Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Trockene Böden Umweltbetrieb Bremen muss Grünanlagen und Bäume bewässern

Ob im Stadtgarten Vegesack oder in Knoops Park, die Böden sind zu trocken. Weil es in den vergangenen Wochen zu wenig geregnet hat, muss der Umweltbetrieb Grünanlagen und junge Bäume wässern.
27.04.2020, 14:31 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Klaus Grunewald

Magnolie, Rhododendron, Hyazynthe, Kirschlorbeer und Tulpe leuchten in bunten Farben, der Stadtgarten Vegesack hat seine Blütenpracht entfaltet. Doch sie täuscht über eine Wetterlage hinweg, die Christoph Bommes vom Kreisverband Osterholz des Niedersächsischen Landvolks als trostlos bezeichnet. Sonne und Ostwind hätten die Böden so stark ausgetrocknet, dass an die Aussaat von Getreide derzeit nicht zu denken sei. Gleichzeitig erhöhe sich mit jedem windigen Sonnentag die Waldbrandgefahr, warnt Heidhof-Revierförster Heiko Ehing.

Der Wetter-Rückblick für Bremen und umzu macht deutlich, dass der schöne Schein mit strahlender Sonne und blauem Himmel trügerisch ist. So richtig geregnet hat es zuletzt am 30. März, als 6,9 Liter Wasser auf einen Quadratmeter Boden prasselten. Danach fielen nur am 2., 12. und 13. April ein paar Tropfen vom Himmel, jeweils 0,2 Liter pro Quadratmeter. Dieser gute halbe Liter reichte natürlich bei weitem nicht aus, um vor allem frisch gepflanzte Blumen, Büsche und Bäume am Leben zu halten. Die Parole in vielen Grünanlagen und Parks, aber auch am Straßenrand lautete „Wasser marsch“ aus Hydranten, Brunnen oder Tankwagen.

20 Millionen Quadratmeter

Im Stadtgarten Vegesack wird das Nass für die Pflanzenwelt nach den Worten der Geschäftsführerin des Fördervereins, Maren Zilm, aus einem eigenen Brunnen geholt. Zuständig für die Pflegearbeiten in der vor rund 200 Jahren von dem Arzt und Botaniker Albrecht Roth angelegten sechs Hektar großen Anlage am Weserufer ist der Umweltbetrieb Bremen. Er muss in der Hansestadt rund 20 Millionen Quadratmeter öffentliches Grün und etwa 290.000 Bäume hegen und pflegen. Wegen der lang anhaltenden Trockenheit hat der Umweltbetrieb auch im Norden der Hansestadt wesentlich früher als sonst mit der Bewässerung insbesondere von jungen, vor zwei bis drei Jahren gepflanzten Bäumen begonnen. Ihr Wurzelwerk, so Pressesprecherin Kerstin Doty, reiche nicht tief genug ins Erdreich, um an die noch nassen Regionen zu gelangen. Für ältere Bäume und Gehölze bedeute die gegenwärtige Witterung indes bislang kein Problem. Sie besäßen genügend Eigenreserven, um der Trockenheit zu trotzen.

Lesen Sie auch

Das unterstreicht auch Christof Steuer, Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park, in dem jetzt die blühenden Rhododendren Besucher anlocken. Steuer verweist auf die wasserführenden Lehmschichten der Parkanlage am Lesumhochufer, die auch für die ständig nassen Bereiche des Fuß- und Radweges entlang der Lesum verantwortlich sind. Im Sommer 2018 reichte ihr Wasservorrat allerdings nicht mehr aus, um Bäume, Büsche und Sträucher vor dem Dürre-Tod zu bewahren. Damals erwiesen sich Mitglieder der Reservistenkameradschaft Bremen (RK II) als Retter in höchsten Not. Sie pumpten insgesamt 36 000 Liter Wasser aus der Lesum in riesige Behälter und verteilten das kostbare Nass in dem zehn Hektar großen historischen Teil des Parks sowie im Blindengarten.

Einsatz von Bundeswehr-Reservisten?

Dass die Hilfe der Bundeswehr-Reservisten erneut nötig sein könnte, ist nicht abwegig. Zwar gibt es noch keine zuverlässigen Prognosen, aber vor allem die Landwirte müssten sich in Zukunft auf die Folgen des Klimawandels einstellen, sagen Klimaforscher. Mit anderen Worten: Trockenheit und Hitze dürften auch in Deutschland häufiger auftreten. Weil das aber schon jetzt der Fall ist, spricht Christoph Bommes von „einer trostlosen Lage“. Der stellvertretende Geschäftsführer im Kreisverband Osterholz des Niedersächsischen Landvolks: „Wenn die gegenwärtige Wetterlage sich nicht bald grundlegend ändert, wird die Landwirtschaft unter der dritten Trockenheitsperiode nacheinander seit 2018 leiden.“ Sommergerste, Hafer und Mais hätten nach den Worten von Christoph Bommes längst eingesät werden müssen, „doch die Äcker sind einfach ausgetrocknet“.

Als dringend notwendig bezeichnet er zudem die Aussaat von Gras, weil das Grünland infolge einer Mäuseplage im Juli 2019 arg in Mitleidenschaft gezogen worden war. Doch daran ist laut Bommes momentan ebenso wenig zu denken wie an die in drei Wochen geplante erste Mahd, um Viehfutter für den Winter zu bunkern.

Sorgen aufgrund der vom stetigen Wind unterstützten fortschreitenden Trockenheit macht sich auch Heiko Ehing, seit 1. August 2019 Chef der Revierförsterei Heidhof. Er betreut rund 2000 Hektar Landeswald und warnt vor einer zunehmenden Feuergefahr. Auf einer Skala von eins bis fünf liege der Gefahrenindex für die hiesige Region zwar noch bei drei (mittlere Gefahr). Aber die kürzlich in verschiedenen Regionen Deutschlands ausgebrochenen Wald- und Moorbrände belegten, dass Böden und Wälder stark ausgetrocknet seien. Ehing weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es bis einschließlich 31. Oktober verboten sei, in Wald, Moor und Heide Feuer zu entfachen oder zu rauchen. „Besonders gefährdet sind Nadelwälder wie in Schmidts Kiefern“, so Ehing. Und die Brandgefahr erhöhe sich mit jedem Sonnentag ohne Regen. Laut Wetterprognose sind erst am 2. Mai „starke“ Güsse zu erwarten, einen Tag später soll wieder Trockenheit herrschen.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)