Die Zuschauerzahlen bei den Eisbären Bremerhaven sind auch in der Vorsaison stark rückläufig gewesen. Der Trend der vergangenen Jahre hatte sich abermals bestätigt. Was die Verantwortlichen des Basketball-Bundesligisten angesichts dürftiger Leistungen und ausbleibender Erfolge indes nicht verwundert hat. „Die Zuschauer wollen Siege sehen und davon gab es zu wenig“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Grube. Nun gilt es also, die Zuschauer zurückzugewinnen. Mit Siegen, zumindest aber mit ansprechenden Vorstellungen wie zuletzt gegen Bamberg (88:93). Etwas mehr als 2300 Zuschauer sahen diese Partie, das waren bereits rund 200 mehr als beim Saisonauftakt gegen Crailsheim.
An diesem Sonntag dürfen sich die Eisbären auf eine weitaus größere Kulisse einstellen, wenn sie um 15 Uhr auf den amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger FC Bayern München treffen. Grund dafür ist allerdings nicht nur der namhafte Gegner, sondern auch der Umzug nach Bremen. Drei Heimspiele tragen die Eisbären inzwischen pro Saison in der ÖVB-Arena auf der Bürgerweide aus. Diese sogenannten Hanse-Games locken regelmäßig 8000, 9000 Zuschauer an. Wirtschaftlich sind diese drei Spiele in Bremen deshalb für die Eisbären inzwischen zu einem wichtigen Faktor im Jahresetat geworden. Wegen des ungebrochen großen Interesses seitens der Zuschauer in Bremen, aber auch mit Blick auf das Sponsoring. „Die äußeren Bedingungen sind einfach toll und bieten viele Möglichkeiten“, sagt Wolfgang Grube. Weshalb der Geschäftsführer grundsätzlich auch nicht abgeneigt erscheint, die Anzahl der Hanse-Games absehbar vielleicht sogar auf vier zu erhöhen.
Dan Panaggio, der neue Sportdirektor der Eisbären, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er weiß, dass der Markt klein ist. Dass die Sponsoren in Bremerhaven rar sind. Also gelte es, diesen Markt auszuweiten. Panaggio möchte die Identifikation mit den Eisbären im Land Bremen verstärken. „Wir wollen erreichen, dass die Bremerhavener, aber auch die Bremer, die Eisbären als ihr Team ansehen“, sagt Panaggio, wohl wissend, dass dies nur funktionieren kann, wenn die Mannschaft ansprechende Leistungen mit Leidenschaft und Kampf abliefert. „Je besser das Team ist“, sagt der Amerikaner, „umso mehr Fans und Geschäftsleute kommen an Bord.“ Das wiederum, so der 63-Jährige weiter, seien die Ressourcen, die der Verein benötige, um weiter wachsen und auch mal richtig namhafte Spieler nach Bremerhaven locken zu können.
"Bremer Publikum hat Bock auf Basketball"
Dem Spiel gegen den finanzstarken Branchenprimus aus München kommt somit schon eine gewisse Bedeutung zu. Die Mannschaft von Headcoach Arne Woltmann ist gefordert. Sie soll überzeugen. Sie soll dem Favoriten Paroli bieten und möglichst positiv überraschen, um nachhaltig für einen Besuch der Eisbärenspiele zu werben – in Bremen, aber auch in der 4050 Zuschauer fassenden Bremerhavener Stadthalle, dem sogenannten Eisbärenkäfig. Aussichtslos erscheint dies nicht. „Mit dieser Mannschaft haben wir mehr Möglichkeiten, Überraschungen zu landen, als im letzten Jahr“, sagt Woltmann. Die jüngste Partie gegen Bamberg, bei der die Eisbären nur knapp eine solche Überraschung verpassten, ist für ihn Bestätigung genug. Die Bayern seien zwar von der individuellen Besetzung her die talentierteste Mannschaft der Liga, so Woltmann, „aber sie bringen ihre PS zurzeit noch nicht auf die Straße“. Der 44-Jährige ist also guter Dinge. „Die ÖVB-Arena ist eine tolle Basketball-Arena mit einer guten Atmosphäre“, sagt Woltmann. „Ich hoffe, dass es ein enges Spiel wird, denn das erzeugt Stimmung – und das Bremer Publikum hat gezeigt, dass es Bock auf Basketball hat.“
Vor einer großen, stimmungsvollen Kulisse zu spielen, „das ist der Traum eines jeden Basketballers“, sagt Eisbären-Spieler Adrian Breitlauch, übrigens ein gebürtiger Bremer. Eine solche Kulisse gäbe einem die Energie, um auch mal große Gegner wie den FC Bayern ärgern zu können. „Die Bayern sind das Nonplusultra“, betont Breitlauch. Kleinreden lässt er sich seine Eisbären, bei denen er einst als Jugendspieler regelmäßig als Wischer fungierte und nun schon im dritten Jahr als Profi aktiv ist, aber nicht. „So einen Mix wie jetzt hatten wir bei den Eisbären noch nie“, sagt der 25-Jährige. „Wir bieten interessanten Offensiv-Basketball – das ist für die Zuschauer schön anzusehen.“