Ein Schwerpunkt der Arbeiten für den Hochwasserschutz in Bremen-Nord wird in den nächsten Jahren der Vegesacker Hafen sein. Die Architekten Jan und Benjamin Wirth, die das neue Quartier geplant haben, das anstelle des Haven Höövts entstehen soll, haben in ihrem Entwurf eine ganz neue Form entworfen. Vorgesehen haben sie eine Terrassierung in drei Stufen und laut den Plänen sollen Besucher auf dem begrünten Deichkronenweg künftig flanieren können. Der Investor arbeitet eng mit dem „Bremischen Deichverband am rechten Weserufer“ zusammen, der für die Hochwasserschutzanlagen in Bremen-Nord zuständig ist.
Durch den Klimawandel, so die Prognosen, werden Sturmfluten häufiger werden und auch höher auflaufen. Umso größere Bedeutung kommt den Hochwasserschutzanlagen an den Ufern von Weser, Lesum, Ochtum und Wümme zu – den Deichen und Spundwänden, manchmal aber auch Mauern, Kajen und mobilen Wänden. Um den anstehenden Klimaveränderungen gerecht zu werden, hat Bremen gemeinsam mit Niedersachsen den Generalplan Küstenschutz aufgestellt.
Überprüft, verbessert oder erhöht
Er sah ursprünglich vor, in Bremen und Bremerhaven rund 30 Millionen Euro in eine etwa 74 Kilometer lange bremische Landesschutzdeichlinie an der Weser zu investieren, um den zukünftigen Belastungen gerecht zu werden. Inzwischen sind die Kosten aber erheblich gestiegen. Laut Wilfried Döscher, Geschäftsführer des Bremischen Deichverbands am rechten Weserufer, geht man inzwischen von etwa 300 Millionen Euro aus.

Um die Küsten zu schützen, werden die vorhandenen Hochwasserschutzanlagen überprüft, verbessert oder erhöht. Im Bereich von Bremen-Nord hat der Bremische Deichverband am rechten Weserufer die Verantwortung für etwa 15,2 Kilometer Deichlinie. Bei seiner jüngsten Deichschau wurde eine Bilanz der bisherigen Arbeiten in Bremen-Nord gezogen. „Im Jahre 2009 haben wir in Rekum mit den ersten Hochwasserschutzmaßnahmen angefangen“, blickt Wilfried Döscher zurück, „bis zum Jahr 2010 wurde dann der Abschnitt von der Landesgrenze über den Bunker Valentin bis Unterm Berg fertig."
Inzwischen seien jedoch auch die Bauphasen im Bereich des Rönnebecker Hafens und an der Bahrsplate weitgehend abgeschlossen. An der Bahrsplate mussten der Erddeich erhöht und neue Wege angelegt werden, im Rönnebecker Hafen wurde die Schartanlage fertig, und die Rammung der Spundwände soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, die Abnahme habe schon stattgefunden, so Wilfried Döscher. Auch die Arbeiten am Schöpfwerk Rönnebeck sollen aber noch in diesem Jahr fertig sein. „Damit ist der Hochwasserschutz für diesen Abschnitt gesichert“, bilanziert Wilfried Döscher, „und auch die Lärmbelästigung durch Rammarbeiten ist für die Anwohner beendet.“
Derzeit führt der Deichverband auf dem Gelände der Bremer Woll-Kämmerei bis zur Bahrsplate eine Kampfmittelsondierung durch. Anschließend wird in diesem Abschnitt eine neue Flaniermeile entstehen, und auch dort wird eine neue Spundwand gerammt. „Dazu sind Proberammungen notwendig, bei denen die Beschaffenheit des Untergrundes getestet wird, bis dann die Spundwand aus Stahl entsteht“, sagt Döscher, „und der neu gepflasterte Weg wird die Attraktivität des Geländes für Spaziergänger erheblich steigern.“ Bereits abgeschlossen sei die Deichstrecke vom Fährhaus Meyer-Farge bis zum Wasserweg, wo auf einer Strecke von etwa 1,3 Kilometern der Deich um einen Meter erhöht wurde.
In der Planung seien Maßnahmen in der Nähe des Bahnhofs Farge, und die geplanten Bauarbeiten beim Kraftwerk Farge, die mindestens zwei Jahre dauern werden, seien derzeit in der Ausschreibung, so Döscher. Im Bereich des Stadtgartens seien hingegen keine Hochwasserschutzmaßnahmen erforderlich, da dort die Geestkante ausreichenden Schutz gewährt. In der Warteschleife sind derzeit noch der Bereich Grohn und Lesumbrook.
Vegesacker Hafen ist Hauptaugenmerk
Während der Deichschau wird zunächst das Ufer der Lesum vom Sperrwerk bis zur Mündung inspiziert: „Die Spundwand am Verein Wassersport Grohn soll erhöht werden. Ein schmaler Weg davor wird von Vegetation freigehalten, um eine Zugänglichkeit für Fahrzeuge zu ermöglichen“, sagt Rolf Dülge, Technischer Leiter beim Deichverband. „Derzeit liegt die Höhe bei 6,70 Metern, doch die Spundwand soll um etwa einen Meter höher liegen.“ Dazu werden die Eisenplatten erhöht, ohne dass die Spundwand vollständig erneuert werden muss. Schwachstellen im Hochwasserschutz stellen die Scharttore dar, „doch sie sind so konstruiert, dass sie durch Schrägschnitt und eine Gummileiste bei Sturmfluten das Eindringen von Wasser verhindern“, sagt Wilfried Döscher.
Bei der Deichschau geht es weiter in Richtung Vegesack, vorbei am Wassersportverein Aumund und am Vegesacker Ruderverein. „Hier soll der Hochwasserschutz direkt an den Geesthang anbinden“, sagt Rolf Dülge. In diesem Bereich liegen jedoch auch Grundstücke, deren Besitzer privaten Hochwasserschutz betreiben. „Das ist ein problematischer Bereich, weil hier eine Mauer aufgebrochen werden muss“, sagt Dülge. Eine Erhöhung der Mauer beim Haus Vier Deichgrafen, die vor Hochwasser schützt, ist auch in dem Bereich vorgesehen, wo derzeit das Schulschiff Deutschland liegt.
Hauptaugenmerk der Arbeiten des Deichverbands in Bremen-Nord ist derzeit der Vegesacker Hafen, für den das Planfeststellungsverfahren vorbereitet wird. „Das Gelände um das Haven Höövt braucht eine neue Hochwasserschutzanlage“, sagt Wilfried Döscher, „hier soll es so schnell wie möglich eine Lösung geben, denn der Investor drängt darauf, wir wollen möglichst zeitgleich mit dem Investor bauen.“ Auf der nördlichen Seite des Vegesacker Hafens zieht statt einer Mauer eine hellgelbe Spundwand entlang, die ästhetisch nicht befriedigt. „Wir versuchen, sie ansprechender zu gestalten, vielleicht mit Klinker oder Begrünung“, sagt Döscher.
Neue Wege schlug der Deichverband am rechten Weserufer bereits bei der Pflege der Erddeiche ein: Sie werden vom Deichverband seit einiger Zeit aus Naturschutzgründen extensiv gemäht: im Sommer nur zwei Mal im Jahr und weitere zwei Male im Herbst, um den Deich zu stabilisieren. „Wir wollen damit die Wiesenvegetation mit teils selten gewordenen Blütenpflanzen ausdrücklich fördern“, sagt Wilfried Döscher.