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DFB kürt Spielorte für EM-Bewerbung EM-Frust in Bremen

2024 will Deutschland zum zweiten Mal nach 1988 die Fußball-EM ausrichten. Am Freitag hat der DFB die zehn Städte, mit denen er sich bei der UEFA bewerben will, bestimmt.
15.09.2017, 11:45 Uhr
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EM-Frust in Bremen
Von Olaf Dorow

Enttäuscht bis sehr, sehr enttäuscht – so lässt sich zusammenfassen, wie die Bremer Verantwortlichen auf die Absage aus Frankfurt am Main reagiert haben. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte am Freitag an seinem Hauptsitz mitgeteilt, mit welchen zehn Städten er sich für die EM 2024 bewirbt.

14 Städte hatten eine Bewerbung beim DFB eingereicht, Bremen fiel dabei durchs Raster – ebenso wie Nürnberg, Mönchengladbach und überraschend auch Hannover. Sollte Deutschland vom europäischen Verband Uefa im nächsten Jahr den Zuschlag für die EM erhalten und sich dabei gegen die Türkei durchsetzen, würde in Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Hamburg, Köln, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt gespielt werden. „Wir sind sehr enttäuscht, weil wir eine sehr gute und starke Bewerbung abgegeben haben“, sagte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald.

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Er war wie Werder-Chef Klaus Filbry am Mittag von DFB-Präsident Reinhard Grindel angerufen worden. Grindel habe die geringe Zuschauerkapazität, die das Weserstadion im Vergleich zur Konkurrenz aufweist, als Grund für das Bremer Aus genannt. Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) sagte: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Kapazität am stärksten gewichtet wurde und deutlich zu gering ist.“ Das Weserstadion verfügt bei internationalen Spielen über rund 37 000 Plätze. Die kleinste der vom DFB ausgewählten Arenen (Leipzig) hat rund 6000 mehr.

Eine Bewerbungskommission des DFB hatte, basierend auf den Richtlinien der Uefa, anhand von zehn sogenannten Sektoren ein Ranking der 14 Stadien erstellt. Die einzelnen Sektoren wiederum wurden mit einem Prozentsatz versehen. Den Löwenanteil in der Bewertung stellten der Sektor Kapazität mit 25 Prozent sowie der Sektor Mobilität, also Anbindung und Erreichbarkeit des Stadions, mit 15 Prozent. Da Bremen das kleinste Stadion hat, kam es in dieser Kategorie nur auf den letzten – und bei der Mobilität auf den drittletzten Platz. In anderen Kategorien wie Übernachtungs- oder Werbemöglichkeiten landete Bremen im Mittelfeld oder gar weiter vorn. Das fiel aber kaum ins Gewicht.

So kam in der Endabrechnung der letzte Platz für Bremen heraus. Es wäre auch der letzte Platz geworden, wenn der Sektor Sicherheit nicht berücksichtigt worden wäre, sagte Grindel. Dieser Sektor hatte einen Anteil von zwölf Prozent erhalten. Bremen belegte hier ebenfalls nur den letzten Platz, zu dem – zumindest indirekt – auch der Streit zwischen der Stadt und der Deutschen Fußball Liga um Mehrkosten bei Polizeieinsätzen geführt haben dürfte. Alle Beteiligten bemühten sich aber zu bekräftigen, dass der Streit keine Auswirkungen auf die Entscheidung gegen Bremen gehabt hätte.

„Alle 14 Bewerber wären geeignet gewesen“

„Alle 14 Bewerber wären geeignet gewesen“, sagte Grindel. Er habe als DFB-Präsident keinerlei Einfluss genommen. Das Präsidium habe das Ranking der Bewerbungskommission eins zu eins übernommen, das Verfahren sei stets eng von Transparency International begleitet worden. Der Rotenburger Grindel griff nicht ein, obwohl nun aus „seinem“ Norden lediglich Hamburg dabei ist, dafür aber vier Städte im Westen, drei im Süden und zwei im Osten.

Jörg Wontorra, prominenter Sportjournalist und Kolumnist des WESER-KURIER, kann das nicht nachvollziehen. Ihn störe die ungleiche geografische Verteilung. „Nur ein Austragungsort im Norden ist schon mutig vom DFB“, sagte er. Auch Hess-Grunewald zeigte sich darüber verwundert. Es tröste aber wenig, „wenn wir nicht zum Zuge kommen und andere eben auch nicht“.

Die schärfste Kritik an der DFB-Absage kam von Werders Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer sowie vom Ex-Manager Willi Lemke. „Ich bin traurig, wütend und enttäuscht. Es ist das vierte Mal, dass Bremen nicht dabei ist“, sagte Fischer. Für die WM 1974 und die EM 1988 hatte Bremen auf eine Bewerbung verzichtet, für die WM 2006 folgte einer inoffiziellen Zu- eine offizielle Absage. Lemke äußerte sich ähnlich.

Wird Bremen sich künftig mit dem Weserstadion nicht mehr für Großereignisse bewerben? Nein, sagt Hess-Grunewald für Werder. Nein, sagt Günthner für die Stadt. Man wolle nun die schriftliche Begründung des DFB abwarten und schauen, wo und wie man sich verbessern könne. Unter Berücksichtigung bekannter Limitierungen durch die Lage, die baulichen und auch finanziellen Rahmenbedingungen soll dabei alles auf den Prüfstand kommen. Senator Günthner sagte: „Wenn die Kapazität ein Engpass ist, muss man sich mit der Frage beschäftigen, was man an der Kapazität machen kann.“

Ausgewählt wurden: Berlin (Rang 1), Dortmund (8), Düsseldorf (3), Frankfurt am Main (10), Gelsenkirchen (9), Hamburg (6), Köln (5), Leipzig (7), München (2) und Stuttgart (4).

Hier gelangen Sie zu den Ergebnissen aller Kandidaten in den einzelnen Kategorien.

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+++ Dieser Text wurde am 15.09.2017 um 20:29 Uhr aktualisiert +++

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