Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Klimaschutz-Demonstration in Weyhe 500 Schüler bei erster „Fridays For Future“-Demo im Kreis Diepholz

Rund 500 Schülerinnen und Schüler haben sich am Freitag auf dem Weyher Marktplatz für den Klimaschutz stark gemacht. Es war die erste „Fridays For Future“-Demonstration im Landkreis Diepholz.
26.04.2019, 13:52 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
500 Schüler bei erster „Fridays For Future“-Demo im Kreis Diepholz
Von Alexandra Penth

Am Freitag geschieht zum ersten Mal das in Weyhe, was bereits seit einigen Monaten in vielen Städten Deutschlands stattfindet: Etwa 500 Schülerinnen und Schüler demonstrieren – für das Klima und die Zukunft. Damit ist der Landkreis Diepholz Teil der gegenwärtigen „Fridays-For-Future“-Bewegung geworden, angestoßen von der 16-jährigen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg aus Schweden. Hauptsächlich haben sich Schüler der Kooperativen Gesamtschulen (KGS) in Leeste, Kirchweyhe, Brinkum, der Lise-Meitner-Schule in Moordeich und der Berufsbildenden Schulen (BBS) Syke zusammen geschlossen.

Mit Beginn der Reden auf dem Weyher Marktplatz setzt der Regen ein. Die Demonstrierenden drängen sich dicht vor der Bühne, halten ein Schilder-Meer über ihre Köpfe. Schriftzüge wie „Tut nicht so, als ginge es euch nix an“ und „Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten noch Zeit“ sind zu lesen. May-Britt von Seggern hat sich ihr Protestschild über die Schulter gehängt. „Das Klima ist aussichtsloser als mein Mathe-Abi“ hat die Schülerin der KGS Leeste mit schwarzem Marker geschrieben. Die Prüfung steht in der kommenden Woche an und Unterricht hat die 18-Jährige nicht mehr.

May-Britt von Seggern geht wegen der spürbaren Veränderungen des Klimas auf die Straße. „Meine Mutter sagt, dass es früher noch richtige Winter gab. Heute müssen wir dem Schnee hinterherfahren.“ Ihre Freundin Vanessa Grabow ergänzt: „In den Osterferien waren gefühlte Sommerferien.“ Die Frauen wollen auch zeigen, dass ihre Generation besser ist als ihr Ruf. „Wir hören, dass wir unpolitisch seien. Das ist unsere Chance, das Gegenteil zu beweisen“, sagt Mitschülerin Lara von Salzen. Noelle und Marissa hingegen haben die fünfte und sechste Stunde für die Demonstration sausen lassen. Bei Noelle wäre es Religion gewesen, bei Marissa Mathe. Die Fächer waren nicht der Grund für ihr Fehlen, sagen die Fünftklässlerinnen. Das Klima liegt den beiden, die Plakate bemalt haben und mit dem Rad zum Marktplatz gefahren sind, am Herzen. „Weil mein Schneemann schmilzt – oder es erst gar keinen Schnee gibt“, begründet Noelle, die sich die Kapuze ihres Pullis über den Kopf zieht, als der Regen zunimmt.

Auf dem Marktplatz sind Regenschirme in der Menschenmenge aufgespannt – viele aber lauschen ohne Schutz, was die Redner zu sagen haben. Siard Schulz, zusammen mit der Schulsprecherin der KGS Leeste, Malin Uhlhorn, Hauptorganisator der Veranstaltung, ist der Erste. Der Weyher Ratsherr betont energisch: „Die Jugend dieser Welt ist politisch.“ Angesichts des Zeitpunktes der Demonstration während der fünften und sechsten Unterrichtsstunde sagt er: „Wir lassen uns nicht vorschreiben, wann wir zu demonstrieren haben.“ Auch einem meist von der älteren Generation vorgebrachten Einwand gegen die Bewegung „Fridays For Future“ begegnet er: „Wir sind nicht zu jung, um Dinge zu bewegen. Das Alter ist kein Qualitätsnachweis.“ Die mit viel Applaus begleitete Rede endet mit dem im Chor wiederholten Ausspruch: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Eine Fortsetzung der Protestaktion sei ganz im Sinne der Bewegung, sagt Schulz später.

Lesen Sie auch

Aufmerksam lauscht Christiane Palm-Hoffmeister den Worten. Sie hält eine Fahne mit der Sonne der Anti-Atomkraft-Bewegung in der Hand. Auch durch ihre Regenjacke kommt das Erkennungssymbol an einem Anstecker zum Vorschein. Palm-Hoffmeister gehört zu der Generation, gegen die sich die Freitags-Bewegung zum Teil auch richtet. Sie aber setzt sich seit 30 Jahren für den Schutz des Klimas ein, das auch in der Syker und Bassumer Gruppe von „Energie in Bürgerhand“. „Ich finde es ganz toll, dass die Schüler das in die Hand nehmen wollen“, sagt die Aktivistin. Die älteren Generationen, sagt sie, seien oft zu bequem. Neben ihr stehen Hilde Fieweger-Joppig und ihr Mann Peter Joppig aus Lahausen. „Die jungen Leute haben mit allem Recht. Jetzt müssen wir uns das eben anhören“, sagt Joppig, während ein Vertreter vom Nabu auf der Bühne spricht. Bei dem Paar fließe zwar schon seit zehn Jahren Ökostrom und Flugzeug-Reisen werden vermieden, doch Peter Joppig ist nicht zufrieden: „Man hätte das Auto öfter stehen lassen können.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)