Mit großen Visionen ist Dan Panaggio im Sommer als Mitgesellschafter, Berater und schließlich auch als Sportdirektor bei den Eisbären Bremerhaven eingestiegen. Sein Vorhaben, den Basketball am Standort Bremerhaven strukturell und sportlich in eine neue, erfolgreichere Ära zu führen, muss der Amerikaner anders angehen. Denn nun zählt zunächst einmal das Alltagsgeschäft – und das heißt Klassenerhalt. Am Mittwoch hat Sportdirektor Panaggio den glücklosen Arne Woltmann auf dem Trainerposten abgelöst und steht an diesem Sonnabend im Heimspiel gegen Braunschweig erstmals als Headcoach in der Verantwortung (20.30 Uhr/Stadthalle Bremerhaven).
Nach vier Niederlagen in Folge und dem Absturz auf Tabellenplatz 16 sahen sich die Verantwortlichen der Eisbären Bremerhaven zum Handeln gezwungen. Wenn kein Fortschritt zu erkennen sei, müsse man reagieren, um den Klub zu schützen, hatte Geschäftsführer Wolfgang Grube betont und angefügt: „Wir dürfen nicht absteigen, denn sonst war alles umsonst.“ Die Partnerschaft der Eisbären mit dem NBA-erfahrenen Dan Panaggio und dessen DME Sports Academy in Florida hält Grube nach wie vor für alternativlos.
Der Klub-Mäzen und Hauptgesellschafter ist deshalb auch sehr froh darüber, in dieser misslichen Lage eben in Dan Panaggio einen ausgewiesenen Experten auf den Trainerposten hieven zu können. Der 63-Jährige, der als Assistenztrainer von Phil Jackson bei den Los Angeles Lakers in den Jahren 2009 und 2010 NBA-Meister geworden ist, ist damit nach Muli Katzurin, Chris Harris, Sebastian Machowski und Arne Woltmann bereits der fünfte Cheftrainer in nicht einmal vier Jahren, der neunte seit dem Bundesligaaufstieg 2005.
Dieses Traineramt zu übernehmen, war dabei überhaupt nicht das Ziel von Dan Panaggio. Weil es ein sehr zeitintensives Amt ist. Und weil sein Lebensmittelpunkt eigentlich in Daytona Beach in Florida liegt. Vielmehr wollte er als Sportdirektor in erster Linie beratend tätig sein und sein Netzwerk nutzen, um die Eisbären personell zu verstärken und Bremerhaven perspektivisch zu einem Ausbildungsstandort für Talente aus ganz Europa zu machen. Eigentlich. Nun aber fungiert Panaggio, der mit seiner Frau Ellen inzwischen ein Apartment in Bremerhaven bezogen hat, auch als Headcoach – und soll möglichst bald den Nachweis erbringen, dass der maßgeblich von ihm zusammengestellte Kader besser ist als der aktuelle Tabellenplatz.
Verteidigung wurde schlechter statt besser
Geschäftsführer Wolfgang Grube ist vom Potenzial des Teams überzeugt und macht Woltmann den Vorwurf, eben dieses Potenzial nicht herausgearbeitet zu haben. Drei Monate habe er gepredigt, doch die Verteidigung sei immer schlechter statt besser geworden, so Grube, der zum Teil „desaströse Spiele“ gesehen habe. Drei Monate, in denen Dan Panaggio als Sportdirektor im intensiven Austausch mit Arne Woltmann gestanden habe, persönlich oder per Telefon. „Aber man muss dann auch mal den einen oder anderen Ratschlag annehmen“, sagt Wolfgang Grube an die Adresse des nun entlassenen Trainers. „Wenn ich verliere, dann mache ich nicht alles richtig.“
Dan Panaggio soll es nun also richten und die Eisbären schnellstmöglich in ruhigeres Fahrwasser führen. Man darf dabei gespannt darauf sein, wie der Amerikaner mit dem in der deutschen Bundesliga gespielten Basketball zurechtkommt. Dass sich der Stil und die Systeme doch sehr unterscheiden, diese Erfahrung hat der gebürtige New Yorker bereits machen müssen. Er hat deshalb die Liga in den zurückliegenden Wochen regelrecht gescannt. Er hat sich etliche Videos angeschaut. Von den Spielen der Eisbären, klar. Aber auch von anderen Ligapartien.
Gespannt darf man aber auch darauf sein, wie Dan Panaggio das Team anpackt. Wie er sein Team anpackt. Denn schließlich war er es, der sämtliche Kontingentplätze im Kader besetzt hat. Der alle sechs im Aufgebot stehenden ausländischen Spieler gescoutet, für gut befunden und verpflichtet hat. Und der überdies in Paulius Sorokas den einzigen Akteur, der zuvor auf Initiative von Arne Woltmann geholt worden war, kurz vor Saisonstart noch aussortiert hat. Panaggio hat also – anders als Woltmann – weitreichenden Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders gehabt. Und nun wird er sich daran messen lassen müssen. Jetzt gilt es, den Beweis zu erbringen, dass diese Mannschaft tatsächlich die Qualität mitbringt, in der BBL einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen.
Am Dienstagnachmittag bereits hatte Dan Panaggio die erste Einheit in der Trainingshalle am Amerikaring geleitet. Die Zeit bis zu seinem ersten Spiel an diesem Sonnabend gegen Braunschweig war knapp, das weiß auch Wolfgang Grube. Trotzdem ist der Geschäftsführer guter Dinge, denn „Dan ist ein erfahrener Mann, er weiß, was er tut“. Grube erwartet schon an diesem Sonnabend eine erkennbare Steigerung, vor allem in der Defense. „Die Verteidigung“, sagt Wolfgang Grube, „ist das A und O.“ Und er ergänzt: „Es wird Zeit, dass wir unsere Fans auch wieder mit Siegen verwöhnen.“