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CDU scheitert mit „kleinerer Lösung“ Stuhrer Rat stimmt für ein Hallenbad

Der Rat der Gemeinde Stuhr hat sich am Mittwochabend für den Bau eines Hallenbades ausgesprochen. Gegenwind kam allerdings von der CDU-Fraktion, der die Kosten zu hoch sind.
05.11.2020, 16:06 Uhr
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Stuhrer Rat stimmt für ein Hallenbad
Von Claudia Ihmels

Stuhr. Die Gemeinde Stuhr ist einem eigenen Schwimmbad am Mittwochabend ein großes Stück näher gekommen – allerdings nicht unumstritten. Zwar stimmte die Mehrheit der Ratsmitglieder bei ihrer Sitzung in der Mensa der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Brinkum für die von der Verwaltung und den Gutachtern favorisierte große Lösung mit einem Wettkampfbecken und weiteren Freizeitmöglichkeiten, Gegenwind kam aber von der CDU. Die größte Fraktion im Rat sprach sich für die kleine Variante mit einem Lehrschwimmbecken und der Möglichkeit zum späteren Ausbau aus. Die Christdemokraten haben vor allem wegen der Kosten Bedenken.

Im Schnelldurchlauf hatte Kerstin Frohburg, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Freizeit, zunächst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für ein Stuhrer Hallenbad vorgestellt. Wie berichtet, hatte das Planungsbüro GSF darin zwei Varianten vorgeschlagen. Variante 1, die große Lösung, sieht eine Schwimmhalle mit einem Wettkampfbecken von 12,5 mal 25 Metern, einer Sprunganlage, einem Aktivbecken und einem Wasserspielbereich sowie eine Textilsauna, einen Außenbereich mit einem Ganzjahresbecken und eine Automaten-Gastronomie vor. Als mögliche Standorte nennt die Studie zwei Flächen in Brinkum, Wunschkandidat der Gutachter ist ein Grundstück am Brunnenweg nahe der KGS. Für die Realisierung der großen Lösung sei mit Investitionskosten von rund 15,5 Millionen Euro zu rechnen, so Frohburg. Für die Betriebskosten müsste die Gemeinde jährlich etwa 599 000 Euro einplanen.

Deutlich günstiger wäre Variante 2. Die kleine Lösung mit einem Lehrschwimmbecken von 12,5 mal 8 Metern inklusive Hubboden würde laut der Studie 4,6 Millionen Euro kosten. „Dazu kommen jährliche Betriebskosten von etwa 140 000 Euro“, sagte Frohburg.

Die Gutachter empfehlen die Umsetzung der großen Lösung, die Verwaltung sieht das ebenso. Dementsprechend der Beschlussvorschlag: „Der Rat der Gemeinde Stuhr beschließt den Bau eines Hallenbades nach den grundsätzlichen Maßgaben der Variante 1 und beauftragt die Verwaltung, eine gutachterliche Betrachtung für ein konkretes Umsetzungskonzept entwickeln zu lassen.“ Weiter heißt es, dass das Konzept Vorschläge zur Betriebs- und Organisationsform, zu den Öffnungszeiten, zur Energieversorgung und zur personellen Ausstattung enthalten soll.

„Ich erwarte bei 15,5 Millionen Euro, dass wir diesen Weg eng begleiten“, sagte Alexander Carapinha Hesse, Fraktionsvorsitzender der FDP. Stuhr stehe schließlich vor einigen wichtigen Projekten und die Auswirkungen der Corona-Krise würden ebenfalls „wie ein Damoklesschwert“ über der Gemeinde schweben. Die Frage sei aber nicht, ob die Gemeinde ein Schwimmbad brauche, sondern wie. Ähnliches betonte auch Besser-Fraktionschef Gerd-Wilhelm Bode. Ein Schwimmbad gehört für ihn zur „Daseinsvorsorge“. „Aber die fast 600 000 Euro Folgekosten kann ich nicht so ganz hinnehmen“, sagte er. Bode schlug vor, ganz genau auf die energetische Ausstattung zu achten.

„Wir haben uns in der Fraktion viele Gedanken gemacht“, sagte anschließend Ralph Ahrens, Vorsitzender der Stuhrer CDU. Als Rat sei man gehalten, sich auch mit dem Thema Verantwortung zu beschäftigen und das beinhalte auch die Frage, ob so ein Projekt überhaupt finanzierbar ist. „Variante 1 halten wir im Moment für nicht verantwortbar“, betonte Ahrens. Die CDU-Fraktion schlug deshalb den Bau eines Lehrschwimmbades nach der Variante 2 vor, allerdings mit einem Becken, in dem auch das Ablegen des Bronze-Abzeichens möglich ist. Außerdem soll die Möglichkeit zur späteren Erweiterung eingeplant werden.

Kritik daran kam von Susanne Cohrs, Fraktionsvorsitzende der SPD. Sie sprach sich für die große Lösung aus. „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass das Stuhr als Mittelzentrum gut zu Gesicht steht“, sagte sie. Außerdem könne man dann auch endlich die Curricula der Schulen bedienen. Kristine Helmerichs wurde noch deutlicher. „Es ist höchste Zeit“, sagte die Grünen-Fraktionschefin. Die Grünen waren es auch, die vor zwei Jahren mit einem Antrag die Pläne für ein Hallenbad ins Rollen gebracht hatten. Ein Hallenbad stehe Stuhr als der finanzstärksten Gemeinde im Landkreis und einer der finanzstärksten in Niedersachsen zu, so Helmerichs. Sie sei seit 30 Jahren im Rat und habe schon einige Krisen mitgemacht. „Ich bin sicher, dass wir uns schnell erholen“, gab sie sich optimistisch. Ein späterer Anbau an eine kleinere Lösung scheitere spätestens beim energetischen Konzept.

Die CDU war weniger optimistisch hinsichtlich der Finanzen. „Wir können nicht einfach dem Bürger suggerieren, dass wir das Geld haben“, warf Bernd-Artin Wessels ein. Und der Fraktionsvorsitzende Finn Kortkamp betonte: „Wir sind im Moment ziemlich blind, was die Corona-Ausfälle angeht. Es ist der falsche Zeitpunkt für so eine große Entscheidung.“ Seine Fraktion sei der Auffassung, die große Variante würde die Gemeinde aktuell überfordern. Jürgen Timm (FDP) pflichtete ihm bei. Er stellte den Antrag, den Beschlussvorschlag der Verwaltung zu verändern. Der erste Satz mit dem Baubeschluss solle herausgenommen werden.

Für die große Lösung machte sich auch Bürgermeister Stephan Korte stark. „Bei einem Beschluss für ein Lehrschwimmbecken vertun wir uns Chancen“, sagte er. Man könne auch bei einem Beschluss für die große Lösung immer noch „abschichten“, aber umgekehrt nicht „aufschichten“. Korte verwies ebenfalls darauf, dass Stuhr ein Mittelzentrum ist, das beinhalte „eine gewisse Urbanität“. Und zur Schwimmkompetenz gehöre, dass man regelmäßig schwimmen gehen kann. „Ich möchte an der großen Lösung intensiv und seriös arbeiten“, kündigte er an. Um den Prozess transparent zu gestalten, plane er eine Bürgermeister-Arbeitsgruppe. „Was die Auswirkungen von Corona angeht, dürfen wir jetzt keine Entwicklungen vorwegnehmen. Sollte es dann so sein, dass wir es uns nicht leisten können, müssen wir damit umgehen“, so der Bürgermeister.

Der Antrag der CDU wurde anschließend bei 24 Nein-Stimmen (14 ja, keine Enthaltungen) abgelehnt. Für den Antrag von Jürgen Timm stimmten drei Ratsmitglieder, zehn enthielten sich, 25 stimmten dagegen. Für den Beschlussvorschlag der Verwaltung sprachen sich 22 Ratsmitglieder aus, 15 waren damit nicht einverstanden, drei enthielten sich.

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