Es rumort ein wenig bei den Eisbären Bremerhaven. Mit nur zwei Siegen aus den ersten sieben Saisonspielen sind die Zweitliga-Basketballer auf Tabellenplatz 15 in die kurze Länderspielpause der Pro A gegangen. Tabellenkeller statt Play-off-Ränge – das hatten sich das neu formierte Team um Headcoach Steven Key und auch die Fans ganz anders erhofft. Nachdem die Eisbären durch den Übergang in eine neue Gesellschaft die wirtschaftliche Grundlage für eine Rückkehr in die Bundesliga geschaffen haben, wollten sie sich nun sportlich wieder nach oben orientieren. Sie seien hungrig und werden sich nicht verstecken, hatte Eisbären-Geschäftsführer Nils Ruttmann vor Saisonbeginn betont und ergänzt: "Wenn wir im nächsten Frühjahr im Aufstiegsrennen dabei sind, werden wir auch einen Lizenzantrag stellen."
Von derartigen Sphären sind die Eisbären aktuell weit entfernt. Vielmehr haben die jüngsten Niederlagen am Doppelspieltag gegen Quakenbrück und Hagen für Ernüchterung und reichlich Frust gesorgt. Auch im Fanlager, das seinem Unmut über die zuletzt uninspirierten Auftritte unter anderem auf Facebook Luft verschaffte. Da ist in den Kommentarspalten von fehlender Qualität zu lesen. Vom Wunsch, das Trainerteam auszutauschen und personelle Veränderungen im Kader vorzunehmen. Die Spielweise, schrieb ein Beobachter, sei unterirdisch.
"Ich bin zu alt für Social Media", sagt Headcoach Steven Key. Die kritischen Töne im Umfeld hat der 54-Jährige aber sehr wohl wahrgenommen, "das ist okay, jeder darf seine Meinung haben", sagt er. "Wir selbst sind ja auch enttäuscht." Key ist indes auch erfahren genug, jetzt nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. "Eine Saison ist ein Marathon mit vielen kleinen Sprints", hatte er schon vor dem Saisonstart erklärt. Rückschläge müsse man einkalkulieren, wichtig sei es, "dass wir in den letzten Wochen der Saison den besten Basketball spielen".
Key betont aber auch, dass sich etwas verändern muss, um das Saisonziel Play-offs nicht aus den Augen zu verlieren. Und er ist guter Dinge, dass die Eisbären zeitnah die Wende schaffen. "Wir können besser spielen, die Qualität ist da", sagt der Coach. Er hatte seinem Team nach dem Pleitenwochenende zunächst ein paar freie Tage gegönnt, das habe allen gutgetan. Im Training spüre er nun eine ganz andere Körpersprache. Außerdem habe man die Probleme angesprochen und konzentriere sich jetzt wieder auf die Arbeit. Mit Umstellungen und neuen Spielzügen soll die Offensive belebt werden. Zudem gilt es, defensiv im Eins-gegen-Eins-Verhalten stabiler zu werden. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagt Steven Key.
Angefangen bei Leistungsträger Jarelle Reischel über Lennard Larysz, Carlo Meyer, Adrian Breitlauch bis hin zu Daniel Norl – in den vergangenen Wochen hatten die Eisbären im Training und in den Spielen immer wieder Ausfälle verkraften müssen. Zudem hat Center Bernat Vanaclocha bisher die Erwartungen nicht erfüllt und erhält entsprechend wenig Einsatzzeit. Gleiches gilt für den aus Itzehoe verpflichteten Big Man Chris Hooper. Mit Ausnahme von Larysz, der nach seiner Bänderverletzung im Sprunggelenk noch ein individuelles Aufbautraining absolviert, hat Key jetzt wieder den kompletten Kader beisammen. Er freut sich vor allem darüber, dass Reischel nach seinen Hüftproblemen wieder schmerzfrei ist. "Seine Blockade im Kopf ist weg, er ist fast wieder der alte", sagt Key. "Das hilft uns sehr, denn Jarelle ist ein wichtiges Puzzleteil für die Mannschaft."
Ein Reischel allein macht aus den Eisbären aber keinen Titelaspiranten. Vielmehr muss die Mannschaft auch als Mannschaft funktionieren. "Da hapert es aber noch an der einen oder anderen Stelle, die Art und Weise hat bisher nicht gepasst", sagt Eisbären-Kapitän Robert Oehle. Auch er zeigt Verständnis für die Kritik aus dem Fanlager, gerade mit Blick auf die beiden jüngsten Auftritte. "Das war ja auch sehr frustrierend", sagt Oehle. "Man darf nicht zweimal hintereinander so auftreten. Wir haben uns da einfach dem Schicksal ergeben und sind auseinandergefallen. Das müssen wir abstellen."
Der Bundesliga-erfahrene Routinier vermisst die Konstanz und den Rhythmus, das Spielverständnis und die Kreativität in der Offensive. Oehle spricht von fehlendem Timing. Fehlendem Druck. Schlechten Wurfquoten. Schwächen im Defensivverhalten. Und davon, dass einige Spieler noch nicht in ihren Rollen angekommen seien. "Es fehlt uns ein bisschen an Qualität", sagt der 34-Jährige auch und fügt ergänzend an: "Vielleicht müssten wir noch Veränderungen im Kader vornehmen."
Trainer Key und Geschäftsführer Ruttmann beurteilen das ähnlich. Man habe sich den bisherigen Saisonverlauf anders vorgestellt und die Länderspielpause deshalb auch dazu benutzt, die Fakten besonnen zu betrachten und zu analysieren, erklärt Nils Ruttmann. "Der Tabellenstand ist Mist. Mit der Bilanz von 2:5 sind wir alle nicht glücklich", sagt er. "Wir können das besser." Und ja: Es sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, personell nachzujustieren und einen neuen Impuls zu setzen, bestätigt Nils Ruttmann gegenüber dem WESER-KURIER. Womöglich werde man schon zum Wochenende eine Verstärkung präsentieren.
Am Wochenende geht es zum Tabellen-17. nach Trier. Die Partie ist das erste von drei Kellerduellen in Folge. Danach erwartet Bremerhaven das Schlusslicht Schwenningen und reist Anfang Dezember zum deutschen Rekordmeister Bayer Leverkusen, der aktuell Platz 16 belegt. Es sind richtungsweisende Spiele. Verlieren die Eisbären in Trier, rutschen sie auf einen Abstiegsplatz. "Das ist jedem klar", sagt Ruttmann. Und das gelte es zu verhindern, mit allen Mitteln. Er erwartet, dass die Mannschaft eine Reaktion zeigt, "im Kader schlummert noch Potenzial", sagt Ruttmann. "Wir wollen fokussiert bleiben, Punkte holen und für ein besseres Gefühl sorgen", sagt auch Steven Key.