Die Eisbären Bremerhaven sind mit großen Erwartungen in die laufende Saison der 2. Basketball-Bundesliga Pro A gegangen – und drohen nun krachend zu scheitern. Zum Abschluss der Hinrunde belegt das Team von Headcoach Steven Key nur einen enttäuschenden elften Tabellenplatz. Die Eisbären haben nur sieben ihrer 17 Partien gewonnen und liegen schon sechs Punkte hinter den Play-off-Rängen zurück. "Damit können wir nicht zufrieden sein", sagt Eisbären-Kapitän Robert Oehle. "Die Hinrunde ist als Schulnote allenfalls eine Vier."
Man hinke den selbst gesteckten Zielen deutlich hinterher, sagt auch Teamkamerad Adrian Breitlauch. "Da müssen wir nicht drumherum reden." Die größte Baustelle sei die Defensive. Aber auch im Teamplay in der Offensive müsse man sich steigern, betont Breitlauch. Man habe es außerdem nicht geschafft, auch mal gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte etwas zu reißen – "das ist unser Manko, das müssen wir dringend ändern", erklärt Routinier Oehle. "Wenn man es nüchtern betrachtet, haben wir nur gegen die Mannschaften, die unten stehen, unsere Hausaufgaben gemacht."
Koblenz ausgenommen, haben die Eisbären tatsächlich sechs der sieben in der Tabelle schlechter postierten Teams bezwungen. Dazu gab es einen Heimsieg gegen den Tabellenneunten aus Bayreuth. "Im Grund haben wir nur die Pflichtsiege geholt", sagt Breitlauch. Hinzu käme eine insgesamt schwache Heimbilanz mit nur drei Siegen in neun Partien. "Es ist wieder eine schwierige Saison", sagt Robert Oehle. "Ich sehe, dass wir ähnliche Fehler machen wie im letzten Jahr. Wir müssen uns echt steigern, wenn wir noch in die Play-offs wollen. Das Potenzial ist da, aber wir müssen es auch abrufen – daran hapert es."
Im zweiten Jahr unter der Regie von Coach Steven Key wollte der langjährige Erstligist, der zuvor zweimal im Play-off-Viertelfinale gescheitert ist, nicht nur oben mitspielen, sondern womöglich auch ein Wort mitreden im Kampf um den Aufstieg in die BBL. Von Meisterschaft oder Aufstieg hat zwar vor Serienbeginn niemand konkret gesprochen, Geschäftsführer Nils Ruttmann und Coach Key hatten aber als Ziel für die Hauptrunde zumindest die Top-Vier ausgerufen. Man wolle den nächsten Schritt machen, hieß es vor Saisonstart. Dafür müsse man sich in allen Kategorien um eine Nuance steigern, hatte Steven Key erklärt.
Um dieses Ziel zu erreichen, hatten die Verantwortlichen im vergangenen Sommer mit Kapitän Oehle sowie Breitlauch, Jarelle Reischel, Lennard Larysz und Matt Frieson einen Kern von fünf Leistungsträgern der Vorsaison weiter an den Klub gebunden. Darüber hinaus wurde der Kader mit den Neuverpflichtungen Hilmar Henningsson (Point Guard), Jordan Giles (Small Forward), Ray Simmons (Point Guard), Kevin Charles (Power Forward) und Hendrik Drescher (Center/Power Forward) vermeintlich gezielt verstärkt. "Die Teamchemie stimmt, die Mannschaft hat Qualität. Wir sind bereit", hatte Key zum Ende der Vorbereitung gesagt, in der fünf von sechs Testspielen gewonnen wurden.
Vor dem Saisonstart Ende September herrschte somit eine gewisse Aufbruchstimmung bei den Seestädtern. Schließlich hatte man sich nach zuvor wirtschaftlich schwierigen Jahren inzwischen konsolidiert und hätte bereits im vergangenen Frühjahr im Aufstiegsfall eine Lizenz für die BBL erhalten. Möglich wurde dies bekanntlich durch den Übergang der Eisbären in eine neue, schuldenfreie Gesellschaft. Die Auflagen für eine Rückkehr in die Bundesliga sehen aktuell unter anderem einen Mindestetat von drei Millionen Euro und ein positives Eigenkapital von 250.000 Euro vor. Auflagen, die die Eisbären nicht mehr stressen. Die Grundlage für eine Rückkehr in die Bundesliga ist geschaffen, das Thema werde man im Auge behalten, hatte Ruttmann betont.
Aktuell ist die Bundesliga indes in weite Ferne gerückt. Die Eisbären hatten den Saisonstart mit drei Pleiten zum Auftakt verpatzt, und nach nur zwei Siegen aus den ersten neun Spielen stand man sogar unmittelbar vor den Abstiegsrängen. Was auch personell Konsequenzen nach sich zog. Die Eisbären tauschten frühzeitig den Spielmacher aus und holten Aaron Cook für Ray Simmons. Zudem wurde Ende Oktober der vor den Unruhen aus Israel geflüchtete Power Forward Nick Hornsby als elfter Profi unter Vertrag genommen.
Inzwischen läuft es etwas besser. Seit Mitte Dezember haben die Eisbären immerhin vier von sechs Begegnungen gewonnen. Der Trend der letzten Spiele geht in die richtige Richtung, sagt Oehle. Aber es seien eben immer noch Spiele dabei wie gegen Frankfurt oder Dresden, die man aufgrund von Fehlern oder einem schlechten Viertel doch noch unnötig verloren habe. Auch Steven Key sieht eine Steigerung, ist aber mit der jüngsten Ausbeute ebenfalls nicht zufrieden: Eigentlich hätte man alle sechs Spiele gewinnen wollen und sollen, sagt er. "Das Feuer und der Einsatz sind zu 100 Prozent da, aber wir spielen noch nicht konstant." Oehle hat derweil die Hoffnung, dass Bremerhaven noch die Kurve bekommt. "Wir sind noch nicht tot", sagt der 35-Jährige. "Wir haben noch 17 Spiele in dieser Rückrunde. Wenn wir zehn oder besser noch zwölf davon gewinnen, könnten wir die Play-offs noch erreichen", betont Oehle. "Und dann fängt man wieder bei Null an – das ist das Gute!"