westen werden, ein weiterer Schritt dorthin ist der Naturerlebnispfad „Wilder Grüner Westen“. Er soll gut einen Kilometer lang sein und im Gröpelinger Ortsteil In den Wischen mit Infotafeln über die Tier- und Pflanzenwelt aufklären. Erlebnisstationen und Sitzgelegenheiten für Picknicks runden das Angebot ab. Doch neben der Funktion als Naherholungsort hat das Gebiet laut Hübotter auch eine Klimaschutzfunktion: So ein großer Raum, der weitestgehend unversiegelt ist, leiste einen wichtigen Beitrag dazu, die Temperaturen in den Sommermonaten herunterzuregeln und Wasser zu speichern.

Hören Sie hier die neunte Folge des WESER-KURIER-Podcasts "Gartenhelden":

Zur Sache

Feedback und Themenanregungen

Sie haben eine Frage zum Gärtnern oder eine Themenanregung, die die Gartenhelden in ihr Programm aufnehmen sollen? Dann wenden Sie sich direkt an den Host: Manuela Kanies freut sich über Ihr Feedback und Ihre Ideen, die Sie ihr per Mail an manuela.kanies@weser-kurier.de schicken können. Wenn Sie auf Instagram aktiv sind, schauen Sie gerne in ihren Kanal rein oder schreiben Sie ihr dort eine Nachricht: @gartenhelden_pod.

Alle Folgen des Podcasts und begleitende Texte von Manuela Kanies finden Sie hier beim WESER-KURIER auf der Themenseite der Gartenhelden. 

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)