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Pläne gegen Raumnot in Bremen-Nord Neues College auf Jacobs-Uni-Campus

Der Wohnraum für Studenten der Jacobs University reicht nicht mehr aus. Rund 100 Studierende leben aktuell außerhalb des Campus'. Jetzt hat sich die University sogar Wohnschiffe in Norwegen angesehen.
05.02.2019, 21:01 Uhr
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Neues College auf Jacobs-Uni-Campus
Von Patricia Brandt

Wegen aktueller Wohnungsengpässe baut die Jacobs University eines ihrer Verwaltungsgebäude zum neuen College um. Nach Informationen der NORDDEUTSCHEN sollen 73 Schlafplätze im „Research V“ nahe der Bibliothek entstehen. Zuvor hatte die Privathochschule mehrere Schiffe besichtigt. Aufsichtsratsmitglied Peter Lürßen hatte angeboten, einen Liegeplatz bereitzustellen, bestätigt auf Anfrage Uni-Sprecher Heiko Lammers.

Die Jacobs University ist längst an ihre Grenzen gestoßen. Bereits im vergangenen Jahr kam es Lammers zufolge zu Problemen bei der Unterbringung der 867 Bachelor-Studenten, 232 Masterstudierenden und 255 PhDs (was übersetzt „Philosophiae Doctor“ heißt und in englischsprachigen Ländern der wissenschaftliche Doktorgrad in fast allen Fächern ist).

Auf dem Campus leben aktuell exakt 889 Studierende in vier Colleges. Rund 100 Masterstudierende wurden extern untergebracht. Mehr als die Hälfte wohnen Lammers zufolge im Studentenwohnheim The Fizz in Bremen. Die weiteren Studierenden verteilen sich auf die innerstädtische Appartementanlage „Seven Things“ und das Vegesacker Hotel Atlantic. Lammers betont, dass kein Student gezwungen wird, außerhalb des Campus zu wohnen: „Wir haben das Prinzip der Freiwilligkeit.“ Die Studierenden hätten unter den verschiedenen Optionen wählen können. Die Kosten auch für die externe Unterbringung trage die Uni. Für die im Zentrum lebenden Studenten sei ein kostenloser Shuttlebus im Einsatz. „Wir haben auch keinerlei Beschwerden oder negative Kommentare. Viele Masterstudierende wohnen ganz gern in der Nähe der Unibibliothek“, sagt Heiko Lammers.

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Monatelang hat die Uni nach Lösungen für den Platzmangel gesucht. „Es gab drei Optionen“, so Lammers. Eine Option war der Ankauf eines Wohnschiffes – unterstützt durch Lürssen.“ Das Unternehmen selbst äußert sich hierzu auf Anfrage nicht. Wie Heiko Lammers bestätigt, hätte Lürssen der Uni einen Liegeplatz in Vegesack sowie alle nötigen Anschlüsse zur Verfügung gestellt. „Man hätte uns auch beim Ankauf eines Schiffes beraten“, berichtet er. Den Umbau hätte Lürssen jedoch nicht übernommen.

Mitarbeiter der Universität waren bis nach Hamburg und sogar nach Norwegen gereist, um sich verschiedene Schiffe anzusehen. Darunter ein Hotelschiff im Zebra-Look, ein Wohnschiff, ein ehemaliges Butterfahrtschiff für 200 Personen und die „Seute Deern Cuxhaven“. „Alle Schiffe hätten renoviert beziehungsweise umgebaut werden müssen“, fasst Lammers zusammen.

Parallel dazu gab es weitere Überlegungen, kurzfristig temporären Wohnraum auf dem Campusgelände zu schaffen. Denn: „Eigentlich sind wir eine Campus-Uni.“ Zwar wohnten nicht alle knapp 1500 Studierenden gleichzeitig auf dem Campus. Masterstudierende könnten sich zum einen eine eigene Unterkunft suchen, zum anderen nutzten viele auch das Angebot eines Studiensemesters im Ausland. Doch nach aktuellen Verträgen hätten die Studierenden einen Anspruch auf Security, Betreuung und Verpflegung. Auch aus diesem Grund sei der Plan, Studierende auf einem Schiff in Vegesack unterzubringen, verworfen worden.

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Aus Kostengründen habe sich die Privathochschule letztlich dafür entschieden, die bestehende Infrastruktur auf dem Campus zu nutzen. „Das Research V stand leer und war ursprünglich als Bürogebäude vorgesehen“, erläutert Heiko Lammers. Geplant war, das 1938 errichtete Backsteinhaus bei einem weiteren Wachstum für den akademischen Bereich zu nutzen. Die Umwidmung als Wohnhaus durchs Bauamt sei bereits erfolgt.

Eine Vegesacker Architektin werde den Umbau leiten. Auch bei der Wahl der Dienstleister will die Uni auf örtliche Betriebe setzen. Bis zum Frühjahr soll der Umbau fertiggestellt sein.

Die Idee sei, Büroräume zusammenzulegen. Die neuen Appartements sollen aus zwei Einzelzimmern mit einem gemeinsamen Badezimmer bestehen. Wie in jedem der bisherigen vier Colleges soll es auch in Research V Einzelzimmer geben. Hinzu kommen Gemeinschaftsräume und Waschmaschinen im Keller: „Wir werden auf jedem Flur eine Teeküche einrichten.“ Die Architektin werde die Zimmer modern einrichten, zur Ausstattung gehört auch ein Internet-Zugang. Nur eine eigene Küche mit Speisesaal wird das neue College nicht erhalten: Die etwa 70 Studenten werden in den Plan der vier bestehenden Mensen aufgenommen.“

Der Umbau hat vor wenigen Tagen begonnen. Dass nun ein weiteres College auf dem Campus entsteht, bedeutet übrigens nicht das Ende der Überlegungen eines Neubaus in der Nachbarschaft. Nach den Worten des Uni-Sprechers würde das Vorhaben weiterbetrieben, ein oder zwei Collegehäuser zu bauen.

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Zur Sache

Doppelnutzung des „Blauen Dorfs“?

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat im Rahmen einer Anfrage an den Senat nachgehakt, ob eine Doppelnutzung des Übergangswohnheims „Blaues Dorf“ von Geflüchteten und Studierenden der Jacobs-Uni an der Steingutstraße eine zeitnahe Lösung darstellen könnte. Hintergrund: Die Ausnahmegenehmigung vom Bebauungsplan, die das Wohnen auf der ehemaligen Industriebrache gestattet, läuft Ende 2019 aus. Grundsätzlich bewertet der Senat die Kombination von Flüchtlings- und Studierendenunterkünften positiv. Die Umsetzung eines solchen Vorhabens hänge aber wesentlich von den Entwicklungsbedarfen der Uni ab. Die Uni habe derzeit kein Interesse an einer gemeinsamen oder alleinigen Nutzung des „Blauen Dorfs“. Der Senat strebt eine Nutzung des Containerdorfs über den September 2019 hinaus an, dies wäre auf Antrag nach dem geltenden Bebauungsplan bis längstens 2022 möglich, hängt aber von den Verhandlungen mit der Jacobs-Uni zur künftigen Flächenentwicklung ab.

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