Was für ein Krimi! In einer bis zur letzten Sekunde packenden Zweitligapartie haben Bremerhavens Basketballer den Tabellenführer Rasta Vechta mit 77:75 (42:40) bezwungen und mit dem vierten Sieg in Folge ihre Ambitionen auf das Erreichen der Play-off-Runde untermauert. Es war ein hart erkämpfter Sieg für die ersatzgeschwächt angetretenen Eisbären, die aber eine glänzende Moral bewiesen und in Matt Frierson und Rückkehrer Jarelle Reischel (je 15 Punkte) ihre besten Werfer hatten.
Die Eisbären mussten in diesem Nordderby auf ihren Publikumsliebling Adrian Breitlauch verzichten (persönliche Gründe). Und auch Kapitän Robert Oehle fehlte. Mit Blick auf die deutsche Rotation, für die auch Johannes Heiken (Reha nach Kreuzbandriss) und NBBL-Korbjäger Luca Merkel (Pause nach Kahnbeinbruch) aktuell keine Rolle spielen, war es somit enorm wichtig, dass Jarelle Reischel wieder zur Verfügung stand. Schließlich müssen in der Pro A stets zwei deutsche Akteure auf dem Parkett stehen – und inklusive Reischel hatten die Eisbären so zumindest vier Spieler mit deutschem Pass im Kader. Eisbären-Topscorer Reischel (Punkteschnitt 15,5 pro Partie) hatte Anfang Januar gegen Dresden sein letztes Spiel bestritten und dann aufgrund von Achillessehnenproblemen acht Partien pausiert.
Mit Reischel verfügte Headcoach Steven Key gegen den starken Ligaprimus aus Vechta über eine willkommene Alternative mehr auf den großen Positionen. Dort, wo sich zuletzt auch der im Februar nachverpflichtete Khalid Thomas als echte Verstärkung entpuppt hat. Dreimal war der 23-jährige Amerikaner bis dato dabei gewesen, dreimal hatten die Eisbären gewonnen. Der 2,07 Meter große Center, vom österreichischen Bundesligameister BC Vienna in die Seestadt gekommen, ist zum einen die erhoffte Entlastung für Robert Oehle, zudem erzielte er bei 15:15 Minuten Einsatzzeit pro Partie im Schnitt 13 Punkte. Nach dem Ausfall des Kapitäns war Thomas diesmal noch stärker gefordert. Und auch Bernat Vanaclocha, der in den vergangenen drei Partien ohne Einsatzminuten geblieben war, durfte diesmal wieder mitmischen – und das machte der groß gewachsene Spanier (2,10m) ausgesprochen gut.
"Vechta hat bisher eine tolle Saison gespielt, sie haben sehr viel individuelle Qualität in ihrem Kader", sagte Eisbärencoach Steven Key über den Gast, der sich Anfang Februar noch mit Nazihar Bohannon verstärkt und bis dato nur drei Niederlagen kassiert hatte (20 Siege). Doch auch Bremerhaven stellte an diesem Abend eindrucksvoll unter Beweis, dass sich dort eine Mannschaft auf den Weg gemacht hat zu einer spielstarken Einheit. Angeführt von ihrem Point Guard Simon Krajcovic, der als einziger Bremerhavener Akteur keine Länderspielpause hatte, sondern deren zwei für sein Heimatland Slowakei bestritten hat.
Und wie: In der Gruppe D der EM-Qualifikation führte Simon Krajcovic die Slowaken zunächst mit 23 Punkten und sechs Assists zum 82:73-Heimsieg gegen Tabellenführer Nordmazedonien, dann steuerte er 18 Punkte und fünf Vorlagen zum 72:71-Erfolg in Dänemark bei. Der Eisbären-Profi darf damit weiter auf die Teilnahme an der Europameisterschaft 2025 hoffen. Und ebenso darf Krajcovic nach diesem Triumph über Rasta Vechta weiter hoffen, mit den Eisbären in der laufenden Saison noch die Play-offs um Meisterschaft und Aufstieg zu erreichen. Weiter geht es schon an diesem Sonntag mit einem weiteren Heimspiel gegen Verfolger Bochum (Tip-off 15 Uhr/Stadthalle Bremerhaven). Eintrittskarten gibt es online und auch an der Tageskasse.
Eisbären Bremerhaven: Frierson (15), Larysz (9), Reischel (15), Krajcovic (5), Freeman (6), Norl (6), Meyer, Thomas (9), Stovall, Vanaclocha (12).