American Football ist in Delmenhorst auf der sportlichen Landkarte noch nicht groß aufgetaucht. Der Delmenhorster TB hat mit den Bulldogs vor einem guten Jahr eine Herrenmannschaft ins Leben gerufen, eine Frauenmannschaft existiert an der Delme aber nicht. Doch es gibt einige Delmenhorsterinnen, die dieser Sportart begeistert nachgehen. Christina Pape (31) und Franziska Diegel (23) fahren aus Delmenhorst zum Training und den Spielen der Oldenburg Coyotes, Sarah Flerlage (36) hat es aus Falkenburg nicht weit, Franziska Wolter (30) reist aus Huchting an. Im Juni 2016 wurde das Team gegründet, seit dem Jahr 2018 spielt es in der 2. Bundesliga Nord.
Die Coyotes suchen Mitstreiterinnen: Für diesen Samstag, 9. November, ist ein Tryout angesetzt. Von 15 bis 17 Uhr können Interessierte in einfacher Sportkleidung zur Turnhalle im Sportpark Osternburg, Gerhard-Stalling-Straße 36 in Oldenburg, kommen und mitspielen. „Du meinst American Football ist nur was für Männer? Nein! Sei dabei und erlebe den Sport American Football. Es ist egal, ob du dick, dünn, sportlich, Sofakartoffel, schnell oder langsam bist. Wir nehmen jeden in unser Team auf, der bei uns sein möchte“, teilen die Coyotes bei Facebook mit. 28 Spielerinnen im Alter zwischen 17 und 47 gehören dem Kader an. Einen großen Unterschied zwischen Männer- und Frauenfootball gibt es nicht. Bei Spielen der Coyotes stehen aber lediglich neun und nicht wie üblicherweise elf Spielerinnen pro Team auf dem Feld.
Über ein Tryout kamen Wolter, Flerlage und Pape zu den Coyotes. „Ich verfolge den Sport seit fünf Jahren. NFL im TV und die Ritterhude Badgers auch live“, berichtet Pape. Vor einem Jahr nach einer Schwangerschaft habe sie sich „jetzt oder nie“ gedacht und sei zum Tryout gefahren – und blieb bei dem Sport. „Ich mag es, wenn die Spielerinnen zusammenknallen. Und der Teamzusammenhalt ist so groß wie bei keinem anderen Sport“, berichtet die 31-Jährige, die in der Offensive-Line spielt. Ihre drei Kameradinnen, deren Start in den Football ähnlich verlief, stimmen zu. „Ich habe 25 Jahre lang Handball gespielt und wollte nach einer Pause wieder eine Teamsportart machen. Beim Football ist das intensiver, die Mannschaft ist größer. Jede pusht jede.
Auch wenn es eine Floskel ist: Es ist wie eine große Familie“, meint Flerlage. Sie steht in der Regel als Center neben Pape in der O-Line und schützt den Quarterback oder schafft Raum für das Laufspiel. Wie auch Tight End Franziska Wolter gehören die beiden zur Offensive, die etwa zehn verschiedene Spielzüge mit diversen Varianten auswendig können muss. „Ich liebe es, den Ball zu fangen, aber Blocken gehört auch dazu“, beschreibt Wolter ihre Aufgaben auf dem Feld. Vor ihrer Zeit beim Football hütete sie beim Eishockey das Tor. Dort herrschen andere Temperaturen als beim ersten Spiel, bei dem sie im Football-Dress auf dem Rasen stand. „Das war in Spandau und es waren ungefähr 36 Grad. Ich konnte vorher nicht abschätzen, wie schnell das auf dem Feld alles geht. Nervös ohne Ende war ich“, erinnert sie sich.
„Am meisten Spaß macht es, Tackle zu setzen"
Auf der anderen Seite des Balles steht Franziska Diegel. Die 23-Jährige ist Cornerback, hat also die Aufgabe, gegnerische Spielerinnen davon abzuhalten, den Ball zu fangen. „Am meisten Spaß macht es, Tackle zu setzen. Eine Interception würde ich aber auch gerne mal fangen“, sagt sie. Diegel fuhr vor rund 18 Monaten einfach zum Training nach Oldenburg, machte ein paar Mal mit und nahm direkt am Trainingslager teil. „Danach war ich erst mal tot“, sagt sie und lacht. Dabei ist sie hart im Nehmen: Zwei Gehirnerschütterungen und einen Bänderriss hat die 23-Jährige in ihrer noch kurzen Football-Laufbahn bereits eingesteckt. Hinzu kommen jede Menge blauer Flecken. Bilder von diesen „Trophäen“ tauschen die Footballerinnen nach den Spielen bei Whatsapp aus. Im Spiel merke man das gar nicht so, meinen die vier unisono. „Es ist aber schon gut, dass die Kollegen bei der Arbeit wissen, dass man Football spielt. Sonst läge der Verdacht der häuslichen Gewalt nahe“, meint Diegel.
Ziel sei es, so sagen es alle vier, dass sich jede einzelne Spielerin aber auch das Team insgesamt verbessert. Wichtig ist zudem das gute Gefühl, sagt Pape: „Wenn der Gegner nach dem Spiel sagt, dass es kein Durchkommen gab und wenn viel von dem geklappt hat, was man sich vorgenommen hat, dann ist das schon geil.“ Am Ende gehe es darum, auf dem Feld alles zu geben und seinen Job zu machen. „Und wenn man dann verliert, dann ist das eben so“, sagt Diegel. Nur gegen die Emdem Tiger Ladys sollte das nicht geschehen. Die sind so etwas wie der Hauptrivale der Oldenburgerinnen. Beide Teams kamen gleichzeitig in die Liga, hinzu kommt die lokale Nähe. In der zurückliegenden Saison klappte das gut: Die Coyotes nahmen Emden mit 27:0 und 32:0 auseinander.