Bassum. Was lange währt, wird endlich gut: Nach mehr als drei Jahren und viel Arbeit wird der Bassumer Utkiek am 3. und 4. Oktober, jeweils von 10 bis 18 Uhr, eröffnet. Eine alte Mülldeponie wurde neu gestaltet und somit wieder nutzbar gemacht. Das Ergebnis ist ein vielfältiges Naherholungsgebiet für Groß und Klein. Künftig wird der circa elf Hektar große Utkiek als Anlaufpunkt für Ausflüge und Freizeitnutzung dienen. Am ersten Wochenende können Besucher an Führungen teilnehmen. Zudem wird es Informationsstände geben, unter anderem von der Stiftung Naturschutz. Auch über einen Imbiss und Getränkeangebote können sich die Gäste am Start-Wochenende freuen.
Ein Blick zurück: Von 1978 bis 1990 war die alte Deponie in Betrieb. Die verschiedenen Abfallarten wurden gemischt gelagert – heute undenkbar. Bei dieser damaligen Einspeicherungsform gehörte die Bildung von Biogas dazu. Denn die Biomasse verfaulte. Es kam zur Setzung und Sackung der Masse. Abgeschlossen war dieser Prozess 2010. Als nächster Schritt stand die vorgeschriebene Abdichtung der Müllhalde an. Die große Unklarheit zu dem Zeitpunkt: Was wird aus der stillgelegten Deponie?
Diese Frage sollte sich jedoch schon sehr bald klären. Andreas Nieweler, Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG), erinnert sich: „Wir hatten 2010 Tag der offenen Tür. Da es im Vorfeld Interesse gab, die alte Deponie bei dieser Veranstaltung zu begehen, legten wir improvisatorisch Wege und einen Boden an.“ Und die Aktion kam sehr gut an. „Deshalb stand für uns fest, dass wir die Fläche dauerhaft für die Menschen herrichten wollen“, so Nieweler.
2016 begann die Umgestaltung. „Gekostet hat das Ganze elf Millionen Euro, die wir aus Rücklagen zahlen konnten“, skizziert Pressereferent Dominik Albrecht. Das Geld floss in den Bau vieler Highlights. So gibt es nun unter anderem einen Naturkletterpfad, zwei Seilbahnen, Fitnessgeräte und ein Aussichtsplateau. Auch wetterfeste Kunstwerke der Gymnasien aus Syke und Twistringen können bestaunt werden. Apropos Wetter: Schutzhütten vor Unwetter wurden ebenso angelegt wie ein Rodelberg für den Winter.

Kunstliebhaber kommen am Utkiek auch auf ihre Kosten.
Infrastrukturell sei man gut vorbereitet, schildert Projektplaner Michael Niemeyer. „Für Fahrradfahrer sind Stellplätze vorgesehen. Zudem können die Räder aufgepumpt werden, und für E-Bikes stehen Ladestationen bereit“, sagt er. Autos können hingegen am Straßenrand parken. Der Zugang zum Areal erfolgt über den Wedehorner Weg. Und auch über die Freizeitnutzung hinaus hat sich die Firma Gedanken gemacht. „Wir haben eine Fotovoltaikanlage sowohl für den Eigengebrauch als auch zum Einspeisen errichtet, und vielleicht lassen wir die Fläche teilweise bald auch durch Schafe beweiden“, schildert Niemeyer. Eine Bepflanzung ist hingegen nicht möglich. Das erklärt Nieweler: „Die Wurzeln der Bäume würden in die Dichtung eindringen und sie zerstören“.
Besonders malerisch: Der Picknickbereich unterhalb des ehemaligen Müllberges ist umgeben von Eichen sowie Birken und direkt an einem Teich gelegen. Überhaupt erinnert nichts mehr an die alte Mülldeponie. Die Natur holt sich den Ort zurück. „Es wurden schon Raubvögel wie Rotmilane gesichtet, dazu Füchse, Wildschweine und Kaninchen“, weiß Albrecht zu berichten.
Bei einem Besuch lohnt es sich übrigens ein Fernrohr mitzunehmen. Bis nach Bremen kann geschaut werden. Der höchste Punkt, sozusagen die Spitze, liegt im oberen Bereich des Utkieks und beträgt 88,7 Meter über dem Meeresspiegel. Allerdings ist der obere Utkiek nur am Wochenende zugänglich. Dort laufen die Setzungsprozesse nämlich noch bis 2026. Dann wird auch diese Fläche fertig ausgestaltet und unter der Woche freigegeben. Der untere Bereich des Utkieks, wo sich ohnehin das allermeiste für die Besucher abspielen wird, hat auch unter der Woche geöffnet – zunächst in den kälteren Monaten (Oktober bis April) von 8 bis 18 Uhr.