68 Sekunden hat es nur gedauert – dann sind die Hoffnungen auf den ersten Sieg im Play-off-Viertelfinale dramatisch zerplatzt. Die Fischtown Pinguins haben das dritte Spiel gegen die Kölner Haie nach später Aufholjagd in der Overtime verloren. Nach regulärer Spielzeit hatten sie einen 0:2-Rückstand auf 2:2 ausgeglichen. Bremerhaven steht damit vor dem Play-off-Aus. Denn die Rheinländer führen in der Best-of-Seven-Serie nun mit 3:0 Siegen. Beim Gastspiel in Köln am Montag muss der Sieg her, sonst beginnt die Sommerpause für den amtierenden Vize-Meister schon im März.
Toten-Hosen-Lied fasst Spielanfang zusammen
Doch immer der Reihe nach: Lange dominierten die Haie das Spiel. Schon nach 1:20 Minuten schockten die Haie die Gastgeber. Kölns Moritz Müller erzielte die Führung für die Gäste. Kurz keimte Hoffnung in der ausverkauften Bremerhavener Eishalle auf. Denn bei der Torerzielung ging der Puck von Müllers Fuß aus ins Tor. Doch nach einem Videobeweis entschied der Schiedsrichter darauf, dass keine gezielte Schussbewegung erkennbar war – das Tor blieb bestehen.
Im ersten Drittel hatten die Kölner alles im Griff. Sie spielten wie aus einem Guss. Bei Fischtown lief anfangs wenig zusammen, das Team wirkte verbissen. Der fehlende Spielfluss wurde an den Puckverlusten im Aufbauspiel deutlich. Immer wieder liefen dadurch Gäste-Stürmer frei auf Pinguins-Keeper Kristers Gudlevskis zu. Die Verbissenheit wurde an den Fouls sichtbar. Zweimal gerieten die Hausherren in Unterzahl. Verteidiger Rayan Bettahar erhielt nach einem Check gegen den Kopf eines Gegenspielers eine Spieldauer-Strafe und brockte seinem Team zudem eine Fünf-Minuten-Zeitstrafe ein. Die Kölner schlugen trotz 15:5 Torschüssen allerdings kein Kapital aus den insgesamt sieben Minuten Power-Play im ersten Drittel.
"Es ist immer gut, wenn man eine Unterzahl übersteht. Aber davon können wir uns auch nichts kaufen, wenn wir keine Tore schießen und das Spiel nicht gewinnen", sagte Pinguins-Verteidiger Maxim Rausch in der Pause am Magenta-Sport-Mikrofon. "Es ist alles schwer. Das ist Play-off-Eishockey."
Kurios: Der Hallen-DJ legte in der ersten Drittelpause das Lied "Steh auf, wenn du am Boden bist" von der Düsseldorfer Punkband Die Toten Hosen auf. Die kleine Frotzelei in Richtung der Gäste, die mit den Nachbarn von der anderen Rheinseite nicht so können, passte zum Durchgang.
Bremerhaven steigert sich – und kassiert das 0:2
Gradliniger müssen die Bremerhavener spielen, forderte der Abwehrmann. Das gelang im zweiten Drittel ein bisschen besser. Aber dann eroberten die Gäste einen laschen Pass im Aufbauspiel und schalteten schnell. Haie-Verteidiger Adam Almquist zog aus der Distanz ab, Marco Münzenberger fälschte den Schuss zum 2:0 (24. Minute) ins Tor ab. Gudlevskis hatte kaum eine Chance, zu reagieren. Die Sicht auf Almquists Schuss war ihm versperrt.
Nach dem nächsten Nackenschlag war Bremerhaven kurz benommen, schüttelte sich und kämpfte sich in die Partie rein. Immer wieder kamen die Gastgeber zu Abschlüssen. Aber es fehlten die klaren und vor allem hochprozentigen Schusschancen. "Wir standen kompakt, mit fünf Mann in der Verteidigung. Das haben wir großartig gemacht", sagte Almquist.
Schneller Anschlusstreffer im letzten Drittel ändert Spieldynamik
Das galt bis zur 40:28 Minute im dritten Drittel. Da zog Fischtowns Matthew Abt einfach mal ab und der Puck landete von Miha Verlics Körper aus zum 1:2 im Netz. Der frühe Anschlusstreffer veränderte die Spieldynamik in der Folge komplett. Die souveränen Kölner hatten es nun mit konzentrierteren und zielstrebigeren Bremerhavenern zu tun. 24:12-Torschüsse sollten am Ende des Durchgangs in der Statistik stehen. Die Aussicht, das entscheidende vierte Spiel in der Serie zu verhindern, gab den Hausherren Aufwind.
Immer wieder rannten sie an. In der 51:32 Minute war es dann ein Distanzschuss von Bremerhavens Philip Bruggisser, der die Halle zum Beben brachte. Fischtown erhöhte in der Folge den Druck. Drei Minuten vor Schluss ließ Ziga Jeglic eine Großchance nach einem Fehler der Kölner-Defensive liegen. Aber nach der regulären Spielzeit blieb es beim 2:2.
Geknickter Pinguins-Coach hat noch Hoffnungen
Das berühmte Momentum war jetzt eigentlich bei den Pinguins. Doch dann erzielte Kölns Münzenberger das Golden Goal in der Overtime. Entsprechend geknickt trat Bremerhavens Coach Alexander Sulzer vor die Kameras: "Ich denke nicht, dass Köln das Spiel im Griff hatte. Wir haben viel Scheibenbesitz gehabt, aber am Anfang nicht die Tore gemacht."
Er sah einen "aggressiven" Auftritt seiner Spieler, die sich den Ausgleich "verdient" hatten. Durch ein "Broken Play", wie er den schnellen Gegenstoß der Kölner in der Overtime nannte, habe Bremerhaven nach starkem Kampf schlussendlich verloren.
"Wir werden in Köln dort weitermachen, wo wir heute aufgehört haben und werden ein Spiel nach dem anderen gewinnen", sagte Sulzer, der seiner Mannschaft nach den drei Niederlagen keinen Vorwurf machte.
Nun steht sein Team vor einer Herkulesaufgabe und muss die verbleibenden vier Spiele gewinnen, um ins Halbfinale einzuziehen. Spiel eins der vier Endspiele steht am Montag, 24. März, auf dem Programm. Dann sind die Pinguins ab 19.30 Uhr in der Kölner Lanxess Arena zum Siegen verdammt.