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Fischerhuder Rad-Profi im Interview Kämna freut sich nach der Tour auf eine fettige Pizza

Lennard Kämna sorgt bei der Tour de France für Aufsehen. Experten glauben, dass der in Bremen lebende Rad-Profi bald ganz vorne bei der Tour mitfahren kann. Im Interview spricht er über Freuden und Leiden.
16.07.2019, 22:38 Uhr
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Kämna freut sich nach der Tour auf eine fettige Pizza
Von Helge Hommers

Herr Kämna, die Hälfte der Tour ist vorbei, 1800 Kilometer legen hinter Ihnen. Wie bewerten Sie Ihre bisherige Leistung?

Lennard Kämna: Ich denke, dass ich sehr gut gefahren bin. Gerade auf den Etappen, auf denen ich viel helfen musste und konnte, war ich immer vorne mit dabei und hab viel Arbeit verrichtet. Von daher bin ich sehr, sehr zufrieden, was meine Beine so hergeben.

Ihre beste Platzierung sind Sie am Sonnabend mit Rang 36 gefahren, am Tag darauf fuhren Sie als 138. ins Ziel. Wie kommen solche Platzierungsunterschiede zustande?

Die Platzierungen sind für mich total unwichtig. Ich tue immer alles dafür, dass unser Siegkandidat die möglichst beste Ausgangsposition bekommt, und opfere mich voll dafür auf. Sobald ich damit fertig bin, gehe ich raus, rolle die letzten anderthalb Kilometer aus und komme entspannt ins Ziel, um am nächsten Tag möglichst frisch zu sein. Als ich 36. wurde, habe ich die letzten 20 Kilometer versucht, Michael (Michael Matthews, erster Sprinter von Team Sunweb, Anm. d. Red.) vorne zu halten. Das ist mir gelungen. Da bin ich so weit vorne gelandet, weil die anderen Fahrer hinter mir schon vorher abgefahren waren. Wenn aber noch 150 Fahrer im Feld sind, fahre ich nun mal nur als 151. ins Ziel.

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Wie ordnen Sie die Leistung Ihres Teams ein? Sunweb will Etappen gewinnen, was noch nicht geglückt ist.

Unsere Teamleistung ist an sich gut. Am Montag zum Beispiel, der Etappe vor dem Ruhetag, waren noch knapp 50 Fahrer im Feld und wir waren mit sechs Mann vertreten. Wir sind dann einen starken Lead-out (Taktik, um den Sprinter kurz vor dem Ziel in Position zu bringen, Anm. d. Red.) gefahren, aber irgendwie fehlt uns noch das Glück, das Momentum, damit unser Sprinter die Etappe vorne abschließt. Leider haben wir den Sieg noch nicht geholt, aber ich bin mir sicher, dass das noch passieren wird.

Spüren Sie die Aufmerksamkeit, die Ihnen in der medialen Berichterstattung entgegenschlägt?

Ja klar. Dass man mit der ARD ein schönes Live-Interview bekommt, hat man sonst bei keinem Rennen. Das ist natürlich toll, dass wir unseren Sport repräsentieren und auch uns ein bisschen zeigen können. Es ist immer viel los an der Strecke, viele Zuschauer sind da, das ist schon sehr aufregend.

Was war Ihr schönstes Erlebnis bisher?

Das war der Tourstart, der Grand Départ in Brüssel, wo auch das Mannschaftszeitfahren stattfand. Es war superviel los, riesige Menschenmengen waren da. Die Leute haben gesungen, es war unglaublich laut. Ein echter Gänsehautmoment. Dort zu fahren, hat mir viel Freude bereitet.

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Wie sieht Ihr Abend aus, wenn das Rennen vorbei ist?

Nach der Etappe fahren wir uns meistens kurz auf der Rolle (Trainingsgerät, Anm. d. Red.) aus, dann geht‘s in den Bus zum Duschen. Kurz hinsetzen, entspannen, etwas essen, und dann fahren wir ins Hotel, was meist eine halbe oder ganze Stunde dauert. Dort geht‘s dann ab auf die Massagebank, es gibt wieder etwas zu essen, und dann hat man vor dem Schlafen noch ein, zwei Stunden für sich.

Apropos Essen: Wie ernähren Sie sich während der Tour?

Wir haben hier Essen ohne Ende und einen guten Koch mit dabei. So viel, wie ich hier esse, esse ich sonst nie. Man ist auf der Tour schon sehr gut versorgt. Nach den Rennen gibt es meistens Pasta oder Reis mit Soße, aber absolut nichts Besonderes – leider.

Sie leben inzwischen in Bremen. Gab es einen Grund, weshalb Sie umgezogen sind?

Vorher habe ich ja in Fischerhude gewohnt, das ist zwar auch nicht weit weg von Bremen, aber ich hatte einfach Lust, in die Stadt zu ziehen.

Wenn Sie an die Zeit nach der Tour denken: Worauf freuen Sie sich?

Am meisten darauf, wieder Zeit mit meiner Freundin verbringen zu können. Und in meinem eigenen Bett schlafen und die Tage wieder ruhig angehen zu dürfen. Aber natürlich freue ich mich auch auf eine schön fettige amerikanische Pizza.

Die Fragen stellte Helge Hommers.

Zur Person

Zur Person

Lennard Kämna (22)

feiert aktuell für den deutschen Radrennstall Sunweb sein Debüt bei der Tour de France. Nach zehn von 21 Etappen liegt der Neu-Bremer als drittbester Deutscher im Gesamtklassement auf dem 59. Rang.

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