Es mag an dem sonnigen Wetter oder an der Urlaubszeit gelegen haben, dass sich am Mittwochabend nur eine Handvoll Neugierige im Werkstattcafé Lederi einfanden. Am Thema lag es jedenfalls nicht. Falls nicht noch ein großes politisches Wunder geschieht und eine friedliche Lösung für den Ukraine-Krieg gefunden wird, könnte Deutschland ein harter, kalter Winter bevorstehen. Der Verein Klimazone Findorff hatte daher Werner Müller von der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens eingeladen. Manche seiner Tipps und Tricks zum Energiesparen waren schon in früheren Generationen wohl bekannt, andere sind für bewusste Verbraucher ohnehin selbstverständlich. Aber es gab auch diverse überraschende Erkenntnisse.
Gut einpacken
Die mit Abstand größte Menge an Energie wird in Privathaushalten zur Erzeugung von Wärme gebraucht. Nach Daten des statistischen Bundesamtes fließen durchschnittlich 70 Prozent der Energie in die Beheizung der Räume, weitere 14 Prozent in die Erzeugung von Warmwasser. Im Einzelnen kann die Quote allerdings deutlich variieren. „In einem ungedämmten Altbau werden pro Jahr rund 300 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche verbraucht. Ein sehr gut gedämmtes Haus verbraucht nur ein Sechstel davon“, erklärte Müller. In welchem Bereich der gesamten Bandbreite sich das eigene Haus oder die eigene Wohnung befindet, lässt sich leicht aus der letzten Heizkostenabrechnung des Versorgers errechnen: Eine gute Dämmung sei daher die wichtigste Maßnahme, um zu verhindern, dass Wärme aus den Fenstern, durch die Wände, über das Dach verschwendet wird.
Wärme optimal nutzen
Damit sich die Heizungswärme bestmöglich verteilen kann, sollten Heizkörper frei stehen und nicht von Vorhängen oder Möbeln verdeckt werden. Sie sollten vor der Heizperiode gründlich von Staub befreit werden. Thermostate sollten rechtzeitig heruntergedreht werden: Die Restwärme reicht noch eine geraume Zeit lang aus. Wer Rollläden besitzt, sollte sie auch nutzen – denn sie halten effektiv die Wärme im Haus. Ungenutzte Räume müssen nicht durchgängig beheizt werden, so Müller. Wichtig sei jedoch auch hier regelmäßiges kurzes Stoßlüften, um Feuchtigkeit aus den Zimmern zu entfernen, ohne die Räume zu sehr auskühlen zu lassen.
Heizung checken lassen
„Ich bin immer wieder schockiert, wie viele Heizanlagen falsch eingestellt sind“, sagte der gelernte Heizungsbauer. Bei einem Heizungscheck mit dem Installateurbetrieb des Vertrauens könnte beispielsweise die Raumtemperatur angepasst werden: Eine minimale Reduzierung um nur ein Grad spare im Verbrauch bereits sechs Prozent. Geprüft werden solle auch, ob die Voreinstellungen für den Nachtbetrieb dem tatsächlichen Alltagsrhythmus entsprechen.
Sparsam haushalten
Strom lässt sich im Haushalt durch viele kleine Maßnahmen sparen, ohne an Lebensqualität einzubüßen. So sollten Geräte mit Stand-by-Funktion bei Nichtbetrieb komplett vom Netz genommen werden. Waschmaschine und Spülmaschine sollten nur gut befüllt laufen und möglichst im Eco- oder Sparprogramm. Einen kritischen Blick sollten Verbraucher auch auf die zahlreichen Kleingeräte im Haushalt werfen – müssen sie unbedingt zum Einsatz kommen, oder geht es auch anders? Dieselbe Frage gilt auch für Gefrierschränke und Wäschetrockner. Ein sinnvolles Kleingerät sei dagegen der Wasserkocher – eine energieeffizientere Alternative zum Erhitzen von Wasser als der Herd. Apropos: Beim Kochen etwa von Nudeln oder Kartoffeln sollte nicht mehr Wasser als nötig im Topf landen. Der Herd kann getrost vor Ablauf der Garzeit ausgeschaltet werden – die Restwärme des Wasser reicht aus. Im Backofen ist laut Müller die Umluftfunktion die sparsamste Methode. Kühlschränke funktionieren sparsamer, wenn sie abgetaut sind.
Die echten Stromfresser
Geräte aus dem Bereich der Medien- und Informationstechnik sind für fast 30 Prozent des Stromverbrauchs in Privathaushalten verantwortlich. Das Aufladen von Laptops und Smartphones schluckt dabei laut Müller zwar den geringsten Teil an Strom – hier sind es die großen Server, die viel Energie verbrauchen. Fernseher sind dagegen echte Stromfresser – je größer, umso mehr.
Und wenn es ganz hart kommt
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben sich bereits auf das Szenario eingestellt, dass Gas im kommenden Winter zeitweise gar nicht mehr fließen könnte. Elektrische Heizgeräte hätten sich zum „Klopapier der Gaskrise” entwickelt, so Müller. Sie sollten allerdings nur im äußersten Notfall zum Einsatz kommen, denn sie verbrauchen sehr viel (teuren) Strom, für dessen Erzeugung wiederum ebenfalls Gas noch unverzichtbar ist. Müllers Tipp: Öfter mal Nachbarn und Freunde einladen, die mit ihrer Eigenwärme nicht nur die seelische Wohlfühltemperatur steigern. Auch ein Spaziergang an der frischen Luft und die gute alte Wärmflasche im Bett sind Alternativen.
Beratungsangebote nutzen
In Bremen gibt es ein großes Netzwerk an Institutionen, die Privatleute mit kompetenten Informationen und persönlichen Beratungen versorgen und konkrete Fragen zum Energiesparen beantworten können. Neben Energiekonsens sind das unter anderem die Verbraucherzentrale, die Bremer Umwelt Beratung und der Energieversorger SWB. Die Klimazone Findorff informiert über ihre Angebote und Veranstaltungen über die Internetadresse klimazone-findorff.de.