Die Eisbären Bremerhaven haben den Negativlauf gestoppt: Nach einer schwachen ersten Hälfte und einer starken Aufholjagd im drittel Viertel bezwangen die Zweitligabasketballer die Nürnberger Falken noch mit 88:82 (40:49). Bester Werfer vor 1030 Zuschauern in der heimischen Stadthalle war Matt Frierson mit 24 Punkten und einer 100-prozentigen Dreierquote. Stark war überdies der Auftritt von Center Robert Oehle, der mit 13 Punkten und zehn Rebounds aufwartete.
Mit diesem Heimspiel haben die Eisbären die Hinrunde in der Pro A abgeschlossen. Die Bilanz fällt trotz des Erfolges ernüchternd aus. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Mai 2019 befindet sich der Klub aktuell am sportlichen Tiefpunkt. Tabellarisch waren die Eisbären der Abstiegsregion lange Zeit sogar näher als Rang acht, der zur Teilnahme an den Meisterschafts-Play-offs berechtigt. "In unserer Situation verbietet es sich, über die Play-offs zu reden", sagt Geschäftsführer Nils Ruttmann. "Es geht jetzt immer nur um das nächste Spiel und darum, unser Herz auf die Platte zu schmeißen." Die vielen Ausfälle im Team wegen Verletzungen oder Krankheit dürften dabei keine Pauschalausrede sein, "so etwas trifft andere Profiklubs auch". Vielmehr müsse man weiter mit Hochdruck daran arbeiten, die sportliche Wende zu schaffen und konstantere Leistungen abzurufen.
Dabei hatte es nach einem eklatanten Fehlstart mit nur zwei Siegen aus acht Spielen zwischenzeitlich bereits so ausgesehen, als sollten die Eisbären ins Laufen kommen. Nach einem Sieg in Bochum hatte Bremerhaven kurz vor Weihnachten die Bilanz auf 6:7 aufgebessert, die Play-off-Ränge waren wieder in Sichtweite. Danach aber gab es bis zu diesem Nürnberg-Spiel drei Pleiten in Folge und den erneuten Absturz bis auf Platz 14. Entsprechend unzufrieden zeigten sich deshalb auch die Eisbärenfans, die in den sozialen Netzwerken ihren Unmut über die schwachen Auftritte des Teams kundtaten und in einzelnen Fällen auch schon die Entlassung von Headcoach Steven Key forderten.
"Wir haben Verständnis für den Unmut der Fans", sagt Nils Ruttmann. "Und wir nehmen das ernst." Schließlich laufe man den gesteckten Zielen hinterher und sei selbst maximal unglücklich. Es gelte nun, sich professionell zu verhalten und intensiv zu arbeiten. Zu tun gibt es dabei reichlich, das machte auch der Auftritt gegen Nürnberg deutlich. Ein großes Manko ist die Defensive, ein weiteres die hohe Zahl an Ballverlusten und die schwache Wurfquote insbesondere aus dem Nahbereich. Und auch das Reboundverhalten bereitet Sorgen. Ohnehin scheint das Team auf der großen Position unterm Korb nicht richtig besetzt zu sein. Ruttmann nennt es ein Qualitätsloch. Und er kündigt an, dass die Eisbären "im personellen Bereich Maßnahmen ergreifen werden", womöglich schon in der kommenden Woche.
Gut möglich also, dass die Eisbären im Rückspiel in Nürnberg am nächsten Sonnabend mit einem neuen Center auflaufen. An diesem Sonntag aber musste Coach Key noch ohne Verstärkung auskommen – und auch ohne seinen Topscorer Jarelle Reischel (Saisonschnitt 15,5 Punkte), der sich im Training an der Achillessehne verletzt hatte. "Wir wissen, dass es wieder kein leichtes Spiel wird", hatte Key vor der Partie gesagt. Man habe in der Woche zuvor noch einmal einige Trainingsinhalte verändert, um gestärkt und vor allem mit Disziplin, Herz und Leidenschaft aufzutreten. "Wir wollen uns und unseren Fans beweisen, dass wir es besser können und unsere Möglichkeiten endlich über die gesamten 40 Minuten abrufen“, so Steven Key.
Was sich gut anhörte, entpuppte sich zunächst als Worthülse. Der Tabellensiebte aus Nürnberg war von Beginn an einen Schritt spritziger und immer auch eine Idee voraus. Die Gäste verteidigten aufmerksam, sodass die Eisbären zunächst nur aus der Distanz erfolgreich waren. Bis zum 12:10-Zwischenstand standen vier erfolgreiche Dreipunktewürfe für das Heimteam zu Buche (5.). Deren drei kamen von Matt Frierson, der übrigens als einziger Eisbär in allen 17 Saisonspielen dabei war. Danach übernahm Nürnberg das Kommando und führte nach dem ersten Viertel mit 22:16. Und nachdem Kapitän Oehle, der 2019 mit den Nürnberger Falken als Pro-A-Vizemeister den Bundesligaaufstieg gefeiert hatte, gegen seinen Ex-Klub zwei Freiwürfe vergeben hatte, traf Moritz Henning auf der Gegenseite sogar zum 39:25 für Nürnberg (15.). Es war der höchste Rückstand in Hälfte eins für die Eisbären, die beim 40:49 zur Pause aber noch auf eine Wende hoffen durfte.
Und diese Wende kam. Eingeleitet von einem treffsicheren Matt Frierson, der allein im dritten Viertel zwölf Punkte erzielte und beim 56:56 wieder für den Ausgleich sorgte. Und weil nun auch Nachverpflichtung Justin Stovall sowie Daniel Norl Akzente setzten, zog Bremerhaven in der Folge über 71:65 auf 79:65 davon (34.). Es sollte die Vorentscheidung sein, denn die mit nur acht Akteuren angereisten Gäste mussten jetzt auch der kleineren Rotation Tribut zollen. „Endlich haben wir auch mal ein knappes Spiel vor heimischem Publikum für uns entscheiden können", resümierte Steven Key nach dem Abpfiff und wirkte sichtlich erleichtert. "Nach der Halbzeit haben die Jungs ihre Intensität deutlich gesteigert. Und mit den zunehmenden Erfolgserlebnissen im Rücken konnten auch Spieler, die lange nicht getroffen haben, wieder ihre Körbe machen.“
Eisbären Bremerhaven: Frierson (24), Larysz (5), Breitlauch (5), Krajcovic (7), Freeman (6), Oehle (13), Norl (12), Meyer, Kruhl (n.e.), Stovall (8), Vanaclocha Sanchez (8).