Der Amateursport ist wegen Corona auf Eis gelegt. Der Schulsport hingegen darf weiter stattfinden, wenn auch unter Einschränkungen. Vor welchen Herausforderungen die Schulen stehen, welche neuen Wege sie in der Pandemie gehen und warum viele den Sportunterricht aufrechterhalten wollen – DIE NORDDEUTSCHE hat sich bei einigen Schulen umgehört.
Die Blumenthaler Oberschule In den Sandwehen hält am Sportunterricht in Corona-Zeiten fest. Den Unterricht ausfallen zu lassen, sei im Kollegium diskutiert worden, auch kontrovers, sagt Schulleiter Stephan Wegner. „Wir haben uns entschieden, den Sportunterricht weiter durchzuführen, passen ihn aber der Situation an.“ In der Dreifach-Sporthalle werde die mittlere Halle derzeit nicht genutzt. Als Pufferzone soll sie für den nötigen Abstand sorgen. Auf schweißtreibende Übungen wird im Sportunterricht nach seinen Worten derzeit verzichtet. Mannschaftssportarten sind ohnehin tabu. „Die Kollegen vom Sport-Fachbereich sind dabei, neue Bewegungsangebote zu entwickeln, die nicht so belastungsintensiv sind“, berichtet der Schulleiter.
Statt Zirkel- oder Krafttraining stehen Yoga, Gymnastik, auch Entspannungsübungen auf dem Stundenplan. Das Gebot der Stunde heißt Sport im Freien. „Solange das Wetter es erlaubt, nutzen die Kollegen die Möglichkeit, mit den Schülern nach draußen zu gehen, zum Beispiel zum Walken.“ Auch gebe die Schule ihren Schülern Tipps für Sportmöglichkeiten in der Freizeit. „Wir weisen zum Beispiel auf Sport-Apps mit Übungen hin.“ Ausgesetzt sind laut Wegner die Pausen-Sportangebote in der Turnhalle.
Dass der Sportunterricht in verändertem Rahmen weiterläuft, wird von der Elternschaft der Oberschule laut Schulelternsprecherin Geertruida Büntig begrüßt. „Ich habe noch keine Bedenken gehört. Die Eltern nehmen es eher positiv auf, dass die Schule weiterhin Sport anbietet und damit ein Stück weit auffängt, was durch das Amateursport-Verbot wegfällt.“
An den Schulen macht die Not erfinderisch. An der Oberschule an der Lerchenstraße in Aumund überlegen sie, wie sie den Sportunterricht in Corona-Zeiten aufrecht halten können. „In der Sportkonferenz haben die Kollegen Ideen gesammelt. Sie bemühen sich sehr, kreative Lösungen zu finden“, sagt Schulleiterin Kirsten Addicks-Fitschen. Jonas Borutta unterrichtet Mathe und Sport an der Lerchenstraße, er ist Sprecher für den Fachbereich Sport. „Wir versuchen, alles, was wir machen dürfen, auch anzubieten“, sagt er. Die Entscheidung, den Sportunterricht fortzusetzen sei ein Wagnis.
Schüler wollen sich bewegen
„Aber wir sehen auch das Bedürfnis der Schüler, sich zu bewegen.“ Der Fachbereich Sport habe deshalb entschieden, möglichst viel Sport an frischer Luft anzubieten. Auch um den Betrieb in der Halle zu entlasten. Normalerweise seien die drei Hallenbereiche voll belegt. Da könne es mit dem geforderten Abstand von zwei Metern zwischen den Schülern schwierig werden. Jetzt dürfen sich nur zwei Gruppen gleichzeitig in der Halle aufhalten. „Die dritte Gruppe treibt draußen Sport oder in die Pausenhalle.“ Die sei dafür groß und könne gut gelüftet werden. Tischtennis ist schon in die Pausenhalle verlagert worden, weitere Sportarten sollen folgen. Im Freien werden laut Borutta Bewegungsspiele oder lange Spaziergänge angeboten.
Das Corona-Sportkonzept an der Lerchenstraße sieht laut Borutta bis Jahrgang 9 die Möglichkeit vor, Sportunterricht in Halbgruppen durchzuführen. „Die eine Hälfte des Kurses macht praktisch Sport, die andere arbeitet in der Zeit an theoretischen Aufgaben, etwas zu sportgeschichtlichen Themen oder zur Entwicklung von Sportarten. Für die zehnten Klassen und die Oberstufe versuchen wir, im Sportunterricht so viel Praxis wie möglich anzubieten.“ Das sei wichtig mit Blick auf die Benotung. „In die Bewertung müssen 50 Prozent sportlich-motorische Leistungen einfließen.“
Auch die Gerhard-Rohlfs-Oberschule hält ihren Sportunterricht aufrecht, so weit es eben möglich ist. „Wir wollen den Schulsport nicht ganz einstellen. Von den Schülern hören wir, dass er für sie wichtig ist. Deshalb versuchen wir, so viel Praxis wie möglich anzubieten“, sagt der stellvertretende Schulleiter Claudius Leykauff. Sportarten wie Tischtennis und Badminton laufen in den zwei Hallen weiter, im Freien gibt es Laufangebote. Auch in Vegesack teilen sie die Klassen für den Sportunterricht in Halbgruppen auf.
Während Nordbremer Schulen nach Möglichkeiten suchen, den Sportbetrieb fortzusetzen, hat die Waldschule Schwanewede jetzt angesichts steigender Infektionszahlen im Landkreis Osterholz die Reißleine gezogen. Sämtliche Sportangebote sind laut Schulleiter Eugen Kolodziej seit Dienstag eingestellt, auch das Schwimmen. „Es ist kaum jemandem verständlich zu machen, dass überall Sportstätten schließen müssen, Schulsport aber weiter möglich ist“, sagt er.
Mit ihrer Entscheidung folge die Schule auch einem Wunsch der Eltern. Der Vorsitzende des Schulelternrates, Dieter Roniger, bestätigt: "Für die Eltern war es nicht verständlich, dass Amateursport selbst im Freien verboten ist, der Schulsport aber weiterlief." Laut Schulleiter Kolodziej ist geplant, den Sportunterricht bis zu den Weihnachtsferien auszusetzen. Sollten die Infektionszahlen vorher "deutlich sinken", werde die Schule "flexibel und angemessen" reagieren." Als Alternative könnten die Klassen Waldspaziergänge machen, sporttheoretische Aufgaben bearbeiten oder die Zeit nutzen, um für andere Fächer zu lernen.